Sonntag, 9. Juni 2019

490 »Vom Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod«

Teil 490 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein


9. Juni 2019. Pfingstsonntag. Was für den Christen Weihnachten bedeutet, das ist auch heute noch im Zeitalter der »Schulstreiks« bekannt. Über Ostern hingegen wissen viele Zeitgenossen recht wenig. Da werden bemalte Eier und Hasen aus Schokolade verzehrt. Mit Jesu Auferstehung indes können immer weniger Zeitgenossen wirklich etwas anfangen. Und Pfingsten? Pfingsten bedeutet der »Fünfzigste«. »Pfingsten« (der »50.«) leitet sich vom griechischen Wort »pentekosté« ab. Über das mittelhochdeutsche »pfingesten« wurde aus dem griechischen Terminus die heutige Bezeichnung »Pfingsten«.

Pfingsten wird der 50. Tag der Osterzeit, 49 Tage nach der »Auferstehung«, gefeiert. Aber warum? Nach der »Apostelgeschichte« (Kapitel 2, Verse 1-41) versammelten sich Jesu Apostel in Jerusalem, um gemeinsam das jüdische Fest »Schawuot« zu feiern. »Schawuot« war ursprünglich wohl eine Art »Erntedankfest«. Aus dem jüdischen »Pessachfest«, das in Erinnerung an den Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft zelebriert wurde, entwickelte sich das christliche »Ostern«. Und aus dem jüdischen »Schawuot« wurde das christliche »Pfingsten«.

Was aber geschah zu »Pfingsten«? Die Apostelgeschichte berichtet Wundersames! In einem »Brausen« kam, mitten in einem »Wind« eine Flut von Feuerflammen über die Apostel, die auf einmal in allen möglichen Sprachen ihren christlichen Glauben verkünden konnten. Rund 3.000 ließen sich, so die Apostelgeschichte, taufen. Zu Pfingsten soll der »Heilige Geist« über die Jünger gekommen sein. Zu Pfingsten soll mit der Taufe von 3.000 Menschen die Geschichte der christlichen Religion seinen Anfang genommen haben.

Im Zentrum der christlichen Lehre steht der Glaube an ein Leben nach dem Tod. Dass es nach dem Ableben weitergeht, davon sind laut SPIEGEL (Nr. 17/ 20.4.2019) noch 40 Prozent der Deutschen überzeugt. Das »Leben nach dem Tod« ist freilich keine christliche Erfindung. Folgen wir dieser Lehre durch Raum und Zeit. Mich fasziniert die Frage der Fragen wie Millionen von Menschen nicht erst seit meinen Studentenzeiten…


In der Stadt von Ur wuchs einst ein gewaltiger Turm in den Himmel, der als Vorbild für den biblischen »Wolkenkratzer« von Babel gedient haben könnte. Auf der Spitze der Zikkurat thronte ein Tempel, in welchem die »Heilige Hochzeit« zwischen einem »Gott« und einer »Königin« zelebriert wurde. Da sich kein leibhaftiger Gott vom Himmel herab bemühte, übernahm ein Mensch die Rolle. Vielleicht wurde auch ein Mensch zum Gott. Und eine Irdische vollzog mit ihm die »Heilige Hochzeit«. Noch älter soll die Version »Göttin – König« gewesen sein. Die Paarung hatte magische Bedeutung: Sie sollte das Weiterleben der Natur bewirken.

Foto 1:  Pieter Bruegel d. Ältere: Der Turm zu Babel. Foto gemeinfrei

Wie sich die Bilder doch gleichen: Auch die Maya-Pyramiden hatten hoch oben einen Tempel, so wie der Turm zu Babel, so wie die Zikkurats in Mesopotamien.

In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts gruben Archäologen im Gebiet des heutigen Irak die uralten Gräber der Stadt Ur aus. Als sie die letzte Ruhestätte von Königin Shubad öffneten, entdeckten sie ein Massenopfer. Vor 4.500 Jahren war die Regentin von 68 Frauen ihres Hofstaats und zahlreichen Soldaten ihrer Leibwache in den Tod begleitet worden. Es fand sich keinerlei Spur von Gewalteinwirkung. Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass die Menschen, deren Körper sorgsam in langen Reihen geordnet vorgefunden wurden, freiwillig in den Tod gegangen waren. Vermutlich hatten sie Narkotika oder ein tödliches Gift eingenommen. Die Toten sollten der Königin im Jenseits weiter dienen.

