»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
Foto 1: Pyles »Piratengeist« |
Zwei Jahre lang geschah immer wieder das Unfassbare: Die hübsche Blondine Pam Hambert wurde von einer unsichtbaren Hand geschubst. Türen öffneten sich von selbst in ihrem Haus. Das Bügeleisen wurde ihr aus der Hand gerissen. Die Tür zum Zimmer ihrer Tochter wurde nachts immer wieder wie von Geisterhand aufgerissen und krachend zugeschlagen. Den letzten Anstoß, sich endlich nach Hilfe umzusehen, gab ihr Enkel. Das Kind rannte schreiend aus der Toilette: »Da drin ist ein unsichtbarer alter Mann. Er ist durch das Fenster geklettert.« Zunächst versuchte Pam Hambert das Kind zu beruhigen, aber das gelang ihr nur bedingt. Schließlich bat sie zwei Parapsychologen in ihr Haus nach Staines, Middlesex. Alex Owler: »Das ist ein typisches Haus für Gespenster. Solche Vorfälle ereignen sich oft in diesen kleinen Doppelhaushälften.«
Mrs. Hambert erzählte den Experten, dass sie sich in Lisas Zimmer stets unwohl fühle. »Ich bleibe höchstens kurz zum Staubwischen, dann bin ich schon wieder draußen. Nicht einmal der Hund mag da hineingehen.« Die beiden Parapsychologen fanden heraus: Im Haus nebenan hatte einmal ein alter Mann gewohnt. Als er krank wurde, machte er sich hauptsächlich um seinen Garten Sorgen. Würden ihn seine Erben verwildern lassen? Würden sie sein grünes Paradies pflegen und hegen? Sollte er seine Erben im Testament dazu verpflichten, wenn sie seine Ersparnisse »kassieren« wollten? Jener Mann hatte auch den Garten, der jetzt Pam Hambert gehörte, gepflegt. Beide Gärten waren einst die schönsten im ganzen Bezirk. Dann aber starb der alte Mann. Was so gepflegt und gehegt worden war, verwilderte. Carmen Rogers: »Der in seinen Augen unverzeihliche Umgang mit den ›kleinen Paradiesen‹, die ihm einst alles bedeuteten, schmerzt den Geist des toten Mannes. Deshalb spukt er!« Carmen Rogers war davon überzeugt, dass es möglich sein müsse, den alten Mann zu besänftigen, seinen Geist zu beschwichtigen. Und Zeugen, die jegliche Vorstellung von einer übersinnlichen Welt als Humbug ablehnen, hätten gewiss die folgenden Szenen als belustigend empfunden. Carmen Rogers redete in verschiedenen Räumen des Hauses von Pam Hambert auf den unsichtbaren Geist ein: »Schau, ich verstehe, dass du böse bist über den Garten. Aber alles, was du machst ist, diese armen Leute in Angst und Schrecken zu versetzen.«
So lächerlich die Prozedur auch einem aufgeklärten Zeitgenossen erscheinen mag, sie zeigte umgehend die erhoffte Wirkung. Die Spukerscheinungen hörten fast ganz auf und wurden schließlich gar nicht mehr registriert, als der Garten des Hauses wieder in Ordnung gebracht worden war. Jeder zehnte Engländer ist, so ergab eine Umfrage, von der Existenz von Geistern und Gespenstern überzeugt und behauptet, selbst schon einmal Kontakt mit »übernatürlichen Wesen« gehabt zu haben. In England ist die Realität von Gespenstern sogar von einem Urteil des Obersten Richters Ihrer Majestät der Königin bestätigt worden. Dem richterlichen Spruch vorausgegangen war eine Auseinandersetzung zwischen einem Hauswart und seinen Mietern. Vier Brände, die das Haus teilweise zerstört hatten, schrieben die Bewohner einem weiblichen Geist zu, der angeblich schon seit mehr als neunzig Jahren spuke. Der Hauswart wollte nichts davon wissen und klagte auf Schadenersatz. Doch der Richter wies auf seine irdischen Grenzen hin. Es sei nicht auszuschließen, dass die Brände von Geistern gelegt wurden, solange nicht das Gegenteil bewiesen sei.
