Dienstag, 23. Juli 2013

Gustl Mollath – Buchvorstellung mit Wilhelm Schlötterer

Buchtipp:
Wahn und Willkür
von
Wilhelm Schlötterer
Schon am 6. Juni 2013 hatte Gustl Mollath nach einer entsprechenden Anfrage des Heyne-Verlags den Antrag gestellt, an der heute stattfindenden Buchvorstellung Dr. Wilhelm Schlötterers in Bayreuth im Rahmen einer »begleiteten Ausführung« teilnehmen zu können. Am 21. Juni 2013 hatte er daraufhin eine schriftliche Ablehnung erhalten, gezeichnet von Chefarzt Leipziger. In dem sehr ausführlichen Schreiben hieß es, man befürchte unter den derzeitigen Voraussetzungen Reaktionen und Anfeindungen Dritter gegen das Begleitpersonal des BKH. Im Folgenden führte das Schreiben eine Vielzahl von Bedingungen aus, unter denen die »Ausführung« gegebenenfalls doch noch stattfinden könne. So erwog man beispielsweise, eine außenstehende Person könne Mollath auf eigene Verantwortung abholen und zu der Veranstaltung begleiten. Die hierfür aufgezählten Voraussetzungen klangen allesamt wenig praktikabel, sodass der Antrag als gescheitert betrachtet werden konnte.

Dass es in letzter Minute doch noch geklappt hat und Gustl Mollath heute um 14:00 Uhr die Gelegenheit hatte, im Rahmen einer Pressekonferenz gemeinsam mit Wilhelm Schlötterer nicht nur das Buch »Wahn und Willkür« zu präsentieren, sondern den anwesenden Medienvertretern auch von sich selbst zu erzählen, wäre eigentlich eine gute Nachricht gewesen. Wie Mollath mir soeben telefonisch berichtete, habe Oberarzt Zappe die Aufgabe übernommen, Mollath zum Veranstaltungsort zu fahren. Um 13:40 Uhr, so Zappe, würde er Mollath an der Sicherheitszentrale erwarten, wohin ein Mitarbeiter den Gefangenen um 13:35 Uhr begleitete.


Zeugenloses Kontrollvakuum


Leider erwies sich, dass Zappe die Pläne wohl geändert hatte und an einem anderen Ausgang wartete, angeblich wegen zu vieler Fotografen auf der Vorderseite. Mollath, beladen mit zwei Taschen Materialien, die er zur Veranstaltung mitnehmen wollte, begab sich also durch das ganze Gebäude zum anderen Ausgang, wo Zappe ihn tatsächlich abholte. Offenbar hatte dieser sich entschlossen, die mittägliche Gluthitze zu einem gemeinsamen Marsch zu nutzen und den Weg alleine mit Gustl Mollath zu Fuß zurückzulegen. Laut Google Maps beträgt die Strecke fast eineinhalb Kilometer, zieht sich also in die Länge, wenn man unter Zeitdruck steht und bei etwa 34 °C zwei schwere Taschen zu schleppen hat. Ob Dr. Zappe, angetan mit einer Sonnenbrille und unbelastet von Gepäck, den Ausflug mehr genießen konnte als Mollath, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Da die offizielle schriftliche Genehmigung laut Mollath nicht auf »Ausführung«, sondern überraschenderweise auf »Urlaub« lautete, begleiteten keinerlei Sicherheitskräfte die beiden Männer auf ihrem Weg: Eine völlig unerwartete Situation des zeugenlosen »Kontrollvakuums«, vor der es Mollath aufgrund früherer Erfahrungen instinktiv graut und weshalb er im Nachhinein sagt, dass er »lieber auf dieser Station verschimmeln würde, als nochmals ein derartiges Risiko einzugehen.«

Am Veranstaltungsort angekommen, warteten schon die Medienvertreter, weshalb Dr. Zappe schnell verschwand und den völlig verschwitzten, angeblich so gefährlichen Mollath »unbeaufsichtigt« ließ: Eine Situation, die Mollath amüsiert zu haben scheint, und die auch in einem Bericht von Sat1 festgehalten wurde.


