Freitag, 10. Juni 2011

Gedrucktes Buch kontra E-Book? – Die Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Dass Goethe ›voll krass cool‹ ist, kriegt jeder Fünftklässler heute von seinem Deutschlehrer eingetrichtert. Nicht, dass es für die Schüler Nennenswertes von unserem Dichterfürsten zu lesen gäbe, so weit zu gehen, würde wohl doch kein Deutschlehrer sich trauen. Einige beiläufige Erwähnungen des Namens Goethe, in Verbindung mit von Anglizismen durchsetzten Lobhudeleien für ihn, das muss im Deutschunterricht genügen, zumindest in der Unterstufe. Immerhin genug, um auch künftige Generationen am Gefühl kultureller Überlegenheit teilhaben zu lassen, das das Bewusstsein um solch stolze literarische Traditionen nun mal mit sich bringt.

Ja, dass wir ein Volk des Buches sind, hat jeder mitbekommen, und sei es auch nur vom Hörensagen. Wir sind deshalb bereit, jede in Verbindung mit Büchern stehende Tradition unhinterfragt aufrechtzuerhalten. Hundert Blatt beschriebenes Papier, am oberen Ende zusammengeklammert, unterliegen deshalb ganz anderen Gesetzen, als wenn sie auf der linken Seite gebunden und von einem Buchdeckel umgeben sind: Im zweiten Fall tritt die deutsche Buchpreisbindung in Kraft und hebelt die geschäftliche Freiheit von Verlagen und/oder Autoren aus. Das deutsche Buch ist nach dieser Lesart ein schützenswertes Kulturgut, ganz im Gegensatz zu Büchern aus den meisten anderen Ländern dieser Erde.

Und jetzt? Kommt das E-Book daher und schlägt dem Volk Johannes Gutenbergs ins Gesicht! Wir sind verunsichert. Wissen einfach nicht, wie wir damit umgehen sollen. Wenn E-Books nicht des Teufels wären, dann hätte doch Johannes Gutenberg irgendwann mal was über sie gesagt, oder? Zumindest hätte er uns irgendeine geistige Schublade für sie vorgegeben, und die fast ebenso geniale deutsche Gesetzgebung hätte uns diverse Sonderregeln geschenkt, wie mit E-Books zu verfahren ist, damit die deutsche Kultur an ihnen nicht zerbricht. Na gut, zumindest für letzteres ist es ja noch nicht zu spät.


Der Kindle E-Book-Reader
von Amazon
Dabei haben E-Books viele Vorteile: Sie übertragen die Freiheit des Internets auf das Medium Buch. Bewahren uns vor dem Sammeln großer Mengen Papier, die uns bei jedem Umzug belasten und noch dazu regelmäßig abgestaubt sowie sortiert, katalogisiert, vor Motten geschützt und im Reisekoffer als Übergepäck finanziert werden müssen, und das auch dann, wenn wir viele Bücher im Leben nur ein einziges Mal lesen. Außerdem schonen sie die knapper werdenden Ressourcen, was einer ihrer größten Vorteile ist.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich habe nichts gegen gedruckte Bücher. Im Gegenteil! Ich habe viele herzlich geliebte Exemplare, die mich schon mein halbes Leben oder länger begleiten und die ich niemals hergeben würde. Es werden sogar ständig mehr. Aber: Muss ich wirklich Lexika durchs Leben schleppen? Wörterbücher? Oder irgendwelche Sachbücher, die nach dem Verlassen der Druckerei bereits veraltet sind? Muss ich auf längeren Reisen den halben Koffer voller Bücher haben? Ist die Schlepperei ein in Stein gemeißeltes Naturgesetz? – Ich denke, nein.

Das E-Book wird sich durchsetzen, ohne das gedruckte Buch zu verdrängen.
Auch hierzulande. Davon bin ich absolut überzeugt, angesichts der großen Vorteile, die die neue Technik nicht zuletzt moderner E-Reader bietet. Bis zu 3.500 Buchtitel können beispielsweise auf einem Amazon-Kindle gespeichert werden. Und dabei wiegt er weniger als ein einzelnes herkömmliches Taschenbuch. Da lacht das Herz des notorischen Viellesers!

