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Sonntag, 13. März 2016

321 »Götter, Engel, Laserwaffen«

Teil 321 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Foto 1: Der »Neptun-Brunnen von Paderborn«.

An einem heißen Sommernachmittag erkundete ich – wieder einmal – den altehrwürdigen Dom zu Paderborn. Wieder einmal stand ich vor den mysteriösen Fabelwesen am Paradiestor, die mich an die geheimnisvollen Mischwesen aus uralten Zeiten erinnern. Wieder einmal stellte ich mir die alten Fragen. Wieso wurden am Paradiestor des Doms zu Paderborn Mischwesen verewigt, wie wir sie zum Beispiel aus Ägypten kennen? Was haben derlei Monsterwesen an einem christlichen Portal zu suchen?

Foto 2: Neptun mit seiner Waffe
Auf dem Rückweg vom Dom zum Bahnhof legte ich an einem Brunnen eine kleine Pause ein. Dominiert wird er von Gott Neptun. Stolz reckt der bärtige Geselle seine Waffe, einen gewaltigen Dreizack, gen Himmel. In Indien gilt Gott Shiva als einer der Mächtigsten der Himmlischen. Sein Beiname ist »Zerstörer der Welt«. Auch Gott Shiva wird gewöhnlich mit einem Dreizack dargestellt, so wie auch Neptun. Sollte es sich bei dem »Dreizack« um eine jener mächtigen Waffen der Götter handeln, die in uralten Überlieferungen beschrieben werden?

In zahlreichen verschlüsselten Romanen aus dem 12. und 13. Jahrhundert finden sich viele Hinweise auf das Reich der Königin von Saba - es wurde in Indien angesiedelt. Autoren wie Albrecht von Scharfenberg (»Der Jüngere Titurel«) und Wolfram von Eschenbach müssen in diesem Zusammenhang genannt werden. Sie verfügten allem Anschein nach über geheimes Wissen über die Königin von Saba, deren Reich in Indien lokalisiert wurde.

1165 tauchte in Europa ein Brief eines Prester John auf, eines Nachfolgers der legendären Königin – aus »Indien«. Und 1177 schrieb Papst Alexander III eben jenem John einen Brief- an seinen »liebsten Sohn in Christo, John, illustren und erhabenen König der Inder«.

Auch der Weltreisende David Hatcher Childress, der sich in unseren Tagen den großen Geheimnissen der Vergangenheit annimmt, kommt zur Überzeugung: die Bundeslade könnte sehr wohl nach Indien entführt worden sein. Himmlische Wagen, wie jener, der zum Abtransport des heiligen Kultgegenstands benutzt wurde, werden auch im altindischen Epos »Mahabharata« beschrieben.

Foto 3: Im Mahabharata kommt es zu himmlischen Gefechten
Was mögen das für Waffen gewesen sein, die in altindischen Epen immer wieder beschrieben wurden? Die altindischen heiligen Bücher kennen eine Vielzahl von Götterwaffen. »Chakra«, zum Beispiel, war der Name einer besonders leicht zu handhabenden Wurf- oder Diskuswaffe. Sie konnte gezielt gegen einzelne Personen eingesetzt werden, ohne dass dabei die Menschen und Tiere in der unmittelbaren Umgebung des Einzelopfers auch nur gefährdet wurden. Man konnte die »Chakra« innerhalb von größeren Zimmern, aber auch im Freien einsetzen, und das recht wirkungsvoll.

