Geld und Freundschaft, das waren schon immer zwei Dinge, die nicht wirklich zueinander passen. Denn: Lässt man sich durch Freunde in Schulden bringen, wird man eines Tages erkennen, dass Freunde gefährlicher sein können als Feinde.
Fragen Sie nur die vielen Männer und Frauen, die sich auf eine Bürgschaft für den Lebenspartner eingelassen haben: Die werden Ihnen erzählen können, wie der Hase läuft, wenn Partner und Kohle weg sind, und der Schuldenberg den letzten Rest der Liebe darstellt.
Das Beste, was man für seine Freunde tun kann, ist, dafür zu sorgen, selbst nicht in die Not zu kommen, sie um finanzielle Hilfe bitten zu müssen. Denn sonst wird der Tanz des Zorbas zum billigen Eintanz, das Glas Wasser und die Feige, zuvor aus Gastfreundschaft angeboten, zur zähneknirschenden Pflichtübung dem Gläubiger gegenüber.
Geld verdirbt jede Freundschaft. Weil es ihr die Unschuld raubt. Weil es aus einem Freien einen Bettler macht. Kommt der Gebende gar selbst dadurch in Bedrängnis, wird die Situation noch schwieriger: Er muss sich zum einen dem Hass des beschämten (ehemaligen) Freundes stellen, und zum anderen seinen eigenen Gläubigern.
»Aber Freunden MUSS man einfach helfen!«,
so werden Sie jetzt einwenden. »Soll man etwa zusehen, wie sie vor die Hunde gehen?«
Hierzu würde ich sagen: Ja! Sie haben recht! Man sollte Freunden helfen. Die Frage ist nur, in welcher Weise?
Die griechische Mythologie hat den Begriff des »Danaergeschenks« geprägt. Es bezeichnet eine Gabe (in der Mythologie: Das Trojanische Pferd), die sich für den Empfänger als Unheil stiftend erweist.
Und genau das sind sie für Griechenland, die Milliarden, die jetzt hereinregnen: Sie lösen das Problem nicht, verstärken es vielmehr. Sie erhöhen die Summe der Verbindlichkeiten Griechenlands, die schon jetzt unabtragbar erscheint, um einen weiteren großen Posten. Hierdurch ist die Erklärung des Staatsbankrotts erst einmal verschoben, ja. Aber abgewandt ist sie dadurch nicht.
Die wirkliche Hilfe müsste so aussehen, das Land bei der Durchführung einer geordneten, staatlichen Insolvenz und dem darauf folgenden Neuanfang zu unterstützen. Die unvermeidlichen Verluste dabei müssten von den Gläubigern Griechenlands getragen werden. Denn es ist das Wesen der Marktwirtschaft, sich über die Risiken eines Geschäfts bewusst zu sein. Gewinne einzustreichen, Verluste jedoch auf die Allgemeinheit abzuwälzen, das widerspricht fundamental dem freien Spiel der Kräfte und bringt zwangsweise schwere Störungen des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts mit sich.
Die am Reißbrett erstellte, politisch motivierte Gemeinschaftswährung namens EURO würde im Falle eines Staatsbankrotts wohl den Bach hinuntergehen. Aber was soll's: Haben nicht alle beteiligten Länder zuvor auch ohne den EURO ganz gut gelebt?
Emotionen wie die in Ihrem Brief vorgetragenen, Herr Wagner, sind jedenfalls in keiner Weise als Grundlage wirtschaftlichen Handelns geeignet. Wollte man sie trotzdem zu einer Entscheidungsgrundlage machen, so müssten sie gleichermaßen auch für das eigene Land gelten: Gab es bei uns nicht Goethe, Beethoven oder Wagner, (Richard, meine ich damit jetzt, nicht Franz Josef!)? Gibt es bei uns keinen Meeresstrand, der das Segeln lohnt? Keine freundlichen Menschen? Oder Kinder, die dringend eines besseren Bildungssystems bedürften, für das nun aber auf absehbare Zeit kein Geld mehr vorhanden sein wird?
»Rette nicht die Welt, rette Dich selbst!«, heißt es. »Denn mehr kannst Du für die Welt nicht tun ...«
Herzlichst,
Ursula Prem
Freitag ist für mich Ursula-Prem-Tag. Daumen hoch... up im Neudeutschen. UP - Ursula Prem!
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