Freitag, 23. November 2012

Psychiatrie: Heilige Inquisition unserer Zeit? – die Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Schon in der vergangenen Woche widmete sich die Freitagskolumne dem Fall Gustl Mollath. Endlich entdecken nun auch große Presseorgane wie Spiegel ONLINE und viele andere die Pressefreiheit und wagen es, über den unsäglichen Vorgang zu berichten. Viele freie Blogger im Netz haben die Problematik vor dem schnellen Vergessen bewahrt. Gustl Mollath verfügt nun außerdem über eine eigene, ausführliche Seite auf Wikipedia und eine aussichtsreiche Online-Petition ist ebenfalls seit dieser Woche am Start.

Es ist ganz klar: Der Fall Gustl Mollath muss nun endgültig wieder aufgerollt werden, denn die Spuren sind nicht mehr zu verwischen. Sie stehen unauslöschlich an vielen Stellen im Netz und dokumentieren einen Skandal, der sich nie mehr wiederholen darf: Die Verräumung eines im machtpolitischen Sinne »Gefährlichen« in der forensischen Psychiatrie.


Die Grauzone zwischen Medizin und Justiz

Die Verquickung von Justiz und Psychiatrie, wie sie in unserem Land praktiziert wird, eröffnet eine unermessliche Grauzone, in welche die Öffentlichkeit so gut wie keinen Einblick hat. Da wir allesamt dazu erzogen wurden, »wissenschaftlichen« Aussagen von Menschen mit Universitätsabschluss zu vertrauen, ist das allgemeine Problembewusstsein dafür nur unzureichend ausgeprägt.

Fakt ist: Der psychiatrische Gutachter vom Bezirkskrankenhaus Bayreuth bescheinigte Gustl Mollath ein »paranoides Gedankensystem« in Bezug auf die Schwarzgeldverschiebung, ohne jemals zugunsten Mollaths in Betracht gezogen zu haben, dass seine Aussagen der Wahrheit entsprechen könnten. Eine »therapeutische Aufarbeitung« mit Mollath sei nicht möglich, da dieser sich jeder Therapiemaßnahme verweigere, weshalb an eine Entlassung nicht zu denken sei.

Dass der nun öffentlich gewordene interne Revisionsbericht der im Zentrum stehenden Bank Mollaths Vorwürfe bestätigt, bringt den psychiatrischen Gutachter nun in beträchtliche Erklärungsnot, zeigt er doch, dass seine Methoden der psychiatrischen Begutachtung den wissenschaftlichen Mindestanforderungen an Beweiskraft nicht standhalten. Wir alle sollten deshalb unsere Ärztegläubigkeit in diesem Bereich überdenken, sonst öffnen wir der Falschbeschuldigung in unserer Gesellschaft Tür und Tor und bringen uns allesamt in eine Situation, die in letzter Konsequenz durchaus mit den Zuständen zur Zeit der Heiligen Inquisition vergleichbar ist.

Die Forensik des BKH Bayreuth. Hierhin wurde
Gustl Mollath auf unbestimmte Zeit verräumt.
Foto mit freundlicher Genehmigung von
Richard Semmler, @rennsemmler, vielen Dank!



Psychiatrische Gutachter – moderne Inquisitoren?

Ein spätmittelalterlicher Hexenprozess zeichnete sich stets dadurch aus, dass es für die Beschuldigten kein Entrinnen gab. So warf man sie bei der sogenannten »Hexenprobe« gefesselt ins Wasser. Ertranken sie, galten sie als unschuldig. Schafften sie es, sich über Wasser zu halten, konnten nur »übernatürliche Kräfte« im Spiel sein, weshalb die sofortige Hinrichtung angesagt war.

Dieselbe fatale Konsequenz ist im Fall von Gustl Mollath zu beobachten. Zeigte er »Krankheitseinsicht«, würde dies die Notwendigkeit seiner »Unterbringung« erst recht bestätigen. Da er sie jedoch nicht zeigt, ist er ein »unkorrigierbarer Verrückter«, vor dem die Öffentlichkeit geschützt werden muss. Wie er es auch dreht und wendet: Am Ende steht immer die verschlossene Tür zur Außenwelt. Müssen wir daraus schließen, dass der Unterschied zwischen unserem modernen Rechtsstaat und dem alten Kirchenrecht lediglich in einem veränderten Vokabular besteht? Mollath ist natürlich nicht »mit dem Teufel im Bund«, sondern unterliegt einem »paranoiden Gedankensystem«. Wo ist im Endergebnis der Unterschied? Meiner Meinung nach kann er sogar noch von Glück sagen, dass zumindest das öffentliche Verbrennen von Menschen heute in unseren Breiten als etwas unfein empfunden wird.