Im II. Buch des »Mahabharata« heißt es (1): »Deshalb soll er nun von meiner Hand sterben. So sprechend schleuderte er die Chakra gegen Shispula, die augenblicklich den Kopf des Königs der Chedis von seinem Leibe trennte und wieder in die Hand Vasudevas zurückkehrte.« Darüber, so heißt es weiter, »erhob sich großer Aufruhr in der Halle.«

Die Frage, die ich mir seit Jahrzehnten immer wieder stelle: Darf man eigentlich hinter mythologischen und religiösen Beschreibungen auch rein technische Realitäten vermuten? Zeus – sein Name ist im wedisch-altindischen »Dyaúh pitá« (»Vater im Himmel«) enthalten – wurde von den Kyklopen mit fürchterlichen Waffen ausgestattet. So konnte er gezielt tödliche Blitze schleudern. Besaß Zeus also ein »Blitzwaffe«, vielleicht gar mit dem »Flammenschwert« des »Alten Testaments« vergleichbar? Setzte Zeus einen tödlichen Laserstrahl ein, wie er seit vielen Jahren Fans der Kinowelt der Reihe »Starwars« vertraut ist?

Foto 4: Nala und Damayanti in alter Malerei

Im XI. Kapitel von »Nala und Damayanti«, einer »Episode aus dem Mahabharata« (2) findet sich die Schilderung einer Szene, die als Vorlage für einen Science-Fiction-Film dienen könnte. Eine handliche Laserwaffe kommt zum Einsatz und das Ganze wird noch mit einer gehörigen Portion deftiger Erotik gewürzt. Da irrt die schöne Damayanti verzweifelt durch den finsteren Wald, auf der Suche nach dem entschwundenen Gatten. Sie trifft aber nicht den schmerzlich vermissten Gemahl, sondern einen lüsternen Jäger. Doch lassen wir den Mythos selbst sprechen: »Als der Jäger nun merkte, dass sie (Damayanti) nur mit einem halben Tuchgewand bedeckt war. Und ihre vollen Brüste und runden Hüften, ihre überaus zarten, untadeligem schönen Glieder sah und ihr Antlitz, das dem Vollmond glich, ihre geschwungenen Augenlider und als er ihre liebliche Stimme hörte, da überwältigte ihn die Begierde. So versuchte er nun, sie mit freundlichen, sanften Worten zu gewinnen, da ihn Liebesverlangen quälte. Das durchschaute die Schöne. Und als die gattengetreue Damayanti erkannte, dass er ein Lüstling war, da entbrannte sie vor Zorn und war von heftiger Wut erfüllt. Er aber, der niederträchtige Bursche, wollte ihr voll heftigen Verlangens Gewalt antun.«

Damayanti wusste sich zu wehren. Der böse Jäger kam nicht ans Ziel seiner Wünsche. Er fand vielmehr den Tod: »So stürzte der Jäger entseelt zu Boden wie ein vom Blitz getroffener Baum!«

Foto 5: Shiva mit »Strahlenwaffe«
Durchforstet man das Mahabharata, so stößt man immer wieder auf die Flugvehikel der Götter und deren furchteinflößende Waffen. Im 28. Kapitel des uralten Epos wird beschrieben, wie sich Arjuna auf die Reise in den Himalaya macht, um von den »Himmlischen«, den »Leuchtenden« neue Waffen zu erbitten. Gott Shiva erklärt sich schließlich bereit, ihm die berühmt-berüchtigte »Pashupata-Waffe« zur Verfügung zu stellen. Zunächst aber warnt Shiva Arjuna noch vor der Wucht der Waffe, die die ganze Welt zerstören kann. Arjuna gelangt in den Besitz von Pashupata, vom großen Gott Shiva selbst in die Geheimnisse ihres Gebrauchs eingeweiht. Im indischen Mahabalipuram erfuhr ich vom »Bibliothekar« eines kleinen Tempelchens, dass Pashupata auf die Göttin Mahakali zurückgeht, die »über die Zeit herrscht«.

Schließlich wird Arjuna eine besondere Gnade zuteil. Gott Indra selbst fährt in seinem Flugvehikel vom Himmel herab und Arjuna wird in das himmlische Königreich der Götter geflogen. (3) In den Gefilden der Götter begegnet man Arjuna mit großem Respekt. Man ehrt ihn, feiert Feste. Zugegen waren auch die geachteten »Weisen«, die offenbar regelmäßig zwischen Erde und Himmel pendelten, so wie die biblischen Engel oder die Katchinas der Hopi-Indianer.

