Freitag, 24. Juni 2011

Die heile Welt der Eva Herman - Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Am vergangenen Dienstag sprach der BGH sein abschließendes Urteil: Eva Hermans umstrittene Äußerungen zur Familienpolitik des Dritten Reiches wurden vom Hamburger Abendblatt nicht verfälscht wiedergegeben. Eva Herman unterlag damit in letzter Instanz und kann keine Schadenersatzansprüche gegen den Springer-Verlag geltend machen.

Um was ging es genau? - Eva Herman hatte anlässlich einer Pressekonferenz zur Präsentation ihres Buches »Das Prinzip Arche Noah« am 06.09.2007 folgendes Statement abgegeben (Originalzitat):

»Wir müssen den Familien Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen auch ‘ne Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien. Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68er wurde damals praktisch alles das alles, was wir an Werten hatten – es war ‘ne grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle – aber es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft. Es durfte nichts mehr stehen bleiben….« (Zitat Ende).

Das Hamburger Abendblatt hatte die Aussage folgendermaßen zusammengefasst (Originalzitat):

»...machte die Autorin einen Schlenker zum Dritten Reich. Da sei vieles sehr schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf Hitler, aber einiges eben auch sehr gut. Zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter. Die hätten die 68er abgeschafft, und deshalb habe man nun den gesellschaftlichen Salat.« (Zitat Ende).

Nach diesem Bericht hatte Herman Klage erhoben, da sie sich falsch wiedergegeben sah und vom Oberlandesgericht Köln zunächst recht bekommen.

Screenshot (Ausschnitt) der Startseite von
eva-herman.de, 22. Juni 2011
Trotz ihrer letztinstanzlichen Niederlage scheint sich Herman weiterhin an den Kölner Urteilsspruch zu klammern. Denn wer diese Woche ihre Homepage öffnet, reibt sich verwundert die Augen: »Eva Herman gewinnt im Berufungsprozess gegen Axel-Springer-Verlag«, prangte es auf der Startseite. Mit einem Klick erfährt man, dass Herman sich freue, dass die Gerechtigkeit gesiegt habe. Erst wer genauer liest, stellt fest, dass es sich um einen Rückblick auf das Kölner Urteil handelt: »Das Oberlandesgericht Köln sprach am 29. Juli in zweiter Instanz ein endgültiges Urteil«, steht da zu lesen. Eine Jahreszahl fehlt. Das wirkt wie eine Nebelwerfertaktik, dem Gegenstand der Klage nicht unähnlich. Kann aber genauso gut sein, dass Herman irgendwo zwischen Apfelkuchenbacken und Bettenmachen ihr FTP-Passwort verschusselt hat und deshalb derzeit nicht in der Lage ist, ihre Homepage zu aktualisieren.

Wenn es der Eva zu wohl wird, geht sie aufs Eis
Was bewegt eine einstmals beliebte Nachrichtensprecherin zu solch einem medialen Amoklauf? Ungeschicklichkeit? - Schwer zu glauben bei einer derart medienerfahrenen Persönlichkeit. Wenn es ihr, wie sie behauptet, um die Darstellung von menschlichen Werten ging, die sowohl vor als auch in der Nazi-Zeit existiert hätten, warum hat sie dann ausgerechnet die Nazi-Zeit in den Fokus gerückt? Und nicht die Kaiserzeit? Oder das Mittelalter? Weil sich mit dem Reizwort Nationalsozialismus so schön Wirbel machen lässt?

Klar ist: Das von Herman beschworene Familienbild hat in seiner ganzen Idylle nie existiert. Ob eine stolze Mutterkreuzträgerin ihr Leben nicht gerne mit dem einer erfolgreichen Nachrichtensprecherin getauscht hätte? Besonders dann, wenn sie wieder mal einen ihrer Söhne dem Führer opfern durfte oder ihr das Haus über dem Kopf weggebombt wurde? - In Evas Welt wäre sie danach nicht gefragt worden. Denn Mütter, das sind nach Hermans Worten ja »Werte«. Können Werte Menschen sein, mit eigenen Zielen und Bedürfnissen? Und was sind dann Väter? Zumindest in Hermans obigem Originalzitat kommen sie in der Liste der Werte gar nicht vor.

Eva Herman hat bislang ein durch und durch privilegiertes Leben geführt, auch wenn sie das streckenweise subjektiv anders empfunden haben mag. Wie es Jahrtausende lang an der Mütterbasis zugegangen ist, hat sie nie erfahren müssen, und es ist ihr auch nicht zu wünschen. Zu wünschen wäre ihr allerdings die Eingebung, sich wenigstens mit den diesbezüglichen Fakten vertraut zu machen, ehe sie in die nächste Schlacht ihres Mütterkreuzzuges zieht …

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