Dienstag, 26. August 2014

Mein letztes Wort zu Gustl Mollath

Ein Fazit von Ursula Prem

Persönlich mit Gustl Mollath in Kontakt gekommen war ich noch zur Zeit seiner Haft durch meinen Versuch der Aufklärung nächtlicher Schlafentzüge in den Forensiken, die Mollath in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk geschildert hatte. Eine entsprechende Anfrage an die zuständige Ministerin Christine Haderthauer über abgeordnetenwatch.de hatte lediglich eine wenig greifbare Antwort ergeben, die ich brieflich an Gustl Mollath weiterleitete. Hierauf erhielt ich von ihm den Hinweis, dass es in der Straubinger Forensik eine Modellbaufertigung gebe, die mit der Familie Haderthauer zu tun hätte. Etliche Internetrecherchen und Telefonate später entstand aus dieser Information der Blogartikel »Christine Haderthauer – Forensik Straubing: Interessenkonflikt?«, dessen Inhalt schnell bundesweit von der Presse aufgegriffen wurde. In der Folge intensivierte sich der telefonische Kontakt, sodass es für mich kein Thema war, Mollath in den ersten Tagen nach seiner überraschenden Freilassung eine Unterkunft anzubieten.




Schon im Herbst 2013 zeichnete sich dann ab, dass Gustl Mollath nur wenig Neigung zur Kommunikation mit seinem Rechtsanwalt Gerhard Strate zeigte. Immer wieder machten wochenlange Kontaktabbrüche von Seiten Mollaths Strate das Leben schwer. Für mich, die ich in dieser Zeit viel Organisatorisches für Mollath erledigte, war das eine peinliche Situation: Natürlich rief Strate auch bei mir an, wenn er wieder mal auf der Suche nach seinem Mandanten war und hinterließ nicht nur einmal Bitten um Kontaktaufnahme. Diese gab ich natürlich weiter, wenn Mollath sich telefonisch meldete oder auf der Durchreise hier vorbeikam. Darauf reagiert hat er meinem Kenntnisstand nach so gut wie nie. Je nach aktueller Lage der Dinge lautete sein Antwort darauf: a) Das geht jetzt gerade nicht, denn mein Handy ist fast leer oder b) ja, da muss ich mal schauen, dass ich das bald mache. – Dass der Kontakt auch diesmal wieder nicht zustande gekommen war, erfuhr ich dann oft ein paar Tage später, wenn ich diesbezüglich bei Strate per Mail nachfragte. Auch der gelegentliche Versuch, Mollath zum sofortigen Anruf über mein Telefon zu bewegen, erwies sich als sinnlos, denn dann kam Ausrede c) zum Tragen: Auf so ein Gespräch muss ich mich erst vorbereiten, so schnell geht das nicht.

Auch mich stellte diese immer wieder auftretende Kommunikationsunwilligkeit vor teilweise gravierende Probleme. Presse- und sonstige Anfragen konnten nicht oder nur verzögert beantwortet werden, was teilweise mehrfachen umständlichen Mailwechsel mit den Anfragenden zur Folge hatte, ohne dass ich diese über den wahren Grund des Informationsstaus hätte aufklären können. Die Mailadresse eines Freundes, bei dem Mollath inzwischen untergekommen war, erwies sich als ebenfalls tot: So viel ich auch dorthin weiterleitete, Antworten bekam ich auf diesem Wege so gut wie nie. Vieles ist deshalb damals einfach versandet. Mit Sicherheit sitzen irgendwo da draußen noch viele verärgerte Menschen, die nie eine griffige Antwort auf teilweise großzügige Hilfsangebote erhalten haben.

War dieses Chaos in der Zeit nach der Entlassung noch verständlich, wurde der Zustand einige Wochen später langsam untragbar. Nachdem ich Mollath dies bei einem persönlichen Besuch auseinandergesetzt hatte, entschloss er sich zum Kauf eines eigenen Laptops, bei dessen Beschaffung ich ihm auch behilflich war. Erhalten hat er ihn am 24. Oktober. Seit diesem Tage bereits existiert auch die Mailadresse, die er Gerhard Strate zur Beantwortung seines Faxanschreibens am 31. Juli 2014 genannt hatte.

