Sonntag, 9. Januar 2011

51 »Das Geheimnis der runden Pyramide«

Teil 51 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein


Die vielleicht geheimnisvollste Pyramide der Welt liegt am Rande von Mexiko City. Einst haben sie Archäologen mühsam ausgegraben. Inzwischen hat Mutter Natur das mysteriöse Bauwerk zum großen Teil wieder zugedeckt. Nur da und dort liegt uraltes Mauerwerk offen frei, freilich nur für für den aufmerksamen Beobachter, der nicht arglos vorbeifährt.

Modell der mysteriösen Pyramide
von Cuilcuilco. Foto: W.J.Langbein
Pyramiden haben immer ein viereckiges Fundament. Und die ältesten Pyramiden stehen im Land am Nil. Sie wurden von den mächtigen Pharaonen in Auftrag gegeben. Das sind, so scheint es, Binsenweisheiten. Aber entsprechen sie der historischen Realität? In Mexiko brachte mich ein Taschendieb ungewollt auf eine spannende Spur. Sie führte mich zu einer Pyramide, die es gar nicht geben dürfte. Sie ist nicht viereckig, sondern rund. Und sie ist sehr viel älter als es die Schulwissenschaft für möglich hält! Es gibt deutliche Hinweise auf eine »unmögliche« Tatsache: die Pyramide von Cuicuilco entstand, als es in Mexiko noch längst keine Pyramiden gab.

Wann und wo mögen die ersten Pyramiden errichtet worden sein? Darüber herrscht in der wissenschaftlichen Literatur Einigkeit. Pharao Djoser legte im ägyptischen Sakkara um 2650 v.Chr. den Grundstein für die erste Pyramide überhaupt. Einst ragte sie 62,50 Meter in den Himmel Ägyptens, im Lauf der Jahrtausende ist sie etwas »geschrumpft«, auf »nur« noch 60 Meter. Ihre Basis misst 121 mal 109 Meter. Sie ist also, anders als alle jüngeren Pyramidenbauten, nicht quadratisch.

Ist das die älteste Pyramide der Welt?
Foto: W.J.Langbein
Die wohl berühmtesten Pyramide der Welt wurden einst in der Wüste von Ägypten errichtet. Inzwischen hat sich der Moloch Kairo an die Denkmäler herangeschlichen. Elendsviertel explodieren förmlich und drohten die Jahrtausende alten Denkmäler förmlich zu vereinnahmen. Eine weiträumig um den Gizeh-Komplex errichtete Mauer soll das verhindern.

Sie gilt als etwas jünger als die Pyramide des Djoser: die geradezu legendäre Pyramide der Welt. Man hat sie nach Pharao Cheops benannt. Cheops wollte wohl – um 2568 v.Chr. – seine Vorgänger übertrumpfen. Stolze 146 ragte seine Pyramide einst in den Himmel.. und war bis ins Mittelalter das höchste Gebäude der Welt. An der Basis, so haben es findige Wissenschaftler rekonstruiert, maß das Grabmal des Cheops einst 230 mal 230 Meter. Sie wurde – unsere Binsenweisheit bestätigend – viereckig quadratisch angelegt... vor etwas mehr als 4570 Jahren!



Die Cheops-Pyramide bei Nacht. Foto: W.J.Langbein
Ein Taschendieb brachte mich vor zwanzig Jahren ungewollt nach Cuicuilco. Am letzten Abend einer spannenden Reise zu den großen Geheimnissen von Zentralamerika machte ich einen Bummel durch Mexiko-City. Müde kehrte ich in mein Hotel zurück. Am nächsten Tag wollte ich in die Heimat zurückfliegen. Bevor ich ins Bett gehen würde, wollte ich meinen Reisepass und mein Flugticket zurechtlegen. Aber wo waren das wichtige Dokument und das Ticket? Sie steckten in der Innentasche meiner Jacke. Das heißt: da hatten sie sich befunden bis sie mir von einem Taschendieb gestohlen worden waren. Jetzt erinnerte ich mich an den freundlichen jungen Mann, der mich im Gedränge von Mexiko-City angerempelt hatte. Weitschweifig hatte er sich entschuldigt und übertrieben hilfsbereit meine Jacke zurechtgezupft. Bei dieser Gelegenheit hat er dann meinen Pass und mein Flugticket gegriffen.

An Ruhe war nun nicht mehr zu denken. Ich durchwühlte mein Gepäck, aber Pass und Flugticket blieben verschwunden. Nun musste ich meinen Rückflug stornieren und einen späteren Flug buchen. Und ich musste mir bei der deutschen Botschaft einen Ersatzpass besorgen. »Das Papier kann ich Ihnen sofort ausstellen!» erklärte mir freudestrahlend ein Angestellter der Botschaft. »Bitte geben Sie mir zwei Passfotos!« Passfotos befanden sich aber nicht in meinem Reisegepäck. Woher sollte ich sie auf die schnelle besorgen? »Suchen Sie einen Fotografen mit Sofortbildkamera!« meinte der Mann von der deutschen Botschaft. »Vielleicht haben Sie ja Glück!«

Ich machte mich auf den Weg. Fotogeschäfte gab es viele. Fast alle konnten natürlich auch Passbilder machen. In nur wenigen Tagen, so erfuhr ich immer wieder, seien sie schon fertig. So lange wollte ich aber nicht in Mexiko-City bleiben. Immer nervöser werdend suchte und suchte ich. Es dauerte aufregende und hektische Stunden, bis ich einen Fotografen mit einer Sofortbildkamera ausfindig machen konnte. Und noch einige Stunden später bekam ich schon meinen Ersatzpass ausgehändigt. Für den nächsten Tag wurde mir ein Platz für die verspätete Heimreise reserviert.

Die Pyramide von Cuilcuilco heute. Foto W.J.Langbein
»Mein« Taschendieb hatte mir meinen Aufenthalt in Mexiko-City um einen Tag verlängert. Was sollte ich in der gewonnenen Zeit tun? »Visit the pyramid of Cuicuilco!« riet mir ein Taxifahrer. »Besuchen Sie die Pyramide von Cuicuilco!« Von dieser Pyramide hatte ich noch nie gehört. Sie sei älter als die berühmten Pyramiden von Ägypten.... War das möglich? Ich ließ mich vom Taxifahrer zu dem mysteriösen Baudenkmal fahren. Cuicuilco liegt am südlichen Stadtrand von Mexiko-City. zwischen Wolkenkratzern von der Art, wie sie auf allen fünf Erdteilen in den Himmel wachsen.

Die Pyramide von Cuicuilco war eingezäunt, lag in unmittelbarer Nähe einer stark befahrenen Straße. Leicht konnte man sie übersehen. Kein Hinweisschild machte darauf aufmerksam. Warum nicht? »Die Archäologen mögen die Pyramide nicht!« erklärte mir mein Taxifahrer. »Sie ist ihnen viel zu alt. Sie passt den Archäologen nicht ins Konzept!«

»Wie alt ist Cuicuilco?«,
Teil 52 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 16.01.2011



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