Das Geheimnis der Anden IV,
Teil 125 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
Eisiger Wind beißt sich durch meine zwei dicken Wollpullover. Jeder Schritt fällt schwer, jeder Atemzug schmerzt. Kein Wunder: Ich befinde mich in 4.000 Metern Höhe über dem Meeresspiegel, nicht im Flugzeug, sondern in den Hochanden Boliviens. Vor mir erhebt sich ein Monument aus schwärzlich-grauem Stein. Das seltsame »Sonnentor« wurde aus einem einzigen Andesitblock gemeißelt. Irgendwann einmal zerbracht es in zwei Teile ... wurde es von einem Erdbeben gestürzt? Wurde es in einer apokalyptischen Katastrophe umgeworfen, so als wäre es ein kleines Modell für die Spielzeugeisenbahn und nicht dreieinhalb Meter hoch und vier Meter breit?
Seltsam: Ich habe einige Grabungsberichte gelesen, in denen geschildert wird, wie die kostbaren Steinmonumente von Tiahuanaco »gefunden« wurden. Sie mussten ausgegraben werden, lagen unter einer oft meterdicken Schicht aus hart gebackenem Schlamm. Eine Vermutung drängt sich auf: Eine Flut zerstörte einen riesigen Tempel aus Stein, warf die Steine und Statuen durcheinander ... weichte den Boden auf, wühlte ihn förmlich auf ... und ließ Statuen und Steine im Schlamm versinken.
Im Lauf der Jahrtausende wurde der morastige Schlamm fast so hart wie Zement ... und bedeckte die uralten Zeugnisse der Kultur von Tiahuanaco mit einer schützenden Schicht.
Edmund Kiss (1886-1960) kam nach intensiver Recherche zu einer mehr als erstaunlichen Erkenntnis. Demnach war Tiahuanaco – ältere Schreibweise Tihuanaku – vor vielen Jahrtausenden ... Hafenstadt. Und es soll Epochen gegeben haben, zu denen die mysteriöse Ruinenstadt vollständig überschwemmt war. So schreibt Kiss (1): »Daß Tihuanaku einmal ganz unter Wasser gestanden hat, ist sicher. Die große Freitreppe der Sonnenwarte Kalasasaya in Tihuanaku ist von einer dünnen Schicht im Wasser abgesetzten Kalkes überzogen, der so fest haftet, daß man ihn mit dem Messer abkratzen muß, um eine Probe zu Versuchszwecken nach Hause zu nehmen.«
Kiss trägt fantastisch anmutende Thesen vor: Eine gewaltige Flutkatastrophe hat vor vielen Jahrtausenden Tiahuanaco zerstört (2): »Diese Annahme ist wahrscheinlich und entspricht auch dem Augenschein, denn die Anden-Metropole ist durch ein plötzliches Ereignis, wahrscheinlich durch eine Flutwelle vernichtet und ihr Bau jäh unterbrochen worden. Die Gebeine von Menschen und Tieren, darunter von heute ausgestorbenen Tierarten, liegen in wüstem Durcheinander meilenweit in den Alluvien (3) Tihuanakus. Dieses Knochensediment hat an einer Stelle, die der Beobachtung zugänglich ist, eine Mächtigkeit von etwa 3,50 m. Diese Stelle liegt in der Nähe von Tihuanaku. Die Eisenbahn fährt hier durch einen Hohlweg, und dieser hat eine Wandhöhe von 3,50 m, ohne daß das Knochensediment durchstoßen ist. Denn unter den Schienen liegt immer noch das gleiche unheimliche Sediment von weißgrauer Farbe, zusammengesetzt aus Abermillionen größerer und kleinerer Knochen, Bruchstücken von bemalter und glasierter Keramik, Schmuckstücken aus Bronze, mitunter auch aus Gold und Silber, Malachitperlen und anderem mehr.«
Edmund Kiss interpretiert das Durcheinander von Knochen von Menschen und längst ausgestorbenen Tieren als Beweis für Kataklysmen vor vielen Jahrtausenden. Wie ein Detektiv durchforstet er die Artefakte aus uralten Zeiten ... und kommt zu der Schlussfolgerung, dass die mysteriöse Stadt in den Hochanden Boliviens noch im Bau war, als die Apokalypse über sie hereinbrach.