Natürlich versuchte ich gleich in den ersten Tagen, eingehende Anfragen an diese Adresse weiterzuleiten. Doch ich bekam keine Rückmeldungen auf diesem Wege. Fragte ich im Rahmen von Telefongesprächen nach, bekam ich von Mollath zur Antwort, er sei noch nicht dazu gekommen, sich mit dem neuen PC zu beschäftigen.

Zwischenzeitlich, am 2. November, sorgte Mollaths »Auftritt« in einem Bamberger Lokal intern für Stimmung, über den ich bereits in meinem Bericht zum 11. Prozesstag geschrieben hatte:

»Nun ist es natürlich für Außenstehende schwierig, das Innenverhältnis zwischen einem Anwalt und seinem Mandanten zu beurteilen. Unwillkürlich jedoch muss ich an eine öffentliche Brüskierung denken, die Mollath seinem Anwalt schon am 2. November 2013 angedeihen ließ, und deren Zeugin ich wurde. Diese begab sich anlässlich eines gemeinsamen Mittagessens in Bamberg in einem voll besetzten Gastraum, wo Gustl Mollath Gerhard Strate zunächst die Unterschrift unter eine dringend benötigte Vollmacht verweigerte. Er tat dies mit der Begründung, in diesem Wiederaufnahmeverfahren werde sowieso nichts aufgeklärt, der Prozess werde eine Farce werden, die jeder beliebige Pflichtverteidiger führen könne: Dazu benötige er Strates Dienste nicht! Einige am Nebentisch sitzende Gäste, die Mollath natürlich erkannt hatten, schienen diese niederschmetternde Unterhaltung höchst interessant zu finden. Dass Gerhard Strate sich damals dennoch bereitfand, nur eine halbe Stunde später an einem Treffen mit Mollaths Unterstützerkreis teilzunehmen, weswegen er extra von Hamburg nach Bamberg gefahren war, fand ich schon damals erstaunlich. Im Anschluss an das Treffen hatte sich die Lage wieder beruhigt, Stunden später wurde die Vollmacht dann doch noch ausgestellt.«

Am 16. November 2013 schließlich stand Mollath, wieder mal auf der Durchreise, bei mir vor der Tür und erklärte mir, dass ihm die Aktivierung seines mobilen Internet-Sticks nicht gelingen wolle. Schnell stellte sich heraus, dass eine fehlerhaft eingegebene Mailadresse der Grund für das Malheur war. Ich rief also beim Kundenservice an und bat darum, die misslungene Aktivierung zurückzusetzen, um neu beginnen zu können. Leider erwies sich die Servicekraft am Telefon als ausgesprochen unfreundlich und noch dazu technisch völlig ahnungslos. Mollath, der dieses unterirdische Gespräch über Lautsprecher mithörte, packte anschließend das Gerät ein und verkündete, er wolle es gar nicht mehr haben, denn er lasse sich nicht verarschen. Dass dies eine schicksalsentscheidende Stunde für den gesamten Fortgang des anstehenden Prozesses sein würde, war mir bereits in dieser Sekunde klar, denn ich stellte mir die Frage, wie lange Gerhard Strate noch bereit sein würde, ohne zuverlässige Kommunikationswege weiterzuarbeiten. Ich bat Mollath deshalb eindringlich, mir ein oder zwei Stunden Zeit zu geben, um das Problem in Ruhe lösen zu können. Doch Mollath blieb bei seiner Linie: Das Thema Laptop war für ihn erst einmal erledigt, seine Erreichbarkeit per Mail in weite Ferne gerückt, während Gerhard Strate bald darauf von Verschwörungstheoretikern mit dem Verdacht überzogen wurde, seinen Mandanten aktiv vom Internet fernhalten zu wollen.

Schon am 26. November 2013 wäre es dann fast zur Katastrophe gekommen: Gerhard Strate kündigte an, das Mandat niederlegen zu wollen. Wieder einmal hatte er Mollath mehr als zwei Wochen lang nicht erreichen können, die Situation hatte sich zugespitzt. Meine Antwort an ihn, versandt am 27. November 2013 um 8:58 Uhr, begann folgendermaßen:

»Lieber Herr Strate,

was für eine entsetzliche Hiobsbotschaft am frühen Morgen!

