Ursula Prem |
Im Gegensatz zu dieser globalen Entwicklung stagniert die Geburtenrate in Deutschland. Der Trend ist seit 1972 ungebrochen: Es sterben mehr Menschen als geboren werden. Waren es vor 40 Jahren noch mehr als 900.000 jährliche Geburten, wurden im Jahre 2010 680.000 Neugeborene registriert. Das zwangsläufige Ergebnis: Die Bevölkerung in Deutschland wird langfristig zahlenmäßig schrumpfen, bei steigendem Durchschnittsalter.
Dieser Trend hat nicht nur Nachteile. Natürlich: Besteht eine Bevölkerung mehrheitlich aus Rentnern, dann haben die jüngeren Menschen einiges zu schultern. Andererseits tun sich neue Chancen für sie auf: kein Schlangestehen mehr nach einem begehrten Arbeitsplatz, keine Massenabfertigung an den Universitäten, Wohnungsnot wird der Vergangenheit angehören.
Wo steht in Stein gemeißelt, dass die deutsche Bevölkerung mindestens 80 Mio. Köpfe umfassen muss? Vielleicht lässt sich sogar das langfristige Überleben der Menschheit mit weniger gleichzeitig lebenden Menschen besser sichern, Stichworte: Ressourcenknappheit, Klimawandel, Überfischung der Meere und Energiekrise? Wie würde die Erde aussehen, würden alle Länder sich die Geburtenraten von Niger zum Vorbild nehmen, die etwa sechsmal so hoch sind wie die deutschen?
Das sprunghafte Ansteigen der Weltbevölkerung insgesamt stellt ein massives Ungleichgewicht dar und ist Mitursache dafür, dass viele Länder gerade in Afrika keinen Weg aus ihrer Armut heraus finden. Es ist ein Resultat der ungleichen Machtverteilung zwischen den Geschlechtern. Frauen mit Bildung, eigenem Einkommen und ungehindertem Zugang zu Verhütungsmitteln lassen sich nicht mehr als dauerschwangere Brutschränke missbrauchen, sondern planen ihren Nachwuchs sehr liebevoll und bewusst.
Erst die weltweite Emanzipation der Frau wird das verlorene Gleichgewicht wieder herstellen und die Geburtenraten überall auf ein sinnvolles Maß zurückführen, das allen Geborenen Überlebens- und Zukunftschancen eröffnet.
Was aber wird aus Deutschland und seiner Kultur? Schafft es sich tatsächlich ab, wie Thilo Sarrazin in seinem Buchtitel postuliert? – Ich meine: Egal, wie viele wir sind – kulturell haben wir schon längst ein Problem! Hand aufs Herz: Wer kennt ein ganzes Gedicht von Goethe spontan auswendig? Doch fast nur noch die Ü-60-Generation, die zur Schule ging, als Goethe noch nicht »oll« und Wagner noch keine Pizza war. Der Rest hält den Erlkönig eher für ein Testfahrzeug und Mozart für eine marzipangefüllte Kugel. Allenfalls Beethoven ist etlichen noch ein Begriff, als Komponist der Europahymne. Ob einige durch Staatsknete provozierte Mehrgeburten diesen Verfall werden bremsen können?
Meldung zum Thema: http://eltern.t-online.de/geburtenzahl-sinkt-bis-2060-dramatisch/id_44013806/index
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Sieben Milliarden.... was für ein Wahnsinn! Als ich zur Volksschule ging (Anfang der 60er) sprach unser Lehrer von dreieinhalb Milliarden... von der Umweltverschmutzung, die zu einer neuen Eiszeit führen werde... Was auch immer kommt... ob Eiswüste oder Meeresflut... das alles stimmt nicht optimistisch!
AntwortenLöschenJa. Ich glaube, die Menschheit hat zwei Möglichkeiten: Den Planeten durch steigende Bevölkerungszahlen in wenigen Jahren zugrunde zu richten, oder aber das Gleichgewicht der Fortpflanzung wieder herzustellen und eine Weile länger zu überleben. Die Gesamtanzahl der Menschen, die je gelebt haben werden, wird sich dadurch möglicherweise nicht ändern. Aber der zweite Fall wäre für alle Beteiligten sicher weitaus angenehmer ...
AntwortenLöschenGuten Morgen Ursula, Deinen Beitrag habe ich mit großem Interesse gelesen.
AntwortenLöschen"Erst die weltweite Emanzipation der Frau wird das verlorene Gleichgewicht wieder herstellen und die Geburtenraten überall auf ein sinnvolles Maß zurückführen, das allen Geborenen Überlebens- und Zukunftschancen eröffnet."
Genau so ist es. Dazu ist allerdings Aufklärung wichtig, Aufklärung beider Geschlechter. Ein sehr schwieriges Unterfangen.
Beste Grüße Helga