Das altindische Riesenepos »Mahabharata« liegt in diversen Varianten vor, in deutscher und in englischer Sprache ist es auch für Hobbyforscher zugänglich. Es gibt wörtliche Übersetzungen, Nacherzählungen in Prosa und in Gedichtform, es gibt gekürzte Versionen und solche, die sich auf Auszüge beschränken. Seit vielen Jahren durchforste ich diese Texte, auch auf der Suche nach Hinweisen auf möglichst konkrete Beschreibungen der Waffen der Götter.

Foto 6: Der Historiker Willi Grömling
Mein Freund und Kollege Willi Grömling (1944-2015) machte mich auf eine hochinteressante Quelle aufmerksam, die selbst in Kreisen der »Fachwelt« bis heute stiefmütterlich behandelt wird. Willi Grömling unterrichtete  bis zu seiner Pensionierung als Studienrat die Fächer Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Ethik. Das große Interesse als Historiker galt den Geheimnissen der Merowinger, den Templern und der Suche nach dem Heiligen Gral. Sein Fachwissen auf diesem Gebieten war bewundernswert.

Im Jahr 2010 publizierte Willi Grömling ein grundlegendes Werk (4): »Tibets altes Geheimnis - GESAR - ein Sohn des Himmels«. Klipp und klar wies Grömling in diesem bemerkenswerten Opus nach, dass verblüffende Indizien außerirdische Einflüsse auf unseren Planeten bezeugen. Und er spürte Hinweise auf Laserwaffen der Götter auf.

Fußnoten

Foto 7: Shiva mit der »Dreizack-Waffe«
(1) »Mahabharata, Das/ Ein altindisches Epos«. Nach dem Sanskrit-Text übersetzt und zusammengefasst von Biren Roy, Düsseldorf und Köln 1961; Seite 95
(2) »Nala und Damayanti/ Eine Episode aus dem Mahabharata«, Stuttgart 1965
(3) C. Rajapolalachari: »Mahabharata«, »Arjuna gewinnt göttliche Waffen«, eBook-Version, Bharatiya-Vidya-Bhavan-Verlag. 61. Auflage 2015
Siehe hierzu auch »Mahabharata, Das/ Ein altindisches Epos«. Nach dem Sanskrit-Text übersetzt und zusammengefasst von Biren Roy, Düsseldorf und Köln 1961
(4) Grömling, Willi: »Tibets altes Geheimnis – GESAR –  ein Sohn des Himmels«, 3. Auflage, Groß-Gerau 2010

Literatur

Childress, David Hatcher: »Vimana Aircraft of Ancient India and Atlantis«, Stelle, Illinois, USA, 1991
»Mahabharata, Das/ Ein altindisches Epos«. Nach dem Sanskrit-Text übersetzt und zusammengefasst von Biren Roy, Düsseldorf und Köln 1961

Zu den Fotos
Foto 8: Cover »Gesar«

Foto 1: Der »Neptun-Brunnen von Paderborn«/ Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 2: Neptun mit seiner Waffe/ Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Im Mahabharata kommt es zu himmlischen Gefechten/ Mahabharata Manuskript wikimedia commons Ranveig
Foto 4: Nala und Damayanti in alter Malerei/ wiki commons Malerei aus dem 18. Jahrhundert.
Foto 5: Shiva mit »Strahlenwaffe«/ Sammlung Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Der Historiker Willi Grömling/ Foto Reinhard Habeck
Foto 7: Shiva mit der »Dreizack-Waffe«/ Foto Sammlung Walter-Jörg Langbein
Foto 8: Cover »Gesar«/ Foto Ancient Mail Verlag

322 »Tod im Feuerball«,
Teil 322 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 20.03.2016



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Sonntag, 21. September 2014

244 »Die Krypta, die selbst Bomben trotzte«

»Die Krypta, die selbst Bomben trotzte«,
Teil 244 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Die Abdinghofkirche »St. Peter und Paul«.
Foto W-J.Langbein