Nach wie vor bin ich der festen Überzeugung, dass das größte Problem in den mangelhaften Kommunikationswegen liegt: Würde Mollath verstehen (und überhaupt auch nur wissen), was Sie alles für ihn getan haben, dann würde er das auch schätzen können. Genau dies war ja der Grund, weshalb ich so lange darum gekämpft habe, dass er sich den Computer nicht nur besorgt (hat er schon vor Wochen gemeinsam mit mir getan), sondern ihn auch in Betrieb nimmt (hat er bis heute nicht getan, obwohl ich ihm jede nötige technische Hilfe angeboten habe). Er bräuchte den Blick ins Netz und die Erreichbarkeit per E-Mail dringendst, um die Vorgänge rund um seinen eigenen Fall in vollem Umfang zu verstehen. Er wäre davon auch nur wenige Mausklicks entfernt. Für mich ist das zum Verzweifeln!

Dass der Mensch dazu neigt, Wissenslücken mit Mutmaßungen aufzufüllen, ist bekannt. Ich selbst habe den Eindruck gewonnen, dass Mollath längst den Überblick über alle juristischen Vorgänge in seiner Sache verloren hat. Seine Papiere hat er sonstwo verstreut, Zugriff auf Ihre Dokumentation im Netz hat er ebenfalls nicht, was ich für eine Katastrophe halte: Er taucht ab, macht sich unerreichbar und steckt den Kopf in den Sand. […]«

Gerhard Strate hat das Mandat dann zum Glück für seinen Mandanten doch nicht niedergelegt. Es ist mir jedoch nie zur Kenntnis gelangt, dass Mollaths Mailadresse jemals aktiv genutzt worden wäre. Dass Mollath sie in seinem Fax vom 31. Juli 2014 an Gerhard Strate in einer derart fragilen Situation als einzige Kontaktmöglichkeit benannte, lässt aus meiner Sicht nur einen Schluss zu: Er wollte gar keine Antwort von ihm haben, hatte er zusammen mit einem prekären Unterstützer doch längst eine parallele Verteidigungsstrategie entwickelt, von der sein mandatierter Anwalt nichts wissen sollte. Hierüber hatte ich bereits nach dem 12. Prozesstag berichtet:

»Einige Nachfragen erreichten mich aufgrund meiner gestrigen Ausführungen zur Rolle des Martin Heidingsfelder im Zusammenhang mit der gestrigen Mandatsniederlegung durch die jetzigen Pflichtverteidiger Gerhard Strate und Johannes Rauwald. Gestern hatte regensburg-digital.de gemeldet: 
„Ich habe diese Auseinandersetzung mit Strate befeuert“, räumte etwa ein Vertrauter Mollaths am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion ein. „Das hätte eine richtig große Nummer werden können, aber der Strate zieht einfach nicht mit.“ 
Eine Äußerung, deren Hintergrund etliche Prozessbeobachter zu interessieren scheint. Nun denn:
Am 18. Juni 2014 vormittags berichtete mir Heidingsfelder in einem Telefonat, er habe in einer »Freihandvergabe« volle fünf (!) Anwälte damit beauftragt, eigenständig Anträge auszuarbeiten, die Mollath in Regensburg vortragen solle. Hierbei gehe es unter anderem [O-Ton Heidingsfelder]»um das Thema Grundrechtsverstöße, von dem Strate keine Ahnung hat, da der ja Strafverteidiger ist.« Die Anträge seien ein »Faustpfand«, von dem Gerhard Strate nichts wissen solle, da das Gericht sonst vorgewarnt werden könnte. Der Plan ist es demnach gewesen, an dem von Mollath mandatierten Anwalt vorbei ein anwaltliches »Schattenkabinett« zu etablieren, um so nach Art der Piraten die Prozessführung zu entern. Sachen gibt´s …«

Als ich ihn im Rahmen unseres letzten persönlichen Kontakts (es muss am 21. oder 22. Juli gewesen sein) auf die Aktivitäten seines Freundes ansprach und versuchte, Klartext zu sprechen, hatte Mollath es plötzlich sehr eilig, in sein Auto zu steigen und mit dem Hinweis, er habe noch einen Termin, davonzufahren. Schon am 23. Juli, dem nächsten Prozesstag, trat der Konflikt mit seiner Verteidigung dann gerichtsöffentlich zutage: Mollath hatte sich entschieden. Seitdem haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt.