Archäologieprofessor Hans Schindler Bellamy: »Das Massenopfer ist ein Beleg dafür, dass die Menschen vor viereinhalb Jahrtausenden von einem Leben nach dem Tode überzeugt waren. Die Herrscherin musste im Jenseits von Soldaten bewacht, von treuen Dienern umsorgt werden. Ähnliche religiöse Überzeugungen prägten später auch das Leben der Inkas in Südamerika.« Bei den Inkas waren die Herrscher als Götter angesehen. Ihre sterblichen Hüllen wurden einbalsamiert und in rauschenden Festen verabschiedet. Dann, davon waren die Inkas überzeugt, würden die Edlen in eine andere Welt überwechseln. Dort sollten sie von ihren Lieblingsfrauen verwöhnt, von treuen Dienern umsorgt werden. Aus diesem Grunde wurden ihnen rituell getötete Menschen zur Begleitung mit in die Gräber gegeben.

Foto 2: Palenque, Tempel auf Pyramide
Das irdische Leben der Azteken war von ganz ähnlichen Jenseitsvorstellungen geprägt. Genauso wirklich wie das irdische Leben stellte man sich die Existenz nach dem Tode vor. In das paradiesische »Reich der Sonne am Himmel« gelangen die im Kampf getöteten Krieger, die in heiligen Ritualen Geopferten und die im Kindbett ums Leben gekommenen Frauen. In einer anderen nachirdischen Welt wartet Gott Tlaloc. Wer auf Erden etwa ertrank, der durfte danach irgendwo auf fernen Bergen über den Wolken weiterleben. Höchst unerfreulich sah freilich die Zukunft für alle übrigen Menschen aus. Sie kamen in das Unterweltreich Mictlan. Die Vorstellung von verschiedenen Totenreichen war auch bei den Germanen weit verbreitet. Walhall etwa, die »Halle der Gefallenen« war den mutigen Kriegern vorbehalten. Dieser Aufenthaltsort, auch »Gladsheim« genannt, war zugleich auch Versammlungsort der Götter, die unter dem mächtigen Dach aus Speerschäften und Schilden ihre wertvollen Throne hatten.

Jahrtausende lang war das religiöse Leben bei den »Alten Ägyptern« vom Glauben an ein Weiterleben nach dem Tode geprägt. Auf grausige Menschenopfer verzichtete man. Zu reichen Grabbeigaben gehörten naturgetreue, bemalte Figürchen. Sie sollten in der Welt des Jenseits den Herrschern und edlen Fürsten dienen. Das Jenseits der Ägypter war keine feingeistige Welt, sondern höchst handfest. Es galt als greifbarer Raum. Ganz oben im »Jenseits« hatte die Sonne ihren Sitz. Ganz unten hausten grässliche Krokodile und mörderische Nilpferde. Regiert wird die dunkle Seite der Jenseitswelt von Seth, dem Fürsten der Finsternis. Anno 1923 gingen Fotos um die Welt, die Howard Carter bei der Untersuchung der Mumie von Tutanchamun zeigten. Millionen interessierten sich für die Jenseitsvorstellungen der »Alten Ägypter«.

Bei den Menschen von Ur, aber auch bei den Inkas galt: Ein menschenwürdiges Leben im Jenseits dürfen nur die Vornehmsten der Vornehmen erwarten. Im Lauf der Geschichte Ägyptens vollzog sich ein Wandel. Schließlich wurde jedem Sterblichen eine ewige Seele zugebilligt, die nach dem Tod die letzte Reise vor den Thron von Osiris antreten musste. Dort warten zweiundvierzig Richter, die jede Seele aburteilen würden. Das Herz eines jeden Toten wird, daran glaubte man in Ägypten, auf die »Waage der Gerechtigkeit« gelegt. Dieses Bild vom Weiterleben der Seele findet sich auch in der persischen Religion des Zarathustra. Am vierten Tage nach dem Tode steht jeder Seele eine Bewährungsprobe bevor. Es gilt, eine Brücke in die andere Welt zu überschreiten. Rechtschaffene Menschen können sie problemlos überwinden. Ein liebreizendes junges Mädchen wartet auf der anderen Seite, als Personifizierung der guten Taten des Menschen in seinem zurückliegenden Erdendasein.