Otto Lapp: Kein Interesse am Probewohnen im BKH


Ebenfalls eine gewisse Genugtuung dürfte Gustl Mollath empfunden haben, als er die Gelegenheit hatte, dem sogenannten »Chefreporter« des Nordbayerischen Kuriers, Otto Lapp, ein »Probewohnen« im BKH anzudienen, damit dieser sich ein Bild über die tatsächlichen Verhältnisse machen könne. Was Lapp geantwortet habe? »Nun ja, Herr Lapp scheint meinem Eindruck nach keinerlei Interesse am Probewohnen zu haben«, so Mollath hintergründig.

»Die Rückkehr nach solch einem „Urlaub“ ist ebenfalls eine extrem stressbehaftete Situation«, schildert er. Da der Umfang der anschließenden Kontrollen vollkommen willkürlich gehandhabt werde, wisse man nie, was einen erwarte: »Da kann es Ihnen passieren, dass Sie sich nackt ausziehen müssen, der reinste Horror, weshalb ich derartige „Urlaube“ in der Regel ablehne.« Heute beschränkte sich die »Überprüfung« glücklicherweise auf das Durchschreiten eines Metalldetektors, der lediglich Mollaths Gürtelschnalle monierte.

Ob er sich vorstellen könne, ein Gnadengesuch zu stellen, um endlich, egal wie, aus dieser Situation herauszukommen, frage ich ihn abschließend. Hierauf antwortet er:

»Ich möchte kein Gnadengesuch stellen, ich wünsche mir ein rechtsstaatliches Verfahren. Sollte das nicht möglich sein, so wäre die einzige Gnade, die ich erbitten würde, die Unterbringung in einem ordentlichen Gefängnis, statt in einer derartigen psychiatrischen Anstalt.«

Bericht: Ursula Prem


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4 Kommentare:

  1. Damit ist doch die ganze Argumentation von Leipziger bezueglich Gefahren durch Unterstuetzer (und Mollath) hinfaellig.

    Oder wollte man ein Ereignis auf dem extra langen Spaziergang ohne Schutz provozieren.
    Was fuer eine perfide Komoedie, bei der die Akteure genau wissen, dass es nicht um die Wahrheit und bestimmt nicht um Sicherheit irgendwelcher Normalbuerger geht. Moral??

    Gibt es denn kein Gesetz gegen Scharlatenerie?

    Muesste die Staatsanwaltschaft nicht laengst auch gegen diese Psychiater vorgehen, die vorsaeztlich Ihre Position missbraucht haben und weiter missbrauchen?

    Gibt es in dieser ganzen Mischpoke niemanden, der in der Lage ist, diesem unwuerdigen und unehrlichen Theater ein Ende zu setzen?

    Die warten doch foermlich darauf endlich bestraft zu werden, Grenzen zu bekommen, wie Kinder, die einfach solange fortfahren, bis sie gewaltig eins auf die Finger bekommen.

    Welch ein Armutszeugnis erwachsener Menschen. Wie viele Armutszeugnisse?
    Verantwortung? Eigenverantwortung?
    Ein Fremdwort!
    Wie wollen die vielen Beteiligten das je ihren Kindern erklaeren?
    Nichts gewußt? Es waren die anderen? Befehlskette?
    Normal? Kinder, Kinder!

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  2. Dazu passt auch dieses WICHTIGE Zitat von Gustl Mollath am 18.07.2013 auf SERVUS TV:

    http://www.youtube.com/watch?v=n3OHR8neHPI

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  3. Eine metallene Gürtelschnalle? Die trägt er in der "Anstalt"? Das ist doch eine unglaublich gefährliche Waffe! Die könnte er schwingen und gegen die Mitarbeiter und, noch schlimmer, die "Ärzte" einsetzen! Dass man das erlaubt - unfassbar!

    P.S. Wer den Sarkasmus nicht erkannt hat, dem ist nicht zu helfen.

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  4. Zitat:»Herr Dr. Zappe, Hallo ... « Zitatende
    Mittlerweile entwickelt sich die Forensische Psychiatrie zu einer Lachnummer! Allerdings bleibt mir das Lachen im Halse stecken, wenn ich mir folgenden Beitrag in Erinnerung rufe:
    http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.sozialministerin-christine-hadertauer-ministergatte-ermoeglicht-moerder-frankreichurlaub.bcd1e4a7-4d8d-4c54-bc29-faf59319d8c4.html

    Ob der Modellbaumörder auch mit Gepäck unterwegs war? So ganz allein in Südfrankreich?

    Nachdenkliche Grüße

    Sylvia

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