»Es war wie eine Monstermauer aus Feuer, die sich über Dom, Kirchen und Häuser senkte!«, erinnerte sich der alte Herr an die schweren Bombenangriffe auf Paderborn vom 17. Januar, 22. März und 27. März 1945. »85 Prozent der Innenstadt waren zerstört! Dom und Kirchen waren stark beschädigt! Unzählige Menschen kamen ums Leben, auch einige Ministranten im Dom!«

Arthur Harris, 1942 zum Chef des »Bomber Command« ernannt, wollte offenbar sein Konzept »moral bombing« bis zum Ende des Kriegs verwirklicht sehen. Vorrangig galten Großstädte als Ziel der englischen Bomberverbände, die die Moral der Zivilbevölkerung brechen sollten. Allerdings war Paderborn auch in den letzten Wochen des Krieges keine Großstadt, sondern eher ein ländliches Städtchen mit gut erhaltenen mittelalterlichen Häuschen, bedeutsamen Kirchen und dem Dom.

Vom kleinbürgerlichen Paderborn blieb so gut wie nichts übrig. Die wenigen bescheidenen Häuschen, die die Massenbombardierung wie durch ein Wunder unbeschadet überstanden hatten, wurden in den Jahren nach dem Krieg abgerissen. Sie mussten hässlichen Neubauten weichen. Und betrachtet man Fotos von Dom und Kirchen, so ist man entsetzt über die massiven Schäden und staunt, wie gut die altehrwürdigen Gotteshäuser wieder restauriert werden konnten.

Die Abdinghofkirche. Foto Langbein
So makaber es klingen mag, in jenen Tagen der Bombenangriffe, als der Krieg längst entschieden war, gab es nur einen sicheren Ort in der Kreisstadt Paderborn, im Osten von Nordrheinwestfalen gelegen: die Krypta der »Abdinghofkirche St. Peter und Paul«. Das doppeltürmige Gotteshaus sollte Teil eines Konzepts werden, das aber nie ganz verwirklicht werden konnte. Bischof Meinwerk von Paderborn (1009 bis 1036 n.Chr.) schwebte ein riesiges Kreuz vor. Den Dom ließ er als Mittelpunkt errichten. Vier Kirchen sollten die Endpunkte des Kreuzes markieren. Es konnten aber nur »St. Peter und Paul« im Westen und »St. Peter und Andreas« im Osten vollendet werden. Nach dem frühen Tod des Bischofs wurde das Konzept aufgegeben und nicht weitergeführt. So entstand nicht das riesige Kreuz von Paderborn, dessen markante Punkte möglicherweise auf uraltem sakral-heidnischen  Boden errichtet werden sollten.

Quellen galten schon Jahrtausende vor dem Christentum als heilig. Quellenkulte waren, so konstatiert das »Lexikon Alte Kulturen« (1) »eine der ältesten Erscheinungen der Religionsgeschichte«. Die ältesten Quellheiligtümer waren Wohnsitze von Göttern und Geistern. Paderborns Quellen – es sollen einst hunderte gewesen sein – dürften zu keltischen Zeiten von Verehrern des Quellgeists Nemausus frequentiert worden sein. Ist es ein Zufall, dass die Abdinghofkirche hoch über uralten Quellen errichtet wurde? Gott Poseidon, so überliefern es uralte Mythen und Sagen, stieß seinen Dreizack in die Erde… und schon sprudelte eine Quelle. Wen wundert es da, dass unweit von der »Abdinghofkirche St. Peter und Paul« ein »Poseidonbrunnen« sprudelt.

