Teil 1: Die Ankunft
Könnten Sie diesem Blick widerstehen? Wir konnten es jedenfalls nicht. Wir, das sind mein Mann und ich.
Ein Rückblick: Oktober 2008, es ist mitten in der Nacht, ich erwarte meinen Mann nach zwei Wochen, die er in seiner Heimat Bosnien verbracht hat, zurück. Ich bin vorgewarnt. Die Lage ist in diesem Land für Vierbeiner jeglicher Art wie immer besorgniserregend. Es ist an der Tagesordnung, dass Hunde, für die man die Verantwortung nicht übernehmen will, einfach ausgesetzt werden. Katzen dürfen sich ungehemmt vermehren und viele der Jungtiere werden überfahren oder sterben mangels der nötigen Pflege. Mein Prachtexemplar von einem Mann kann dieses Leid nicht einfach akzeptieren und wegsehen, wie es so viele tun. Er hat drei junge Katzen von der Straße geholt, sie impfen und chippen lassen und auf seiner zwölfstündigen Heimfahrt in einem Transportkorb nach Deutschland geholt. Mit dem einen Zweck, sie so bald als möglich zu vermitteln. Ein Platz war bereits fest zugesichert worden, meine Schwester erklärte sich bereit, eines der Kätzchen bei sich auf Lebzeit aufzunehmen. Für die anderen beiden wollten wir Plätze suchen.
Endlich kommt er an, doch meine Gedanken gelten den drei erschöpften Kätzchen im Korb. Die Begrüßung fällt dementsprechend kurz aus. Katzentoilette steht bereit, Futter- und Wassernapf sind gefüllt, Liegeplätze wurden hergerichtet. Nichts steht einer ersten Nacht in unserem Haus mehr entgegen.
Meine Aufregung geht auf unseren Hund über, den wir ein Jahr zuvor, im Februar, ebenfalls aus Bosnien gerettet hatten. Die Hündin fand mein Mann als etwa acht Wochen alten Welpen in einem Karton am Straßenrand. Weggeworfen wie Müll, dem sicheren Tod preisgegeben. Marie, unsere treue, verrückte Pudelmixdame fasst den Transportkorb sofort fest ins Auge und lässt es sich nicht nehmen dabei zu sein, wenn die winzige Katzenlieferung ausgepackt wird.
Marie im Auge behaltend öffne ich die Klappe und kaum zwei Sekunden später streckt ein vorwitziges Kätzchen seinen kleinen Kopf heraus, sieht mich mit ihren riesengroßen Augen an und tut den ersten wackligen Schritt in ein neues Leben. Ihr Silberblick scheint auf mich gerichtet zu sein, könnte aber ebenso gut die Wand hinter mir ansehen, ich bin mir nicht sicher. Dann wackelt sie los und mir sind zwei Dinge sofort klar:
1. Ich werde diese Katze behalten.
2. Mit dieser Katze stimmt etwas nicht.
Die beiden anderen Kätzchen nehme ich in diesem Moment kaum wahr, denn meine auserwählte Schielekatze ist offenbar nicht gesund. Ihr Gleichgewichtssinn funktioniert nicht, sie ist unsicher auf den Beinen, schlicht unkoordiniert. Zusätzlich hat sie einen merkwürdig auffälligen Blähbauch. Panik erfasst mich. Ich will weder meine alte Katze gefährden, noch meinen Hund. Also fällt sehr schnell die Entscheidung: Quarantäne!
Lizzys erste Nacht, denn später werden wir sie so nennen, verbringt sie in einem leeren Raum auf dem Dachboden, den wir zum Wäscheaufhängen nutzen. Gleich am nächsten Morgen packen wir unsere Jungkatzen ein und gehen zu unserer Tierärztin. Zum Glück bekommen wir Entwarnung, es ist zwar ein bleibender Schaden, jedoch nichts Bedrohliches. Offenbar wurde unsere Lizzy durch Schläge verletzt, ein Nerv war wohl über längere Zeit eingeklemmt, daher die Koordinationsschwierigkeiten. Der Ursprung des Blähbauchs war ebenfalls sehr leicht auszumachen: Würmer!
Für uns stellte das kein Problem dar. Wurmpaste rein, Würmer raus. Bewegungsschwierigkeiten hin oder her, wir hatten uns auf den ersten Blick in diesen Unschuldsengel verliebt und offensichtlich erging es unserem Hund ebenso. Marie nahm sich von der ersten Sekunde an dieser Katze an, behandelte sie wie ihr eigenes Kind und bemuttert sie bis heute. Wohingegen unsere ältere Katze, eine Griechin, mit dem schönen Namen Luna, weitaus mehr Probleme mit dem Neubürger in unserem Haus hatte.
Es ist einfach schön, wenn es Menschen gibt die sich liebevoll um Tiere kümmern. Und schon ein Blick aus den Tieraugen belohnt uns dafür. Die Bilder sind wunderbar und ich hoffe noch mehr zu lesen zu bekommen und auch noch viele Bilder zu sehen. Uschi
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