Foto 3: Auf einer mächtigen Pyramide ...

Menschen, die sich viel Böses zuschulden hatten kommen lassen, können in dieser Glaubenswelt die entscheidende Brücke nicht überqueren. Versuchen sie es trotzdem, so öffnet sie sich in der Mitte. Die böse Seele stürzt in einen Höllenschlund, ist für immer verloren. Ganz ähnlich lehrt der Koran, das heilige Buch des Islam. Wer hienieden auf Erden ein gottgefälliges Leben führt, der wird ein herrliches Paradies vorfinden, wenn er sein physisches Leben erst einmal beendet hat. Die Guten, von Allah Auserwählten, können ihre müden Glieder auf kostbaren Diwans ausruhen, sich an herrlichsten Speisen laben und werden von liebreizenden Jungfrauen, dunkeläugigen Houris, umsorgt. Vielleicht gelangten aber die »Jungfrauen« durch einen Übersetzungsfehler in den Koran. Es kann sein, dass sich der Verblichene mit Weintrauben begnügen muss. So mancher Gotteskrieger dürfte dann enttäuscht sein.  Und was wartet auf die »Bösen«? Auch die Sünder werden nach Überzeugung des Islam-Gläubigen nach dem Tode weiterleben. Aber wie! Sie sind sie dazu verdammt, in einer fürchterlichen Höllenwelt dahinzuvegetieren. Sie müssen kochendes Wasser trinken und ekelhafter Dreck dient ihnen als widerliche »Speise«.

Im Alten Griechenland gab es nicht die schlechthin gültige Doktrin vom Leben nach dem Tode. Weit verbreitet war der Glaube an eine Reise in die Unterwelt, in den Hades. Dort  vegetieren die Seelen der Verstorbenen eher schlecht als recht dahin. Dieses Reich des Gottes Hades darf aber nicht mit der jüdisch-christlichen Hölle gleichgesetzt werden. Nach der Glaubenswelt der Griechen gab es noch Tartaros, eine Hölle, und die elysischen Felder. Dort leben nur die besten, edelsten Menschen in ewig währendem Frühling. Die Anhänger der Orpheus-Sekte sahen das Jenseits als eine reale Welt an, in der die Toten leben. Ihrer Überzeugung nach bestand die theoretische Möglichkeit, aus jener jenseitigen Welt in irdische Gefilde zurückzukehren. Die christliche Vorstellung vom Leben nach dem Tode ist stark von altjüdischen Glaubenswelten bestimmt. Hölle und Paradies galten im Alten Israel keineswegs als symbolhafte Begriffe, sondern als höchst real existierende, geographische Orte auf unserer Erde.

Der Begriff der Hölle leitet sich von der biblischen »Gehenna« ab. Ursprünglich war das die Bezeichnung eines im Südwesten von Jerusalem gelegenen Tales .In jenem Ge-Henna-Tal, das ursprünglich Ge-Hinnom hieß, wurden vor Jahrtausenden Menschenopfer  dargebracht. Sie sollten den Gott Baal alias Moloch gewogen machen. Die bedauernswerten Geschöpfe wurden in speziell entwickelten Öfen bei lebendigem Leibe verbrannt. Wie viele Opfer auf diese schreckliche Weise dargebracht wurden, das kann heute nicht einmal mehr geschätzt werden. Bei Ausgrabungen im heutigen Tunis wurde ein Baal geweihter Kultplatz gefunden. 6.000 Urnen mit den verkohlten Überresten von Kindern wurden entdeckt.

Foto 4: ... thront der Tempel des Laubenkreuzes.