Foto 2: Sigmund Freud |
Ein anderer Autofahrer hatte da mehr Glück. Das seltsame Wesen stieg zu ihm ins Auto. Erst verhielt sich die »Spukfrau aus dem Salzburger Land« sehr schweigsam. Dann sagte sie plötzlich: »Wenn du nicht angehalten hättest, um mich mitzunehmen, dann hättest du einen schlimmen Unfall gehabt!« Kaum hatte sie das gesagt, löste sich das im Auto sitzende Wesen in Luft auf. Mehr als 120 Menschen meldeten sich nach und nach mit ähnlich schaurigen Berichten. Einige von ihnen wollen die »Spukfrau« sogar identifiziert haben: als die 22jährige Elisabeth Schilchegger aus Salzburg. Just auf der Straße, auf der sie Autofahrern erscheint, starb sie ein Jahr zuvor bei einem Unfall. Damals trug sie ihre Arbeitskleidung, ein schwarzes Kostüm. Sie war Kellnerin.
Handfester ging es im »Fall Rosenheim« zu. Und da, so schien es, reichte die Theorie von der »Magnetfeldaura«, wie Hans Holzer zugeben muss, nicht mehr aus. Sobald die neunzehnjährige Annemarie ihren Arbeitsplatz in der Anwaltskanzlei Adam betrat, geschah Kurioses. Fast ein ganzes Jahr lang versetzten die Ereignisse zahlreiche Menschen in Angst und Schrecken. Glühbirnen drehten sich von selbst, wie von Geisterhand bewegt, aus den Fassungen und zerschellten am Boden. Neonröhren zerplatzten ohne ersichtlichen Grund. Kuriose Spannungsunterschiede ließen elektrische Geräte verrücktspielen. Das gesamte elektrische Netzt des Hauses musste ersetzt werden. Aktenordner flogen durch die Luft. »Geister« warfen schwere Blumenvasen durch die Gegend.
Foto 3: C.G.Jung |
Foto 4: Kirlianfotografie eines Blattes. |
Gibt es eine »natürliche« Erklärung? Staute sich im Laufe des Gesprächs bei Jung jene Energie an, die sogar den physischen Tod des Menschen überleben und als Geistererscheinung auftreten kann? Entlud sie sich, warum auch immer, schlagartig? Energieansammlungen setzt Hans Holzer voraus: Geister als »Energierest« von plötzlich verstorbenen oder gewaltsam entleibten Menschen. Energie ist nach dem Energieerhaltungsgesetz unvergänglich. Sie wird allenfalls umgewandelt, verschwindet aber nicht ins Nichts. Nach Holzer sind Geistererscheinungen nichts anderes als Energieformen, die von sensitiv veranlagten Menschen wahrgenommen werden.
Foto 5: Kirlianfotografie eines Blattes. |
Die Kirlians bekundeten in zahlreichen Interviews ihre zentrale Erkenntnis: Pflanzen, Tiere und Menschen haben so etwas wie einen Geistkörper, der im Alltag unsichtbar bleibt. Davon waren, lange bevor die Kirlians diese Energiefelder für jedermann sichtbar machen konnten, die Weisen der alten Völker schon vor Jahrhunderten, ja vor Jahrtausenden überzeugt. Keinen Zweifel an der Existenz solcher Felder hatten schon die alten Chinesen, die Ägypter und die Inder. Der Mensch ist allem Anschein weit mehr als nur sein physischer, feststofflicher Körper. Er ist von einer Energie umgeben, die ihn einhüllt wie ein zweiter Körper. Seit den 1940er Jahren kann dieser feinstoffliche Leib fotografiert werden. Er ist es, der den Tod überdauert.