Noch einmal zitiere ich Edmund Kiss (4): »Mit welch katastrophaler Plötzlichkeit die Bauarbeiten an der Stadt unterbrochen worden sind, beweisen die Funde silberner und kupferner Mauerlote, die neben begonnenen Bauten liegen geblieben sind, die Funde säuberlich nebeneinander aufgereihter Hausteinblöcke mit nagelneuer Skulptur, die wohl in den nächsten Tagen versetzt werden sollten, nun aber bis auf den heutigen Tag stehengeblieben sind und auch nicht mehr an die Stelle ihrer Bestimmung gelangen werden.«
Mich erinnert das von Kiss skizzierte Bild von den durch eine gewaltige Naturkatastrophe abrupt beendeten Bauarbeiten ... an die Osterinsel. Auch auf diesem einsamsten Fleckchen in der Südsee muss es eine Katastrophe gegeben haben. Von einem Tag auf den anderen wurden die Arbeiten in den Steinbrüchen abgebrochen. Halbfertige Statuen, noch mit dem Vulkan verbunden, warten seit vielen Jahrhunderten auf Fertigstellung. Andere Kolosse waren aus dem Vulkangestein herausgemeißelt worden, wurden aber nur einige Meter transportiert und blieben dann liegen. Wieder andere tonnenschwere Kolosse wurden offensichtlich fast bis an den Ort ihrer Bestimmung geschafft ... aber nicht mehr aufgerichtet!
Zurück nach Bolivien ins Hochland der Anden ... So manches Mal stand ich vor dem »Sonnentor«. Die Vorderseite wird von zahlreichen Bildnissen geziert. Halbreliefs wurden in den harten Stein geschnitzt. Zentrale Figur ist ein mythisches Wesen, dem Tränen über die Wangen rinnen. Strahlenförmig umrahmen, fast wie beim »Struwwelpeter«, Haare das Gesicht. Bei näherem Betrachten erkennt man, dass es Schlangen sind. Das seltsame Wesen hält rechts und links in nach außen gehaltenen Händen »Stangen«.
Insgesamt verlaufen über die gesamte Breite des »Sonnentores« vier Zeilen mit halbreliefartig in den Stein gravierten Bildern. Schon aus nur wenigen Metern Entfernung betrachtet wirken sie wie sich wiederholende »Stempel«. Im untersten, im vierten Band erkennen wir wiederum Gesichter, die dem Zentralmotiv »Struwwelpeter« ähneln. Kiss spricht von ihren »geflügelten Augen«, die (4) »den Eindruck erwecken, daß es sich bei den Darstellungen vielleicht um Sinnbilder einer fliegenden Bewegung, also vielleicht der Zeit, handeln könnte.«
Bänder 1 und 3 lassen eine Schar mythologischer Wesen aufmarschieren. Sie alle tragen seltsame Zeremonialstäbe. In Bändern 1 und 3 meinen wir, gekrönte Wesen mit Flügeln ausmachen zu können. Sie erinnern uns an Engel mit mächtigen Schwingen. Die Wesen von Band 2 recken mächtige Schnäbel gen Himmel. Es könnte sich um »Mischwesen« aus Kondor und Mensch handeln.
Schon manches Mal stand ich vor dem »Sonnentor« von Tiahuanaco ... und versuchte vergeblich, die winzigen Einzelheiten in jedem der einzelnen Gestalten zu erkennen. Prof. Hans Schindler-Bellamy machte mich darauf aufmerksam, dass die millimetergenau in den harten Stein gefrästen, detailreichen Bildchen von einem Steinzeitvolk mit Faustkeilen nicht geschaffen werden konnten. Sie müssen fortgeschrittenes Werkzeug besessen haben.
Am 29. Mai 1975 hielt der Gelehrte einen viel beachteten Vortrag im Rahmen der »2nd World Conference« der »Ancient Astronaut Society« in Zürich zum Thema »Tiahuanaco und das Sonnentor«. Der höchst sympathische Österreicher, gebildet und ein präziser Analytiker, wusste die Zuhörerschaft für sich zu gewinnen und zu überzeugen.