Der Neptunbrunnen von Paderborn. Foto W-J.Langbein

»Welche heidnischen Gottheiten sind denn wohl hier in vorchristlichen Zeiten verehrt worden?«, wollte ich von einem Mönch am »Poseidonbrunnen« wissen. Ich fürchte, dass ich mit meiner Frage den frommen Mann verärgert habe. Hatte er doch eben noch seine bloßen Füße in das kühle Nass gehalten, so bereitete er nach meiner unschuldig gestellten Frage rasch seinen Rückzug vor. Er zog die Füße rasch aus dem Brunnen. Die hochgeschobene Kutte wurde hastig wieder gesenkt, Strümpfe wurden angezogen und zu guter Letzt wurden Sandalen angelegt. Gleichzeitig hatte der Mönch scheinbar jegliche Lebensfreude und Heiterkeit wieder abgelegt. Mir schien, als habe er sich geschämt, weil er sich von mir beim lustigen Fußbad im Brunnen ertappt fühlte.

»Paderborn ist seit über einem Jahrtausend eine christliche Stadt! Wühlen Sie nicht im Heidentum! Besinnen Sie sich der christlichen Ursprünge von Paderborn! Wissen Sie denn, welch‘ wichtige Rolle der ›Heilige Liborius‹ für Paderborn gespielt hat?«, sprach er nun mahnend und ernst. Ich nicke. »Er hat das Liborius-Fest begründet! Wir feiern es ja noch heute vom 24. Juli bis zum 8. August!«, gab ich zur Antwort.


St. Liborius.
Foto Langbein
Eine Million »Pilger« zieht es alljährlich nach Paderborn zum Liborius-Fest. Freilich, so vermute ich, locken eher die Bier- und Imbissbuden, ein gewaltiges Riesenrad und allerlei sonstiger Jahrmarktsrummel in die altehrwürdige Stadt, weniger die angeblichen Gebeine des »Heiligen Liborius«.  140 Schausteller und 150 Marktstände auf dem »Pottmarkt« buhlen seit vielen Jahren um die Gunst der zahlungswilligen Kundschaft. Karussells dudeln kreisend, die »Schlemmermeile Plaza Europa« sorgt dafür, dass heutige Besucher auf stilvolle Weise gesättigt werden. Die Gebeine werden zum Fest vom Dom aus über den Jahrmarktsplatz durch die Straßen getragen, natürlich standesgemäß in einem wertvollen, goldenen Schrein! Ob sich der Heilige allerdings in diesem Ambiente wohlfühlen würde? Ich wage das zu bezweifeln! »Ich habe mich mit dem ›Heiligen Liborius‹ beschäftigt!«, erklärte ich »meinem Mönch« vom »Poseidon-Brunnen«.  Der Mann in der Kutte setzte sich wieder auf den Brunnenrand. »Eine Delegation von Geistlichen ist damals nach Le Mans gereist und hat vom dortigen Bischof Reliquien erhalten, auch solche vom ›Heiligen Liborius‹. Über Chartres und Paris gelangten sie an den Rhein, dann nach Sachsen und kamen am 28. Mai 836 nach Paderborn! Sie fanden einen Platz im Dom!«

 So ist es in theologischen Geschichtsbüchern überliefert. So wird es wohl auch gewesen sein! Fakt ist: Gegen Ende des 8. Nachchristlichen Jahrhunderts hatte Karl der Große offiziell mit seinen Truppen über das Heidentum obsiegt. Damals herrschte rege Nachfrage nach Reliquien, denen offenbar auch in heidnischen Kreisen Zauberkräfte nachgesagt wurden. Als besonders wirksam sollen die Gebeine des ›Heiligen Liborius‹ gegolten haben!

Die Buden fürs Liboriusfest werden aufgebaut.
Foto Langbein

»Mein« Mönch nickte zufrieden. »Und wie haben die die Geistlichen den Weg gefunden?«, wollte er von mir wissen. Natürlich war mir auch die fromme Legende vom Pfau bekannt, der angeblich den Geistlichen vorausgegangen sein soll, bis nach Paderborn! Da müssen die Kirchenmänner aber recht bedächtigen Schritts die Reise nach Hause zurückgelegt haben. »Beschäftigen Sie sich lieber mit der frommen Überlieferung  vom Pfau als mit heidnischem Unglauben!«, gab mi der nun wieder milde gestimmte Mönch auf den Weg. »Heidenbräuche führen in die Irre, lenken vom rechten Pfad ab! Sie führen, wenn in die Hölle!« Das versprach ich dem Mönch. Ich recherchierte in Sachen Pfau und kam dabei, wieder einmal, auf »heidnische Pfade«!