Und so freue ich mich, dass inzwischen auch die ersten Titel von Autoren dieses Blogs als E-Books erhältlich sind. Wer bisher noch nicht mit E-Books in Berührung gekommen ist, sollte sie ganz unbefangen einmal ausprobieren. Dies ist auch ohne größere Investitionen möglich: Amazon bietet eine kostenlose Kindle for PC-Version, mit der man sich erst einmal einfuchsen kann, ehe man sich für die Anschaffung des Geräts entscheidet.

Ihnen ein anregendes Lesevergnügen!
.
Ihre Ursula Prem

Die ersten Kindle-Titel unserer Autoren
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6 Kommentare:

  1. Viele meiner Bekannten schreien reflexartig auf, wenn ich behaupte, dass das gedruckte Buch verschwinden wird.
    Es wird wie mit der LP sein - nur nicht so schnell. Aber in 20 oder 30 Jahren werden nur noch Liebhaber Bücher besitzen. (nagelt mich nicht auf ein Jahr fest)
    Es wird sehr sicher so sein und ich glaube auch nicht, dass unsere Kultur davon untergeht.

    Wichtig sind lediglich offene Standards, sonst bestimmen die Apples und Amazons dieser Welt was wir zu lesen haben.

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  2. Hallo mrcalvinhobbes, vielen Dank für Ihren Kommentar. Die Welt ist in einem ständigen Wandel. Und auch Bücher sind davon nicht ausgenommen. Was die Gefahr der Zensur durch Firmen wie Apple oder Amazon angeht, bleibe ich durchaus gelassen. Denn gerade beispielsweise Amazon hat sehr viel für die Liberalisierung des Buchmarktes getan: Dort sind auch all jene Bücher erhältlich, die nur schwer einen Zugang zum Offline-Buchhandel finden. Dadurch hat die literarische Vielfalt nicht gerade gelitten ...

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  3. Good evening Germany, Tassie calling :-) Ich denke dass beide nebeneinander existieren koennen; nicht jeder der ein Velo faehrt, wirft das jetzt weg weil er ein Auto hat. Aber das e-book muss sich erst noch etwas entwickeln, es ist noch nicht ganz verlaesslich - ausser man verbrennt ein Buch, kann man es auch ohne Strom lesen, und ist nicht auf 'remote control access' angewiesen. Ja e-buecher auf den 'readers' koennen 'remote' wieder entzogen werden, was auch immer der Grund!
    cheers
    Marlies

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  4. Ein ebook zu lesen ist was ganz anderes, als ein richtiges Buch in der Hand zu halten. Das ebook ist gut für Sachbücher und kurze Texte. Alle Kinder sollten ein Kindle bekommen statt Schulbücher, damit die Schlepperei aufhört.
    Jedoch einen Roman auf dem Pad zu lesen, das macht nicht wirklich Laune. Ich blättere noch gern mit den eigenen Fingern und mag den Geruch von Papier.
    Bin also auch der Meinung: Beides wird nebeneinander gut funktionieren!

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  5. Hallo Lebenskünstler, absolut richtig! Schüler sollten als erste mit E-Readern ausgestattet werden. Dann kommt es auch nicht zu solchen verzweifelten Auswüchsen, wie ich sie hier beschrieben habe: http://www.vorschule-lernen.de/2011/05/selbst-gebaute-schulranzen-bildung-ist.html :-)

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  6. Hallo Marlies und Goodday Australia! :-)Sicher wird niemand seine Bücher wegwerfen, nur weil es jetzt E-Books gibt. Sie stellen aber eine hervorragende Ergänzung dar. Gerade lexikalischen Werken könnten sie in Zeiten von Wikipedia sogar das Überleben sichern, da die Buchdateien sehr schnell aktualisierbar sind, und nicht erst eine neue Auflage gedruckt werden muss.

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