Prof. Schindler-Bellamy führte aus (5): »Wir kennen auch nicht die hochwertigen Werkzeuge, die sie für die Arbeit mit den unwahrscheinlich harten Andesiten ihrer Monumente benutzt haben: zum Schneiden, Polieren und Gravieren. Sie müssen Flaschenzüge zum Heben und Geräte zum Transportieren großer Lasten (bis zu 200 Tonnen) über beträchtliche Entfernungen von den Steinbrüchen bis zu ihrem derzeitigen Standort besessen haben. Es ist schwierig, sich vorzustellen, all die gewaltige Arbeit könne ohne irgendeine Form der Schrift und ohne ein System der Aufzeichnung bewerkstelligt worden sein.«
Ich darf zusammenfassen: Hoch in den Anden gibt es die Ruinen einer wahrlich mysteriösen Stadt. Sie wurde, so der Gelehrte Edmund Kiss, schon vor vielen Jahrtausenden in einer gewaltigen Naturkatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes zerstört, und zwar bevor sie vollendet werden konnte. In der archäologischen Literatur wird sie einem primitiven Volk auf Steinzeitniveau zugeschrieben. Glaubwürdig ist das nicht. Historische Detailfotos – viele Jahrzehnte alt – offenbaren einen Detailreichtum, den der perplexe Besucher vor Ort in den Hochanden kaum zu erfassen vermag!
Vergleichen wir doch einmal eine moderne »Kopie« des Sonnentorreliefs mit dem Original. Die moderne Fassung kann nur als stümperhaft bezeichnet werden ... im Vergleich zum Original.
Edmund Kiss hat nun versucht, die unglaublich präzisen Einzelbilder mit ihren zahllosen Details wie ein Buch zu lesen (6). Und das ist ihm offenbar gelungen. In seinem umfangreichen Werk interpretiert er mit der detektivischen Pedanterie eines Sherlock Holmes ... als einen Kalender von geradezu unglaublicher Präzision! Es ist bewundernswert, wie Edmund Kiss die Symbole bis zum kleinen Häkchen übersetzt. Er belegt, dass das Sonnentor dem Betrachter einen Kalender zeigt, der das Jahr in zwölf »Monate« unterteilt. Sonnwendtermine wie Tagundnachtgleichen können abgelesen werden. Ein Tiahuanaco-»Monat« umfasst 24 Tage. »Februar« und »März« haben 25 Tage. Anders als heute hat der Tiahuanaco-Kalender 30 Stunden zu je 22 Minuten.
Rätsel über Rätsel machen uns staunen! Da gab es vor Jahrtausenden auf der Hochebene in den Anden Boliviens eine unglaublich fortgeschrittene Kultur mit einem fremdartigen Kalender. Das Sonnentor von Tiahuanaco erweist sich als komplexer Kalender von unglaublicher Präzision! Bestätigt wurden die kühn anmutenden Kalender-Thesen von Edmund Kiss Jahrzehnte später durch Prof. Hans Schindler-Bellamy! (7)
Fußnoten
1 Kiss, Edmund: »Das Sonnentor von Tihuanaku«, Leipzig 1937, S. 28
2 Kiss, Edmund: »Das Sonnentor von Tihuanaku«, Leipzig 1937, S. 31
3 alluvium, das Angeschwemmte
4 Kiss, Edmund: »Das Sonnentor von Tihuanaku«, Leipzig 1937, S. 125
5 Schindler-Bellamy, Prof. Hans: »Tiahuanaco und das Sonnentor«, Vortragsmanuskript
6 Kiss, Edmund: »Das Sonnentor von Tihuanaku«, Leipzig 1937, siehe Kapitel III, »Das Sonnentor zu Tihuanaku. Versuch der Enträtselung seiner Ideographien«, S. 121-194
7 Bellamy, H.S. und Allan, P.: »The Great Idol of Tiahuanaco«, London 1959
Der steinerne Riese von Tiahuanaco
Das Geheimnis der Anden V,
Teil 126 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 17.06.2012
Besuchen Sie auch unser Nachrichtenblog!
Teil 125 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
Das Sonnentor von Tiahuanaco. Vorderseite (oben, Foto: Ingeborg Diekmann) und Rückseite (unten, Foto: W-J.Langbein) |
Seltsam: Ich habe einige Grabungsberichte gelesen, in denen geschildert wird, wie die kostbaren Steinmonumente von Tiahuanaco »gefunden« wurden. Sie mussten ausgegraben werden, lagen unter einer oft meterdicken Schicht aus hart gebackenem Schlamm. Eine Vermutung drängt sich auf: Eine Flut zerstörte einen riesigen Tempel aus Stein, warf die Steine und Statuen durcheinander ... weichte den Boden auf, wühlte ihn förmlich auf ... und ließ Statuen und Steine im Schlamm versinken.
