»Die Vergangenheit ist niemals tot.
Sie ist nicht mal vergangen.«
»The past is never dead.
It's not even past.«
(William Faulkner, Requiem for a Nun. New York: Random House, 1951, 286 p., Scene II/1; Uraufführung im Zürcher Schauspielhaus, Oktober 1955)
Nachdem FJD 79-jährig [in Quickborn] starb, wurde er das „singende, scharfzüngige Megafon der ‘68er Bewegung« (der westen) genannt. Ich erinnere noch - Sommer 1966 - als der Korntrinker schon sein Kleinkunstpublikum hatte, immer noch in der Saarbrücker SPD (zeitweilig SPD-Stadtrat) war und Uniassistent für Europarecht (Dr.jur.1966). Später, 1981, FJD wohnte in Quickborn, gab´s mal im Hamburger Univiertel eine öffentliche Diskussion mit Werner Mittenzwei, der sich in der damaligen DDR dafür engagierte, daß dort die drei Peter-Weiss-Bände DIE ÄSTHETIK DES WIDERSTANDS ungekürzt erschienen (was geschah). Auch FJD fragte öffentlich und später in der Kneipe beharrlich nach …
Aber nicht deshalb diese Erinnerung.
Sondern: es gibt, FJDs »Vatis Argumente« betreffend, ein Rezeptions»mißverständnis«. Als das 68er-Lied zuerst im WDR [1968] lief und so endete
»lieber Rudi Dutschke
würde vati sagen
ich mach ihnen einen vorschlag
sie kommen zu mir
in meinen betrieb
personalabteilung
und in einem jahr
in einem jahr
sind sie mein assistent meine rechte hand
und dann
steht ihnen alles offen
na
bin mal gespannt
was er dann sagen wird
euer Rudi Dutschke
meint vati
aber das andere ist ja bequemer
alles kaputtschlagen
würde vati sagen
bloß nicht
ÄRMEL AUFKREMPELN ZUPACKEN AUFBAU'N« -
- sollen im WDR zustimmende Telefonanrufe eingegangen sein mit dem Tenor:´endlich hat´s mal jemand den Radikalinskis gegeben´. So daß sich FJD entschloß, der Schallplattenversion diesen Nachsatz beizufügen, um jeder rechten Zustimmung vorzubeugen:
»also wenn vati loslegt
dann fragt man sich immer
was ist der bloß immer so wütend
hat er gemerkt
daß ihn keiner mehr
ernst nimmt« 1
Ich erinnere auch, daß zur ideologischen »Begründung« eines realvollzogenen Berufsverbots im damals SPD-alleinregierten Nordrhein-Westfalen 1977 ein sich kritisch auf FJD´s Roman „Zündschnüre" [1973] beziehender Zeitungsleserbrief der sodann aus dem öffentlichen Dienst entfernten Studienrätin z.A. vorgehalten wurde …
Und erst vor einigen Wochen fand ich an entlegener Stelle in einem Buch FJDs einen Zeitungsausschnitt. Er enthielt einen so offenen wie öffentlichen Brief an den streitbaren Genossen, der 1973 als »Chefredakteur« mein Volontärszeugnis unterschrieb. FJD fragte diesen in schneidiger Höflichkeit: „Könnte es nicht sein, daß wir – diesmal – verloren haben?« Der Frage war wie bei Juristens üblich ihre Begründung nachgeschoben: »Die erste und wichtigste Aufgabe des Revolutionärs ist die ehrliche und schonungslose Analyse der Lage, meint Rosa Luxemburg zu Recht.« 2
2 unsere zeit: 175/88, Montag, den 1. August 1988: 5
Richard
Albrecht ist „gelernter“ Journalist, extern provomierter und
habilitierter Sozialwissenschaftler, lebt seit seiner Beurlaubung als
Privatdozent (1989) als Freier Autor & Editor in Bad Münstereifel
und war 2002/07 Herausgeber von rechtskultur.de.
Unabhängiges online-Magazin für Menschen und
Bürgerrechte. Bio-Bibliographie ->
http://wissenschaftsakademie.net
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