Natürlich hat Mollath von Strate eine Antwort auf sein Fax bekommen, genau an die genannte Mailadresse, wie die jüngste »Erklärung der (früheren) Verteidigung« zeigt, und zwar noch am selben Tag, am 31. Juli 2014 um 21:11 Uhr. Bereits Strates erster Satz ist interessant:

»Lieber Herr Mollath,
schön, dass ich von Ihnen erfahre, dass Sie eine Email-Adresse haben.«

Ob die Nachricht Mollath trotz allem erreicht hat? – Keine Ahnung. Am 8. August 2014 jedenfalls, dem darauffolgenden Verhandlungstag, bestritt er vor Gericht, eine Antwort erhalten zu haben und beklagte lauthals »mangelnde rechtsanwaltliche Unterstützung« [Quelle]. Hätte er die Mail mit ihren ausführlichen und nachvollziehbaren Begründungen gelesen, hätte er ja möglicherweise auf die sinnlosen Beweisanträge verzichtet.  

Auch Mollaths Bekundung, er sei komplett überrascht von Strates Mandatsniederlegung, denn er »vertraue« in seine Verteidiger, ist wohl eher dem Bereich der Legendenbildung zuzuordnen: Dass Strate in seiner Kanzlei »noch nie eine Razzia« gehabt hätte, was doch der Beweis wäre, dass dieser Anwalt im Sinne des Staates unterwegs sei, um seinen Fall nebst Filmstoff »totzumachen«, diese und einige ähnliche Aussagen hatte ich bereits im letzten Herbst von ihm gehört und auch in meinem verzweifelten Schreiben an ihn vom 25. November 2013 stichpunktartig schriftlich festgehalten.


Nun stand ich zwischen Baum und Borke: Einerseits ließ mich das entsetzliche Unrecht nicht ruhen, das Mollath über siebeneinhalb Jahre lang widerfahren war. Andererseits waren für mich bereits im Herbst die Anzeichen nicht mehr zu übersehen, dass er in Begriff war, nun seinerseits Unrecht zu begehen, noch dazu gegen den eigenen Anwalt, dessen großartigen Einsatz für ihn und seine Sache ganz Deutschland gebannt auf der Website strate.net verfolgte. Ganz Deutschland. Mit Ausnahme von Mollath. Denn der hatte noch immer keinen Internetzugang und scheint sich auch sonst nicht großartig um die Arbeit seines Anwalts gekümmert zu haben. Ob er dem Anwalt, von dem er mit großer Selbstverständlichkeit mindestens das Stürzen einer ganzen Bank im Rahmen eines Wiederaufnahmeverfahrens wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung erwartete, wenigstens die laut seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss angeblich bei Beate Klarsfeld und Jean Ziegler deponierten Koffer mit Beweisunterlagen für diese anspruchsvolle Aufgabe zur Verfügung gestellt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich denke eher: Nein, denn auch die kleiner dimensionierten und für die angeklagte Sache umso wichtigeren Informationen haben ihren Weg offenbar nicht zuverlässig nach Hamburg gefunden:


Am Ende der ersten Prozesswoche, genauer gesagt am 13. Juli 2014, berichtete mir Mollath detailliert von der Geschichte, seine Ex-Frau habe sich ihre attestierten Verletzungen beim Sprung aus einem fahrenden Auto zugezogen und brachte sie meiner Kenntnis nach erstmalig in engen zeitlichen Zusammenhang mit der angeklagten Körperverletzung. Er nannte auch den Namen der Straße des angeblichen Geschehens und konkretisierte, dass nach dem Autosprung eine ärztliche Behandlung nebst MRT in einer Klinik erfolgt sei. Auf meine Frage, ob Strate das alles wisse, verneinte Mollath. Dies wunderte mich allerdings nicht sonderlich, da sein Kommunikationsverhalten im Laufe des gesamten Jahres meinem Eindruck nach weitgehend unverändert geblieben war. Auch die Tatsache, dass er sich wenige Tage später vor Gericht genau dieser Sache wegen über den angeblich mangelhaften Aufklärungswillen der Ermittlungsbehörden beschwerte, regte mich nicht mehr sonderlich auf.