Im Lauf der Jahrtausende wurde der morastige Schlamm fast so hart wie Zement ... und bedeckte die uralten Zeugnisse der Kultur von Tiahuanaco mit einer schützenden Schicht.
Edmund Kiss (1886-1960) kam nach intensiver Recherche zu einer mehr als erstaunlichen Erkenntnis. Demnach war Tiahuanaco – ältere Schreibweise Tihuanaku – vor vielen Jahrtausenden ... Hafenstadt. Und es soll Epochen gegeben haben, zu denen die mysteriöse Ruinenstadt vollständig überschwemmt war. So schreibt Kiss (1): »Daß Tihuanaku einmal ganz unter Wasser gestanden hat, ist sicher. Die große Freitreppe der Sonnenwarte Kalasasaya in Tihuanaku ist von einer dünnen Schicht im Wasser abgesetzten Kalkes überzogen, der so fest haftet, daß man ihn mit dem Messer abkratzen muß, um eine Probe zu Versuchszwecken nach Hause zu nehmen.«
Rückseite des Sonnentors Fotos W-J.Langbein |
Edmund Kiss interpretiert das Durcheinander von Knochen von Menschen und längst ausgestorbenen Tieren als Beweis für Kataklysmen vor vielen Jahrtausenden. Wie ein Detektiv durchforstet er die Artefakte aus uralten Zeiten ... und kommt zu der Schlussfolgerung, dass die mysteriöse Stadt in den Hochanden Boliviens noch im Bau war, als die Apokalypse über sie hereinbrach.
Original (oben) und »moderne« Kopie (unten) - Fotos: W-J.Langbein |
Mich erinnert das von Kiss skizzierte Bild von den durch eine gewaltige Naturkatastrophe abrupt beendeten Bauarbeiten ... an die Osterinsel. Auch auf diesem einsamsten Fleckchen in der Südsee muss es eine Katastrophe gegeben haben. Von einem Tag auf den anderen wurden die Arbeiten in den Steinbrüchen abgebrochen. Halbfertige Statuen, noch mit dem Vulkan verbunden, warten seit vielen Jahrhunderten auf Fertigstellung. Andere Kolosse waren aus dem Vulkangestein herausgemeißelt worden, wurden aber nur einige Meter transportiert und blieben dann liegen. Wieder andere tonnenschwere Kolosse wurden offensichtlich fast bis an den Ort ihrer Bestimmung geschafft ... aber nicht mehr aufgerichtet!
Sonnentor von Tiahuanaco Foto: Ingeborg Diekmann |
Insgesamt verlaufen über die gesamte Breite des »Sonnentores« vier Zeilen mit halbreliefartig in den Stein gravierten Bildern. Schon aus nur wenigen Metern Entfernung betrachtet wirken sie wie sich wiederholende »Stempel«. Im untersten, im vierten Band erkennen wir wiederum Gesichter, die dem Zentralmotiv »Struwwelpeter« ähneln. Kiss spricht von ihren »geflügelten Augen«, die (4) »den Eindruck erwecken, daß es sich bei den Darstellungen vielleicht um Sinnbilder einer fliegenden Bewegung, also vielleicht der Zeit, handeln könnte.«
Historische Aufnahme Foto: Archiv W-J.Langbein |
Schon manches Mal stand ich vor dem »Sonnentor« von Tiahuanaco ... und versuchte vergeblich, die winzigen Einzelheiten in jedem der einzelnen Gestalten zu erkennen. Prof. Hans Schindler-Bellamy machte mich darauf aufmerksam, dass die millimetergenau in den harten Stein gefrästen, detailreichen Bildchen von einem Steinzeitvolk mit Faustkeilen nicht geschaffen werden konnten. Sie müssen fortgeschrittenes Werkzeug besessen haben.
Am 29. Mai 1975 hielt der Gelehrte einen viel beachteten Vortrag im Rahmen der »2nd World Conference« der »Ancient Astronaut Society« in Zürich zum Thema »Tiahuanaco und das Sonnentor«. Der höchst sympathische Österreicher, gebildet und ein präziser Analytiker, wusste die Zuhörerschaft für sich zu gewinnen und zu überzeugen.