Dr. Injuschin legte einen umfangreichen Aufsatz über die Arbeit der Kirlians vor: »Die biologische Essenz des Kirlian- Effekts«. Sein zentrales Resümee: »Alle Lebewesen, Pflanzen, Tiere und Menschen, haben nicht nur einen physischen Körper, der aus Atomen und Molekülen besteht, sondern auch einen Gegenstück-Energiekörper, den wir biologischen Plasmakörper nennen wollen.« Damit war im Ostblock, zumindest in Kreisen der Wissenschaft, ein radikaler Wandel im Denken vollzogen worden. Zuvor hatte das Primat der kommunistischen Lehre über die Wissenschaft gegolten. Diese Ideologie war nichts anderes als eine vordergründig materialistische Religion, der im Osten gehuldigt wurde. Freilich gab man sie als »Wissenschaft« aus. Es durfte nur Materie geben. Auch der Mensch besteht nach dieser Ideologie nur aus Materie. Sein Leib zerfällt nach dem Tode in materielle Bestandteile. Nichts überdauert die physische Existenz.
Jetzt wurde anerkannt, dass es doch so etwas wie feinstoffliche Energie gab. Und diese Energie überdauerte den Tod. So neu war diese Erkenntnis nicht. Schon Carl Ludwig Freiherr von Reichenbach (*1788, †1869), einer der bedeutendsten Chemiker des 19. Jahrhunderts, Entdecker des Paraffins, ging davon aus, dass es neben der sichtbaren Welt des Alltagslebens eine zweite, feinstoffliche, aber genauso reale Welt gibt Diese für die meisten Menschen unsichtbare Realität könne, so Reichenbach, von Sensitiven gesehen werden. Der menschliche Leib erstrahle für sie in farbenfrohem Glanz, der den Körper eines jeden Menschen wie eine Hülle umgibt. Er nannte dieses unsichtbare Etwas Od und verstand es als Ausdruck der Lebenskraft.
Foto 6: Prof. Dr. mult. Hermann Oberth und W.-J.Langbein |
Professor Dr. Dr. Ing. Hermann Oberth (*1894, †1989), der als »Vater der Weltraumfahrt« in die Wissenschaftsgeschichte einging, beschäftigte sich viele Jahre auch mit parapsychologischen Phänomenen. Im Gespräch mit dem Verfasser erklärte der nachdenkliche Philosoph: »Es wird sicher der unsichtbaren Welt des Feinstofflichen und Übersinnlichen nicht vollkommen gerecht, wenn wir sagen, dass der Mensch einen feinstofflichen Energiekörper besitzt. Wir können aber als Wissenschaftler nur das Messbare registrieren. Und die Kirlians haben nun einmal etwas wie einen unsichtbaren Energiekörper sichtbar gemacht. Jahrhunderte lang sprach man von Spuk und Geistern. Als Wissenschaftler sieht man die Dinge nüchterner. Diese Phänomene sind Erscheinungsformen einer Energie, die auch heute noch nicht in vollem Umfange ergründet ist! Diese Energie ist ›unsterblich‹.«
Literatur
Bender, Hans: »Parapsychologie«, Bremen 1970
Gierer, Alfred: »Die Physik, das Leben und die Seele«, München 1985
Langbein, Walter-Jörg: »Auch Gespenster brauchen Liebe«, in »Das Neue Zeitalter«, Nr. 39/82
Watson, Lyall: »Geheimes Wissen«, Frankfurt 1976
Watson, Lyall: »Beyond Supernature«, London 1986
Wilson, Robert Anton: »The Science of the Impossible«, New York 1969
Zu den Fotos
Foto 1: Pyles »Piratengeist«, Foto wiki commons public domain
Foto 2: Sigmund Freud um 1921, Foto gemeinfrei.jpg
Foto 3: C.G. Jung, gemeinfrei
Foto 4: Kirlianfotografie eines Blattes. Foto wikimedia commons/ Thomas Wedekind
Foto 5: Kirlianfotografie eines Blattes. Foto wikimedia commons/ Thomas Wedekind
Foto 6: Prof. Dr. mult. Hermann Oberth und W.-J.Langbein. Foto privat
493. »Geister kann man fotografieren«,
Teil 493 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 30. Juni 2019
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