Das nun ergangene Urteil ist aus Mollaths Sicht nicht ganz lupenrein, doch es stellt eindeutig fest, dass seine siebeneinhalbjährige Unterbringung in der Psychiatrie zu Unrecht erfolgt ist und ihm eine Entschädigung dafür zusteht. Es befreit ihn zudem von dem offensichtlich konstruierten Vorwurf, ein gemeingefährlicher Reifenstecher zu sein. Diesen prozessualen Erfolg verdankt er dem unermüdlichen Einsatz von Gerhard Strate, dem er zum Dank für seine Hilfe auch noch bei laufendem Prozess einen Zweifrontenkrieg zwischen dem Gericht und dem eigenen Mandanten aufgezwungen hat, und den er nun, wie sich aus dem letzten Absatz der jüngsten Strate-Erklärung ergibt, offenbar auch noch um eine Beteiligung am Verkauf eventueller Filmrechte bringt. 1.400 mit grobem Undank entlohnte Arbeitsstunden, gefüllt mit juristischen Tätigkeiten auf höchstem Niveau, dazu 50.000 Euro Kosten, laut Strates FOCUS-Interview nur zum Teil gedeckt durch eine Zahlung des Autovermieters SIXT, so lautet die Bilanz eines Anwalts, dessen unerbittlicher Kampf um Transparenz es vollbracht hat, justizielles Recht und fühlbare Gerechtigkeit einander in nie gekannter Weise anzunähern. Zu dieser Ausbeutung kommt die üble Nachrede vonseiten des ehemaligen Mandanten, dem das alles noch nicht genug war, sekundiert von einer prekären Unterstützerszene. Noch Fragen, weshalb so viele Juristen lieber Dienst nach Vorschrift schieben und ihre Freizeit auf dem Golfplatz verbringen?


Dass viele der im merkwürdigen Denkgebäude der Psychiatrie Befangenen die neue Situation nun nutzen, um Mollath erneut mit ihren Diagnosen überziehen zu wollen, war zu erwarten. Dies ist ein großer Fehler, denn gegen derart maßlose Verhaltensweisen, wie sie sich in diesem Fall enthüllen, hilft nur der klare, unverstellte Spiegel in Gestalt von Mitmenschen, die frei vom Therapeutensprech imstande sind, eine Lüge eine Lüge zu nennen und eine Sauerei auch als solche zu bezeichnen.

Gustl Mollath, so mein Eindruck, wird Gerhard Strate nie verzeihen können, dass er ohne ihn niemals aus der Hölle entkommen wäre. Was ich Mollath sagen würde, wenn er wieder hier vor der Tür stünde, wäre dem Vokabular dieses Blogs absolut nicht angemessen, weshalb ich es lieber für mich behalte. Ich denke jedoch, dass er feige klug genug ist, sich und mir diese Situation zu ersparen.

>> Weiterlesen – Gerhard Strate: Erklärung der (früheren) Verteidigung


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Update:


Ein dringender Aufruf:


Die noch immer schwelende Frage nach den gesellschaftlichen Hintergründen des Justizskandals um Gustl Mollath sollte jetzt endlich ins Zentrum gerückt werden. Zur weiteren konkreten Aufklärung bedürfte es jedoch der Beweisunterlagen, die Gustl Mollath (laut seiner Aussage vom 11. Juni 2013 vor dem Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtages) beim Ehepaar Serge und Beate Klarsfeld in Frankreich sowie beim Autor Jean Ziegler in der Schweiz deponiert hatte. Er fügte zwar hinzu, es sei ungewiss, ob das Material dort noch vorhanden wäre: Doch warum sollten derart renommierte und als aufrecht bekannte Persönlichkeiten diesbezüglich schludrig sein?

Wer noch (oder einmal wieder) Kontakt zu Gustl Mollath haben sollte, möge ihn deshalb dringend bitten, nun für die Rückholung des Materials zu sorgen und es, wo möglich, im Internet der Allgemeinheit zur intensiven Auswertung zur Verfügung zu stellen. Vielen Dank!

Ursula Prem, 13. Juli 2015

34 Kommentare:

  1. Werte Frau Prem!

    Meine Meinung ist, dass Herr Mollath zu dem Zeitpunkt nicht mehr anders handeln konnte. Sein innerer Spielraum war kleinst geworden. Gerne lege ich ihnen beiden, Frau Prem und Herr Strate, auf Wunsch dar, woraus ich mein Urteil beziehe.