Zeichnung Zentralmotiv |
Ich darf zusammenfassen: Hoch in den Anden gibt es die Ruinen einer wahrlich mysteriösen Stadt. Sie wurde, so der Gelehrte Edmund Kiss, schon vor vielen Jahrtausenden in einer gewaltigen Naturkatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes zerstört, und zwar bevor sie vollendet werden konnte. In der archäologischen Literatur wird sie einem primitiven Volk auf Steinzeitniveau zugeschrieben. Glaubwürdig ist das nicht. Historische Detailfotos – viele Jahrzehnte alt – offenbaren einen Detailreichtum, den der perplexe Besucher vor Ort in den Hochanden kaum zu erfassen vermag!
Mythologisches Wesen Foto: Archiv W-J.Langbein |
Edmund Kiss hat nun versucht, die unglaublich präzisen Einzelbilder mit ihren zahllosen Details wie ein Buch zu lesen (6). Und das ist ihm offenbar gelungen. In seinem umfangreichen Werk interpretiert er mit der detektivischen Pedanterie eines Sherlock Holmes ... als einen Kalender von geradezu unglaublicher Präzision! Es ist bewundernswert, wie Edmund Kiss die Symbole bis zum kleinen Häkchen übersetzt. Er belegt, dass das Sonnentor dem Betrachter einen Kalender zeigt, der das Jahr in zwölf »Monate« unterteilt. Sonnwendtermine wie Tagundnachtgleichen können abgelesen werden. Ein Tiahuanaco-»Monat« umfasst 24 Tage. »Februar« und »März« haben 25 Tage. Anders als heute hat der Tiahuanaco-Kalender 30 Stunden zu je 22 Minuten.
Rätsel über Rätsel machen uns staunen! Da gab es vor Jahrtausenden auf der Hochebene in den Anden Boliviens eine unglaublich fortgeschrittene Kultur mit einem fremdartigen Kalender. Das Sonnentor von Tiahuanaco erweist sich als komplexer Kalender von unglaublicher Präzision! Bestätigt wurden die kühn anmutenden Kalender-Thesen von Edmund Kiss Jahrzehnte später durch Prof. Hans Schindler-Bellamy! (7)
Der Sonnentor-Kalender nach Kiss Foto: Archiv W-J.Langbein |
1 Kiss, Edmund: »Das Sonnentor von Tihuanaku«, Leipzig 1937, S. 28
2 Kiss, Edmund: »Das Sonnentor von Tihuanaku«, Leipzig 1937, S. 31
3 alluvium, das Angeschwemmte
4 Kiss, Edmund: »Das Sonnentor von Tihuanaku«, Leipzig 1937, S. 125
5 Schindler-Bellamy, Prof. Hans: »Tiahuanaco und das Sonnentor«, Vortragsmanuskript
6 Kiss, Edmund: »Das Sonnentor von Tihuanaku«, Leipzig 1937, siehe Kapitel III, »Das Sonnentor zu Tihuanaku. Versuch der Enträtselung seiner Ideographien«, S. 121-194
7 Bellamy, H.S. und Allan, P.: »The Great Idol of Tiahuanaco«, London 1959
Der steinerne Riese von Tiahuanaco
Das Geheimnis der Anden V,
Teil 126 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 17.06.2012
Besuchen Sie auch unser Nachrichtenblog!
Ja, das Sonnentor hat zweifellos einen Kataklysmos erlebt. Sein 360-Tage-Kalender entspricht der Jahreslänge vor der Flut. Plutarch schreibt in "Über Isis und Osiris", dass der ägyptische Kalender bei der Geburt der Götter Isis, Nephtis, Osiris, Seth und Haroeris (dem älteren Horus) geändert wurde und dass diese Götter die hinzugefügten fünf Tage beherrschen. Deren Geburt geschah den antiken Daten bei Manetho und Diodor zufolge etwa 20.000 v.Chr., die Flut aber nach Berossos etwa 33.500 v.Chr. Rechnet man dessen Angaben der Dauer eines Saros = 3600 Jahre, eines Nessos = 600 Jahre und eines Sossos = 60 auf einen Präzessionszyklus um und nimmt diesen als ein Jahr ("Platonisches Jahr"), dann ergibt sich die Übereinstimmung mit dem Kalender auf dem Sonnentor mit seinen 5-Tage-Wochen. Die Bestätigung dieser zeitlichen Einordnung findet sich in der Edda, da Tiahuanoco eindeutig mit dem Jötunheim der Edda identisch ist, der Heimstadt der Reifriesen, das "östlich von Asgart" (= Agharti) "jenseits eines Meeres" lag, "das vielen als unüberquerbar galt" (= der Pazifik).
AntwortenLöschen