Auf der griechischen Insel Samos hielten die Priester der Göttin Hera Pfauen. Pfauen waren der Hera geweiht. Wer aber war Hera? Hera wurde in vorhellenischen Zeiten als Rhea verehrt und angebetet, als die »Große Mutter«. Ihre ältere Vorgängerin war Erua, die Königin, die in Babylon Wächterin über die Geburten war. In Irland stieß ich auch auf Hera, freilich wiederum unter anderem, wenngleich auch ähnlichem Namen: »Lady Eire«. Gelangte »Lady Eire« mit Missionaren aus Irland nach Deutschland, vielleicht auch in die Region von Paderborn? Brachten diese frühen Missionare den Pfau als göttliches Symboltier mit? Wie dem auch sei:


Das berühmte »Drei-Hasen-Fenster« des Doms.
Foto W-J.Langbein

Wenn Sie nach Paderborn kommen, sollten Sie unbedingt den Dom besuchen und das berühmte Drei-Hasen-Fenster« in Augenschein nehmen. Zwei Gehminuten davon entfernt steht ein wunderschöner Springbrunnen…. mit einem kunstvoll gestalteten Pfau! Doch kehren wir noch einmal zu Hera mit den Pfauen zurück! Barbara G. Walker macht uns in ihrem Lexikon »Das Geheime Wissen der Frauen« auf die alte weibliche Trinität aufmerksam (2):

»Hera war ursprünglich eine weibliche Trinität, die aus Hebe, Hera und Hekate – Neumond, Vollmond und Halbmond – bestand. Andererseits verkörperte sie die Jungfrau des Frühlings, die Mutter des Sommers und die zerstörerische Alte.«

Wichtig für den »Hera-Kult« waren heilige Quellen. Hera durchlief, so Barbara G. Walker durch das Bad in ihrer heiligen Quelle unendliche Zyklen. Im Frühling war sie Jungfrau, im Sommer gebar sie und im Herbst/ Winter agierte sie als zerstörerische Alte. Durch das Bad in der heiligen Quelle wurde sie wieder zur Jungfrau,  ein neuer Zyklus konnte beginnen.

Der Pfau als Symboltier wurde von den Römern übernommen. Im 2. Jahrhundert v. Chr.  wurde auch der Pfau als heiliger Vogel der Göttin Juno, Göttin der Geburt, Königin der Göttinnen, zugeordnet (3). Und schließlich tauchte der Pfau in der frühchristlichen Kunst wieder auf, als Symbol des Paradieses und der Auferstehung.

Im heutigen Volksglauben wird Maria, die Mutter Jesu, immer mehr zur Himmelskönigin. Maria spielt im Neuen Testament eine eher untergeordnete Rolle. Sie hat Jesus zu gebären, weitere Informationen finden sich kaum noch über sie. Im heutigen Katholizismus aber steigt ihre Bedeutung immer mehr. Nach Jesus wurde – so besagt es der katholische Glaube heute – in den Himmel aufgenommen. Es war Papst Pius XII., der am 1. November 1950 das Dogma von der leibhaftigen Aufnahme Marias in den Himmel festlegte: 

Im Dom zu Paderborn.Foto Langbein
 »Wir verkünden, erklären und definieren es als ein von Gott geoffenbartes Dogma, dass die Unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde.« Das war der erste Schritt zur Vergöttlichung Marias. Mit ihrer Aufnahme in den Himmel wurde sie zu einer Himmelskönigin. In der »heidnischen« Welt war die Erhebung einer irdischen Frau zu einer himmlischen Göttin bekannt. Man bezeichnete diesen Wandlungsprozess, um das profane Wort »Beförderung« zu vermeiden, als Apotheose. Und bei den Römern gab es ein Symbol für diese Apotheose. Es war – wir ahnen es bereits – der Pfau!