    Herr Strate war als Verteidiger angetreten, er geht als Gentleman aus der Sache heraus, jedoch mit unzumutbar großen finanziellen und persönlichen Verlusten.

    Wenn ich die Wahl hätte, einen Film mit und über Strate, oder einen mit und über Mollath anzusehen, würde ich ersteren vorziehen.

    Weil mich immer der Mensch am meisten interesssiert, der durch sein Verhalten die Demokratie stärkt, und ich den meide, der Menschen gegeneinander auszuspielen bereit ist, um Macht zu erhalten.

    Pechvogel

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  2. Liebe Frau Prem, ich hatte ja schon mal geschrieben, wenn jemand ein verbohrter unsympathischer Prinzipienreiter ist, hat die Justiz und die Psychiatrie dennoch keine Rechtfertigung, ihn als krank oder gemeingefährlich abzustempeln. Dieses unser Rechtsprinzip wieder zur Geltung gebracht zu haben, ist das Verdienst von Herrn Strate, Ihnen, und den vielen anderen Unterstützern, und dieses Verdienst wiegt um so schwerer, wenn das Opfer von Unrechts-Justiz sich als undankbar, schwierig und auch noch, wie sie berichten, als Vogel Strauß erweist, der Probleme dadurch lösen will, indem er sich weigert, sie zur Kenntnis zu nehmen.
    Dieses Verhalten ist zu weit verbreitet, als daß man es als pathologisch einstufen könnte. Ich denke, daß man Herrn Mollath den letzten großen Gefallen tun kann und ihn und sein Verhalten so zu schildern, wie man es bei jedem andern auch tun würde und vor allem es auch so zu bewerten, wie man es bei jedem andern tun würde.

    Das haben Sie hervorragend getan. Danke!

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    1. Liebe Stringa,

      danke für Ihren Kommentar: Genau das denke ich auch. Ich glaube, dass mein Kontakt zu Mollath nur deshalb entstanden ist, weil ich psychiatrisch-pathologisierende Kategorisierungen grundsätzlich ablehne und ihn von Anfang an als einen Menschen betrachtet habe, den man als Individuum so ernst nehmen sollte, wie jeden anderen auch. Dass dies im Umkehrschluss auch bedeutet, ihn für seine Handlungen in Verantwortung zu nehmen, ist die unangenehme Seite dieser Medaille, die jedoch untrennbar mit dieser Betrachtungsweise verbunden ist.

      Herzliche Grüße

      UP

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    2. Sehr geehrte Frau Prem und Mitbeobachter,

      ich denke, man sollte etwas unterscheiden lernen:

      Wenn von 'Pathologisierung' (im negaitven Sinne) gesprochen wird, dann meint man damit weniger ein (mitfühlende) Einschätzung hinsichtlich einer Krankheit, einem Mangel einer Hilfsbedürftigkeit, sondern vor allem die darauf bauende Enteignung und Entsorgung, die Schlussfolgerung, die gesamte Person, samt Geist und Argumente, wären hintergehbar und übergehbar. Das letzte -gültige- Wort kann nicht vom kranken kommen, der gesunde weiß es besser.

      Darin liegt der Skandal.

      Die 'Entpathologisierung' - keine Rücksicht mehr auf eine Hilfsbedürftigkeit(Mangel/Krankheit) nehmen zu wollen - macht dieselbe Schlussfolgerung, eben mit umgekehrten Vorzeichen.

      Ich kann alle beteiligten und Enttäuschten verstehen - aber eben auch Mollath - und das ist keine Pathologisierung, selbst dann nicht, wenn man durchaus zu der Überzeugung kommen möchte Mollath bräuchte (Wiederingliederungs- oder auch therapeutische Hilfe).
      Denn - und hier greift die anfängliche Unterscheidung - Hilfebedarf, auch therapeutische - kann sehr wohl so gedacht werden, dass die Person autonom bleibt und nicht entmündigt wird.

