Freitag, 5. August 2011

Das Ende einer Ära wird zu ihrem Höhepunkt: Harry Potter 8

Ursula Prem
Die Freitagskolumne von Ursula Prem

Seit über acht Jahren unterteilt sich das Jahr in zwei Zeiten: Vor dem Start des nächsten Harry-Potter-Films und danach, wobei Phase eins sofort nach dem Kinobesuch erneut in Kraft tritt. Diesmal ist es anders: Teil 8, kürzlich in den Kinos angelaufen, ist zugleich auch der letzte. Eine ganze Generation ist mit Harry Potter gemeinsam aufgewachsen und schließlich erwachsen geworden. Klar, dass etwas Wehmut aufkommt: Mit dem Tod von Lord Voldemort und dem endgültigen Sieg Harrys und seiner Freunde besiegeln diese gleichzeitig ihr eigenes literarisches Ende. Nur schwer dürfte J.K. Rowling das Kunststück gelingen, einen neuen Gegner aufzubauen, der auch nur annähernd so bekämpfenswert ist wie das absolute Böse, das sie mit »dem, dessen Name nicht genannt werden darf« literarisch so genial zu inkarnieren verstand. Wohl deshalb hatte sie auch von Anfang an erklärt, dass es keine Fortsetzung der Harry-Potter-Bücher geben werde. Ob dies das letzte Wort sein wird, wird sich zeigen. Ich für meinen Teil gehe davon aus, dass J.K. Rowling viel zu niveauvoll ist für einen alten B-Movie-Trick á la »Alles war nur ein Traum, Voldemort lebt, der Kampf geht in eine neue Phase«.

Umso wichtiger, den achten Teil zu genießen! Was ich heute im Kino erleben durfte, war das grandiose Finale einer magischen Lebensphase: Noch dramatischer, noch düsterer als seine Vorgängerfilme erzählt der zweite Teil von »Harry Potter und die Heiligtümer des Todes« die Saga zu Ende. Konsequent führt Regisseur David Yates seinen einmal beschrittenen Weg der Verinnerlichung fort und lässt uns in albtraumhafte Welten blicken, die das Innenleben der Protagonisten widerspiegeln. So wird die Fahrt in die Schatzkammern von Gringots zu einem rasanten Höllentrip, der nur noch wenig gemein hat mit der etwas hölzern wirkenden Analogie in Harry Potter Teil 1. Starke, atmosphärisch dichte Bildfindungen zeichnen auch die Umgebung des von Todessern bedrohten Schloss Hogwarts’ aus. Professor Snape, wie immer grandios verkörpert von Alan Rickman und die eigentlich zentrale Figur des Finales, hat zu seiner gewohnten Undurchdringlichkeit eine eindringliche Weichheit hinzugewonnen, die seine ganze Tragik beklemmend greifbar macht.



Dass auch Teil 8 auf teilweise Straffungen der Buchhandlung nicht verzichten kann, das versteht sich von selbst, wenn man die Vielschichtigkeit der literarischen Vorlage betrachtet. Dennoch ist David Yates und seinen Darstellern das Kunststück gelungen, den Kern der Geschichte zu visualisieren: Die Heldenreise des Harry Potter, sein endgültiger Eintritt ins Erwachsenenleben gegen alle Widerstände, die es dabei zu überwinden gilt. Dass JK Rowling diese Thematik parallel zu Harry Potters Schullaufbahn erzählt, mag entscheidend zu dem Erfolg der Potter-Reihe beigetragen haben: Die meisten Menschen erleben ihre persönliche Einweihung in die Abgründe der Menschheit nun einmal in der Schule, die zuweilen Albträume auszulösen vermag, die den Potter-Filmen nicht ganz unähnlich sein mögen. Deshalb bin ich sicher, dass die Potter-Reihe noch eine lange Zeit überdauern wird. Wenn demnächst wieder viele tausend ABC-Schützen hoffnungsvoll ihre Schultüte öffnen, wird damit der Grundstein für eine neue Generation der Potter-Fans gelegt werden …


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