In die Hölle, Sheol genannt, kommen nach altjüdischer Überzeugung die Menschen, die kein gottgefälliges Leben geführt hatten. She’ol wurde als eine unterirdische Höhle angesehen, wo die »bösen Seelen« in vollkommener Dunkelheit ein jämmerliches Dasein fristen müssen. Die Welten des Diesseits und des Jenseits existieren in der altjüdischen Glaubenslehre, aus der sich das Christentum entwickelte, nebeneinander her. Es besteht die theoretische Möglichkeit, zwischen beiden Reichen zu reisen. Nach dem Buch Hiob verkehren Gott und Teufel fast kollegial miteinander. Schon im »Alten Griechenland« entstand, etwa von Pythagoras gelehrt, der Glaube von der Seelenwanderung. Nach dem physischen Tod löst sich die Seele vom Leib und ist gezwungen, in einem neuen Körper auf die Erde zurückzukehren. Im Hinduismus, etwa in Indien, gilt ebenfalls das Prinzip Wiedergeburt. Jede Seele durchläuft zahlreiche Wiederkehren auf Erden - mit dem Ziel freilich, dereinst mit dem Göttlichen eins zu werden. Aber auch der Hinduismus kennt so etwas wie Höllenwelten, eiskalte oder siedend heiße Gefilde, und himmlische Sphären der Glückseligkeit. Zwischen zwei Wiedergeburten diesen diese so ganz unterschiedlichen Welten den Seelen als Aufenthaltsorte.

Homers »Ilias« und die »Odyssee« zeichnen folgendes Bild von der Welt nach dem Tode. Die Seelen der Verstorbenen gehen in ein Schattenreich ein, in die »Gefilde der Lethe«. So erfreulich ist der Aufenthalt in jener anderen Welt nicht, zumindest nicht aus der Sicht des Menschen unserer Tage. Jeder einzelne Mensch verliert im »Haus der Lethe« seine Individualität, so er nicht in die Geheimnisse des Jenseits eingeweiht ist. Nach seinem Tode findet sich der Verstorbene am Tor zur Anderswelt. Peinigender Durst quält ihn. Da ist es mehr als verlockend, aus der munter plätschernden Quelle der Lethe zu trinken. Die meisten tun dies gierig und verlieren jegliche Erinnerung. Ihr Gedächtnis wird ausgetilgt. Der Eingeweihte freilich verschmäht diesen Trunk. Er weiß, dass es eine zweite, allerdings versteckte und schwer zu findende Quelle gibt. Sie hat ihren Ursprung im Teich der Mnemosyne. Sie ist die Nebengöttin der »Großen Mutter«. Trinkt man von ihrem Wasser, so werden nur die hässlichen, schmerzhaften Erinnerungen ausgetilgt.

Foto 5: Widmung Prof. Hans Schindler Bellamy

In jenes bessere Jenseits gelangt nicht jeder Verstorbene, sondern nur, wer sich dank eines Goldplättchens mit geheimen Inschriften als »Sohn der Erde und des Himmels, wie die Götter selbst« ausweisen kann. Glücklich ist, wer dieses Privileg genießt. Sterben bedeutet dann nicht Versinken im Vergessen und Eingehen in ein erinnerungsloses Nichts. Tod ist dann Erlösung von bedrückenden negativen Erfahrungen und der Übergang in ein neues Leben. Es ist sogar die Rückkehr auf die Erde, in die Welt der Lebenden, möglich. Dr. Friedrich W. Doucet (2) setzte sich intensiv mit den ältesten Jenseitsvorstellungen auseinander. Er entdeckte erstaunliche Parallelen zwischen der Jenseitsmodellen des Pythagoras und der Alten Inder. Was vordergründig primitiv-naiv anmuten mag, wird als bildliche Umschreibung eines höchst modernen Verständnisses erkennbar. Dr. Friedrich W. Doucet: »Die Welt ist eine Einheit, eine Ganzheit des Lebens, die Kosmos, Mensch und Erde umfasst. Das Seelische ist eine Art Energiefeld, das alles durchdringt und belebt, die tote Materie ebenso wie Pflanze, Tier und Mensch. Demnach bilden auch Körper und Seele des Menschen als Organismus eine Einheit, die als Teil mit dem Ganzen verbunden ist - durch unsichtbare oder übersinnliche Kanäle. Gestaltet, geformt und gesteuert wird dieses Ganze, die Welt, von einer kosmischen Allbewusstheit, die alles verbindet und an der alles Anteil hat. Die materielle Welt in diesem Ganzen, dem Universum, ist nur eine sichtbare Erscheinung kosmisch gestalteter Form und formgestalteter Energie.«