      7,5 Jahre entmündigt nach einem fremdbestimmten Ablauf leben zu müssen, in dem Wissen der eigenen Unverschuldetheit, der fehlgeleiteten 'Unterstützung' - immer wieder dieser falschen Schlange der Pseudohilfsangebote widersagen, indem man sich in sich selbst abschottet, und dann plötzlich in der Öffentlichkeit stehen (und für den Prozess den kerngesunden, also in Bayern: Nicht-Hilfsbedürftigen, geben zu müssen - das alles zu verstehen und ins Feld zu Führen - das alles hat nichts mit entmündigenden 'Pathologisierung' zu tun.

      Das bedeutet ja auch nicht, dass der Umgang mit solch einer womöglich hilfsbedürftigen Person, die es aber nicht zulassen kann, einfach ist. Und auch Mollath hat eben das Recht, die uneinfühlsame harte Rolle einzunehmen, und bei ungebührlichem Service, eine Sauerei als solche zu benennen.

      Worauf ich aber hinaus will:
      Entpathologisierung (im Sinne: verständnislos zu werden), um den Frust an Mollath Verhalten in Gänze -endlich- ihm überbürden und aufbürden und vorwerfen zu können, das ist nicht nur unfair, sondern verschiebt die Schuld wieder einmal auf Mollath. (Der nämlich würde wahrscheinlich nichts lieber tun als Ferraris in einem florierenden eigenem Geschäft in einer funktionierenden Ehe zu tunen.)
      Natürlich muss Mollath sein Verhalten verantworten - und das geschieht ganz automatisch. Während Sie und alle Unterstützer nach dem selbstgewählten(!) Engagement in den gemütlichen Sessel abtauchen können, und bei Laune den Kampf und Einsatz beenden, ist dies bei Mollath nun keineswegs so. Er musste nicht nur die 7,5 Jahre leben, sondern muss auch die Konsequenz ertragen, und zwar völlig unabhängig von fremder Einschätzung, in wie weit empathisches Verständis und (leidensfähige) Rücksicht nun ungebührliche Pathologisierung sei, oder nicht.

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    3. (Fortsetzung)
      Vielleicht sollte man sich auch außerdem klar machen, dass zwar alle Hilfe konkret Mollath zugute kam, aber dass dies Hilfe -für- Mollath, eigentlich bedeutet: die Suppe auslöffeln, die nicht Herr Mollath versalzen hat, sondern all jene, die Mollath das Unrecht eingebrockt haben. Bei dem Wort 'für' sollte man immer an ein verursachtetes 'wegen' denken: wegen des Fehlverhalten von Maske, Kröber, Leipziger, Brixner und co.!

      Und zur kurzen Veranschaulichung abschließend ein paar Zahlen:
      1.500 Stunden in Freiheit eines Herrn Strate --für-- Mollath, also eigtl. wegen(!) Maske, Kröber, Leipziger, Brixner und co. .
      60.000 Stunden unentgeltlich (entschädigt) in Unfreiheit eines Herrn Mollath wegen(!) Maske, Kröber, Leipziger, Brixner und co.


      Ich finde es unfair, das schwierige Verhalten Herrn Mollahts ihm in Gänze pseudovernünftig 'entpathologisiert' und vorzuwerfen, und bei sich selbst Empfindlichkeiten gelten zu lassen.

      Man kann doch verärgert sein, auch über Mollath, und dennoch Verständnis haben.

      Kein Mensch käme auf die Idee einer (geistig) 'gesunden' aber traumatisierten Vergewaltigten zuzumuten zum Thema Sexualität in der Öffentlichkeit aufzutreten, und wenn im Hintergrund die Erwartungen und Gepflogenheiten von unbekümmerten freien Menschen mit modernen Sexualpraktiken und Spielzeugen nicht erfüllt werden, ihr, der Vergewaltigten, die Verantwortung (im Sinne Schuld/Verursacher) zu übertragen.

      Nein, anstatt Vorwürfe würde man hier eher Rückschlüsse auf die zerstörerische Energie einer Vergewaltigung ziehen, und zwar: da sieht man, was eine Freiheitsberaubung über 7,5 Jahre in einer pseudounterstützenden Fremdbestimmung an zerstörerische Energie bedeuten kann. (Und niemand würde hierbei von 'Pathologisierung' sprechen.)

      Mag sein, dass diese unterschiedliche Behandlung genderabhängig üblich ist. Fair finde ich das nicht.

