Mittwoch, 13. Januar 2010

Hund und Katz / Teil II

Teil 2: Die Eingewöhnung

Unbefangen, bereit eine wunderbare Freundschaft einzugehen, ja, so war unsere Lizzy. Was in Bezug auf Marie, unseren Hund kein Problem darstellte, die Hündin hatte das kleine Kätzchen mit dem Wackelkopf von Anfang an in ihr übergroßes Pudelherz geschlossen.

Doch da gab es noch einen weiteren Mitbewohner in unserer Gemeinschaft. Luna! Ein Ausbund an Eleganz und gesittetem Benehmen.

Lizzys erster Annäherungsversuch, ein simples gegenseitiges Nasenschnuppern, was unter Katzen einem ersten Händeschütteln gleichkommt, wurde mit einem entsetzten, ja man möchte fast sagen, angewiderten Blick beantwortet. Nein, dieses winzige, wirr dreinblickende Wesen war wirklich weit unter Lunas Würde. Und das ließ sie uns in den nächsten Tagen auch deutlich spüren.

Dazu muss man etwas erklären. Luna entstammt einem griechischen Tierschutzprojekt. Der besonders strenge Winter 2005 wurde vielen Jungkatzen in Athen und Umgebung zum Verhängnis. Ohne Schutz und Heimat, der eiskalten Witterung ausgesetzt, starben sie zu Hunderten. Unermüdliche Tierschützer sammelten so viele Tiere auf, wie ihnen nur möglich war. Aber wohin sollten sie die Katzen vermitteln. Im eigenen Land würden sie nicht einmal einen Bruchteil der Tiere unter die Haube bringen können, also schlossen sie sich mit einer Tierschutzgruppe in Deutschland kurz und begannen über Zeitungsannoncen Katzen nach Deutschland zu vermitteln, die zu diesem Zeitpunkt noch in Griechenland saßen und auf ein endgültiges Zuhause warteten.

Meinem Mann und mir kamen Details dieser Notsituation zu Ohren und spontan entschlossen wir uns einem dieser Notfälle ein Zuhause zu geben. Über Internet konnten wir uns einen ersten Überblick über die angebotenen Kätzchen machen. Sie blickten uns von Fotos mit großen Augen entgegen, jede Farbe, jeder Körperbau, jede Fellstruktur, was immer das Herz begehrte wurde dort gezeigt. Nach unzähligen Fotos entstand bei uns der Eindruck, dass es schlicht unmöglich war, unter all diesen bezaubernden Wesen eine Wahl zu treffen. Doch dann klickten wir ein weiteres Foto an und von diesem Moment an war die Entscheidung gefallen.


Luna hing hilflos in einer Hand und starrte verunsichert in die Kamera. Da war sie, unsere Traumkatze! Und kaum zwei Wochen später flog sie geimpft und gechippt, von einer Tierschützerin vorbildlich in einem warmen Transportkorb verpackt von Griechenland nach Deutschland und somit in ihr endgültiges Zuhause.


Von diesem Tag an wurde Luna, damals 16 Wochen alt, verwöhnt, verhätschelt und mit einem Freischein für sämtliche katzentypischen Schandtaten ausgestattet. Wozu in ihrem ersten Lebensjahr das Zerfetzen von Tapeten gehörte und die langsame Zerstörung unserer Einrichtung. Damit muss jeder Katzenhalter, der sich ausgerechnet ein junges, unbefangenes Kätzchen ins Haus holt, rechnen. Wir duldeten es mit grenzenloser Geduld und einer Sprühflasche zur Verteidigung von Sofa und Lesesessel ausgerüstet. Was nach einiger Zeit Erfolg zeitigte, Luna entwickelte sich zu einer Vorzeigekatze. Keine weiteren Schäden an Haus oder Nerven.

Und dann kam Lizzy und benahm sich ganz genauso, wie ehedem Luna es tat und führte ihr vor Augen, wie unglaublich nervtötend es sein konnte, dass Reißen von Stoff zu vernehmen, oder den Teppich in Fetzen gehen zu sehen. Luna fand das gar nicht witzig! Wir ebenfalls nicht, aber wir besaßen ja noch die Sprühflasche. Unsere Griechin konnte sich nur durch lautstarkes Fauchen und angedeutete Hiebe in Richtung Neuzugang gegen etwaige Störungen und Spielattacken absichern. Was Lizzy im Gegenzug völlig kalt ließ. „Die will ja nur spielen!“, schienen ihre Augen und Gesten auszudrücken.


Für die bosnische Behinderte stellte alles Neue ein unglaublich spannendes Abenteuer dar, das in ihren Augen niemals schiefgehen und ihr schaden konnte. Daher wurden Schränke bestiegen, die auf Grund ihrer Behinderung eigentlich außerhalb ihrer Reichweite liegen sollten. Doch es ist nahezu unfassbar, wie erfindungsreich so ein kleines Kätzchen sein kann, wenn es darum geht, dem großen Vorbild nachzueifern. Manch harter Aufschlag war in dieser Zeit aus dem Nebenzimmer zu vernehmen, wenn sich Lizzy wieder einmal hoffnungslos überschätzte und tief stürzte. Aber wie durch ein Wunder wurde sie dabei nie verletzt.

Im Gegensatz zu Luna gewöhnte sich Lizzy erstaunlich schnell in der neuen Umgebung ein, sie kannte keine Berührungsängste, nahm Katzentoilette und diverse Schlafplätze gut an und wusste natürlich sofort, wo der Futternapf stand. Wir stellten von Anfang an von allen Dingen zwei auf. Für jede Katze ein eigener Napf, eine eigene Toilette, ein eigenes Körbchen. Es entstand ein Spiegelhaushalt, der jedoch auch dafür sorgte, dass es nie zu ernsthaften Streitereien kam.




Letztendlich erkannte Luna, dass dieser unmotiviert schunkelnde Vierbeiner keine Konkurrenz für sie darstellte, und betrachtete sie nur noch mit einem Nasenrümpfen. Denn sind wir mal ehrlich, an ihre königliche Hoheit würde dieses getigerte Ding nie heranreichen.

Wie sich alles weiter entwickelt wird in der Fortsetzung erzählt …



©Sylvia Seyboth

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