Je komplexer die Glaubenswelt vom Jenseits in bildhaften Darstellungen gezeichnet wird, desto deutlicher wird die Vorstellung von der Wiedergeburt eingebaut: Alles Leben ist Energie. Jeder Mensch ist wie jede Pflanze und jedes Tier Teil dieser Energie. Stirbt ein Mensch, dann geht er im Idealfall wieder in diesen Ursprung zurück. Oder er muss erneut ins reale Leben der individuellen, physischen Art zurückkehren. Diese Erkenntnis soll auch dem Königssohn Siddharta, dem Gründer des Buddhismus, offenbart worden sein - in einem Traum. Das macht eine Aussage Siddhartas mehr als deutlich: »Ich sah, als ich eines Tages meditierend im Schatten eines Feigenbaumes saß mit himmlischer, klarer, übermenschlicher Einsicht, wie die lebenden Wesen vergehen und wieder entstehen. Ich wurde mir der Erlösung bewusst und erkannte, dass der Kreislauf der Geburten sich für mich erschöpft hatte. Das Ziel des heiligen Wandels, sprach ich zu mir, ist erreicht, getan ist, was zu tun war; nicht werde ich in neuer Geburt zu dieser Welt zurückkehren.« (3)

Foto 6: Signatur Prof. Bellamy

Atman ist nach der indischen Weltsicht die persönliche Seele eines jeden menschlichen  Wesen. Atman strebt zum Brahman, zur Weltseeele. Leben ist ein ständiger Kreislauf: Das Individuum stirbt, wird wiedergeboren. Die ewige Seele des Einzelnen bleibt am Leben, auch wenn der Mensch stirbt. Die Seele sucht sich dann einen neuen Körper, eine neue Reinkarnation. Das jüdisch-christlich-muslimische Denken der religiösen Art ist reichlich materialistisch. Das religiöse »Denken« des Islam ist reichlich sexistisch. Oder wie soll man die Erwartung des männlichen Moslem bezeichnen, nach dem Tode von Jungfrauen beglückt zu werden? Für den Inder ist Wiedergeburt in die reale irdische Welt Strafe und Chance. Sie ist Strafe, weil er für böses Tun im früheren Leben bezahlen, sprich leiden muss. Sie ist Chance, weil so alte Sünden abgearbeitet werden können und der Übergang ins göttliche Nichts möglich wird.

Prof. Hans Schindler Bellamy (*1901; †1982), Wien: »Man muss also konstatieren, dass es in allen großen Religionen den festen Glauben an ein Leben nach dem Tode gibt. Die Vorstellungswelten alter Weltkulturen haben ein entscheidendes gemeinsames Merkmal. Die Toten leben in einer anderen Welt weiter. Sie haben letztlich stets die Möglichkeit, aus ihrer jenseitigen Welt in unsere diesseitige Welt vorzudringen. Diese Überzeugung reicht bis in unsere Tage hinein. Der Brauch, Gräber mit schweren Steinen abzudecken ist ein deutlicher Hinweis auf diese Überzeugung. Es sollte auf diese Weise verhindert werden, dass Jenseitige, im Jenseits lebende Tote in die Welt der Lebenden zurückkehren. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurden wissenschaftliche Versuche unternommen, Kontakt mit diesen Jenseitigen aufzunehmen. Man hielt auch in Kreisen der Wissenschaft ein Wiederauftauchen von Totengeistern in unserer Welt des Diesseits für möglich.«

Fußnoten
1) Langbein, Walter-Jörg: »Persönliche Aufzeichnungen während des Studiums der evangelischen Theologie«, Erlangen, Sommersemester 1977
2) Doucet, Friedrich W.: »Forschungsprojekt Seele«, München 1971
3) Doucet, Friedrich W.: »Die Toten leben unter uns«, Wien 1979

Zu den Fotos
Foto 1:  Pieter Bruegel d. Ältere: Der Turm zu Babel. Foto gemeinfrei
Foto 2: Palenque, Tempel auf Pyramide. Foto Walter-Jörg Langbein

Foto 3: Hoch oben auf einer mächtigen Pyramide ... Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 4: ... thront der Tempel des Laubenkreuzes. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 5: Widmung Prof. Hans Schindler Bellamy. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Signatur Prof. Bellamy. Foto Walter-Jörg Langbein

491 » Das Geheimnis der kopflosen Gestalten«,
Teil 491 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 16. Juni 2019


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