Die Aufnahme Marias, die auch im Dom zu Paderborn verherrlicht und angebetet wird, in den Himmel war nach »heidnischem« Verständnis ihre Vergöttlichung, was die christliche Theologie – evangelisch wie theologisch – natürlich empört bestreitet.

Nach christlicher Interpretation, die sich natürlich vom Heidentum grundlegend unterscheiden muss, hat Maria lediglich ein Stadium erreicht, das jeden frommen Christen dereinst nach dem Tag des »Jüngsten Gerichts« erwartet. Im Volksglauben allerdings ist Maria schon sehr viel mehr als ein gen Himmel gefahrener Mensch, wie das wichtige Werk von Marie-Louise Gubler über Maria, erschienen im »Katholischen Bibelwerk«, beweist! Der Titel fasst letztlich zusammen, was im Heidentum als Apotheose – Aufstieg von irdischer Frau zur Göttin – bezeichnet wurde: »Maria  – Mutter – Prophetin – Himmelskönigin«. Himmelsköniginnen waren, und das Jahrtausende vor Christi Geburt, ganz besonders wichtige Göttinnen!

Man mag Christ sein oder nicht, man mag einer Religionsgemeinschaft angehören oder nicht: Gotteshäuser wie der Dom zu Paderborn oder die »Abdinghofkirche St. Peter und Paul« sind Inseln der Ruhe und Besinnung in unserer immer lauter, immer hektischer werdenden Welt. Und wenn man gar die Krypta unter dem Dom oder unter der »Abdinghofkirche St. Peter und Paul« besucht, fühlt man sich auf geheimnisvolle Weise sicher und geborgen.

Der Pfau in der Krypta des Doms. Foto W-J.Langbein

Die Krypta unter dem Dom zu Paderborn sei, so sagte mir ein Geistlicher im Dom in schöner »Bescheidenheit«, jüngeren Datums und in ihrer jetzigen Form »erst seit 1100 existent«, also seit nur rund 900 Jahren. Die schlichte Krypta gilt als »Grablege des Liborius«. Und hier begegnet uns wieder…. Der Pfau, Symboltier der Hera. Auf einen Besuch in den beiden Krypten sollten Sie als Besucher in Paderborn auf keinen Fall verzichten!

Leider überschattet der gewaltige Dom – im übertragenen Sinn – eine Reihe von nicht minder interessanten Kirchen von Paderborn, zum Beispiel die »Abdinghofkirche St. Peter und Paul«, nur wenige Meter vom allgegenwärtigen Dom entfernt!

Auch sie geht auf Bischof Meinwerk von Paderborn (1009-1036 n.Chr.) zurück! 1023 wurde die Krypta geweiht, nachdem die tonnenschwere Decke des Chorraums eingestürzt war. Heute, fast ein Jahrtausend später, kann man die Krypta nach wie vor besuchen.

Das massive Mauerwerk trotzte sogar den Bomben der Engländer. Und sie wird vermutlich auch in Jahrtausenden noch bestehen, selbst wenn es die Kirche darüber längst nicht mehr geben sollte!


Fußnoten

1) Brunner, Hellmut et.al. (Hrsg): »Lexikon Alte Kulturen«, Band 3, Mannheim 1993, S. 228, linke Spalte unten und rechte Spalte oben
2) Walker, Barbara: »Das geheime Wissen der Frauen«, Frankfurt 1993, S. 367 und 368
3) Walker, Barbara: »Das geheime Wissen der Frauen«, Frankfurt 1993, S. 145
4) Gubler Mari-Louise:  »Maria  – Mutter – Prophetin – Himmelskönigin«,  Katholisches Bibelwerk e.V., Stuttgart 2008


Die Krypta, die selbst Fliegerbomben standhielt.
Foto Archiv Langbein



»Maria und die Schlange«
Teil 245 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 28.09.2014


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