Meine dringende Bitte an alle Staatsbürger, denen es nicht egal ist, was um sie herum geschieht: Informieren Sie sich über den Fall Gustl Mollath und mischen Sie sich ein! Sorgen wir gemeinsam dafür, dass der Skandal im Bewusstsein der Öffentlichkeit bleibt, auch über die aktuelle Medienwelle hinaus! Sprechen und schreiben Sie über Gustl Mollath, ob im eigenen Blog, in Foren oder Kommentarsträngen. Bombardieren Sie die zuständigen Stellen mit Briefen und machen Sie klar, dass ein derartiger Skandal auch Auswirkungen auf Ihre nächste Wahlentscheidung haben könnte! Wiegen Sie sich nicht in Sicherheit, nur weil in Ihrem Leben gerade alles rund läuft: Was Mollath passiert ist, kann jedem passieren, wenn er unverhofft irgendwelchen mächtigen Interessen im Wege steht, denn ein »guter« Psychiater wird mühelos jeder gewünschten Person eine gewaltige Klatsche bescheinigen ...

Lesen Sie hier weiter:



3 Kommentare:

  1. http://www.amazon.de/Kriminelle-ihre-Therapeuten-austricksen-ebook/dp/B0065IRP90/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1353667940&sr=8-3
    Wie in diesem Buch ausgeführt, verhilft eben wegen des ersatzreligiösen Charakters der Psychiatrie nur die Lüge zur Entlassung. Herr Mollath- sollte er weiter stur bleiben und nicht abschwören- könnte in seinem Sonderfall nur Glück haben, daß man ihn loswerden will, um der öffentlichen Aufmerksamkeit zu entgehen, und um dann in Ruhe mit allen anderen " Fällen" weitermachen zu können. Der § 62 STGB böte den Gerichten da den Ausweg.

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  2. Ich fordere umfassende Aufklärung der Vorwürfe zu Folter, Mißhandlung, Menschenrechtsverletzungen, Entmündigung, rechtsstaatliche Unterlassung, und Versuche, Psychiatrie für politische Zwecke zu mißbrauchen.

    Die Sachverhalte sind in mehreren Quellen dargelegt, wie folgt:

    A.Poleev. Ungeziefer. Enzymes, 2012.
    URL: http://www.enzymes.at/indictments/Ungeziefer.pdf

    A. Poleev. Indictments, 2010.
    URL: http://www.enzymes.at/download/indictments.pdf

    Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, Beschwerdenummer 327113/11.
    URL: http://www.enzymes.at/indictments/ECHR3.pdf

    Unbefristete Protestaktion vor dem Essener Rathaus.
    URL: http://www.facebook.com/note.php?note_id=245383445523052

    Ich fordere Verhaftung von Angela Merkel vom 13.03.2012.
    URL: http://www.facebook.com/note.php?note_id=318679311526798

    Strafanzeige wegen versuchten Mord und Folter vom 23.04.2012.
    URL: http://www.facebook.com/note.php?note_id=345087362219326

    Strafanzeige wegen Unterschlagung von Beweismitteln vom 28.04.2012.
    URL: http://www.facebook.com/note.php?note_id=349110368483692

    Strafanzeige vom 14.05.2012.
    URL: http://www.facebook.com/note.php?note_id=359628627431866

    Strafanzeige wegen unterlassene Hilfeleistung und Fahrlässige Körperverletzung vom 12.10.2012.
    URL: http://www.facebook.com/note.php?note_id=425390307522364

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  3. Die Causa Mollath entlarvt diese bayerische Justiz als die Inquisition von heute. Und wie zu Zeiten der Heiligen Inquisition konnten nur die Reichen solch unbegründeten Anklagen entrinnen. Im schlimmsten Fall reisten sie nach Leyden in Holland, ließen sich auf der Hexenwaage wiegen und erhielten ein Dokument, das bescheinigte, dass sie keine Hexe sind.

    Heute genügt in Bayern die persönliche Bekanntschaft des zuständigen Richters, der dann "informell" die Steuerbehörden informiert, dass der Angeklagte verrückt sei ... Und solche Aktenvermerke bleiben dann bis zum Sankt Nimmerleinstag in den unergründlichen Schlünden der bayerischen Justiz! Das funktioniert allerdings nur dann, wenn der Akteur zu den "Prominenten" und Reichen zählt ... Also zu der Gruppe von ehrenwerten Leute, die es für richtig erachten, ihr Schwarzgeld am deutschen Finanzamt vorbeizuschleusen. Und eben diese ehrenwerte Leute kennen viele andere ehrenwerte Leute, die einander helfen - sei es auch mit falschen Gutachten.

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