      Über 60.000 Stunden musste Mollath in Unfreiheit verbringen und steht nun vor einem relativen 'Nichts'.
      Vor diesem Hintergrund bewegt die ständige Erwähnung von 1.500 eines Mannes, der offensichtlich nicht mehr für den Broterwerb arbeiten muss, und somit für sich selbst und selbstgewählten Projekten arbeiten kann, in einer ganz anderen Kategorie. Anstatt dies zu Lasten Herrn Mollaths (und einer unterstellten Undankbarkeit) zu erwähnen (und eine Art Bringschuld zu konstruieren), sollte jeder froh sein, diese Hilfe niemals benötigt zu haben.

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  3. Liebe Ursula,

    vielen Dank für Deinen Beitrag.
    Mich macht es traurig und auch wütend, dass sich Gustl Mollath in der Revision des Urteils verlieren wird. Damit bewegt er sich auf einem Nebenkriegsschauplatz. Der eigentliche Kampf, die für seine Situation Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, bleibt auf der Strecke. Es geht nicht nur um ihn. Es geht um die Sache, der er durch sein Verhalten keinen Dienst erwiesen hat.

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  4. Ohne den Einsatz von Dr. Strate über den November 2013 hinaus wäre es bei der Aufhebung der Unterbringung wegen Unverhältnismäßigkeit geblieben, und bereits dieses Ergebnis war nur dank des anwaltlichen Einsatzes zu erreichen gewesen.

    Ob es nun dieser Umstand war, oder irgendeine andere Begebenheit, vielleicht im Zusammenhang mit der Unterstützerszene oder seinen vorherigen anwaltlichen Kontakten eine Rolle gespielt hat für das in der Tat wenig konstruktive Verhältnis des Mandanten zu seinem Anwalt, bleibt im Dunkel, und selbst wenn Näheres bekannt werden würde, es könnte am Ergebnis nichts mehr ändern.

    An der Tätigkeit der Verteidigung ist nichts auszusetzen. Die seinerzeitige Offerte einer Vortragskarriere im Zusammenhang mit dem geänderten Spendenkonto vor und während des Wiederaufnahmeverfahrens war aus der Sicht der Verteidigung zu Recht als viel zu riskant einzuschätzen gewesen, zumal ja einer solchen Beschäftigung nach einem erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahren nichts im Wege steht, oder gestanden hat. Eine feste Adresse, eine normale Erreichbarkeit, beruhigende und stabilisierende Beziehungen waren und sind die bessere Wahl als eine von Anhängern bejubelte, im Übrigen aber reichlich wirkungslose Veranstaltungsreihe gegen Unrecht in der Forensik.

    Davon muss man jedenfalls ausgehen, wenn man sich mit dem Schicksal und den internen Auseinandersetzungen der verschiedenen Gruppierungen beschäftigt, die den begründeten Protest gegen unzumutbare und schikanöse Vorgehensweisen in der Zwangspsychiatrie allgemein schon seit vielen Jahren leisten.
    Parallel dazu ein Wiederaufnahmeverfahren zu bestreiten ist nicht empfehlenswert. Im Gegenteil, will man einen Freispruch erster Klasse erzielen, muss man sich geradezu voll darauf konzentrieren, und vor allem mit der eigenen Verteidigung zusammenarbeiten, was ja unbedingt interne, dabei gegebenenfalls auch streitbare Besprechungen erfordert.
    Die Frage nach dem Honorar ist dabei keinesfalls eine Angelegenheit, die der Anwalt mit sich selbst ausmachen muss. Insoweit ist das Verhalten von Gustl Mollath eindeutig falsch und seiner eigenen Sache nicht dienlich gewesen. Gegenüber seiner Verteidigung ist es geradezu schofel, weitere Unterstützer wird er auf diese Weise nicht gewinnen. Vielmehr werden sich eine ganze Reihe von Personen zurückziehen, da bei jeder Unterstützung einer anderen Person die eigenen Interessen für gewöhnlich nicht auf Dauer übergangen werden können.

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  5. Liebe Frau Prem,

    klar und konsequent - ein echter Prem-Text!

    Ich sehe die Dinge ähnlich wie Sie, und mich als Juristin ärgert an der Situation insbesondere die Tatsache, daß bei einer gelungenen Kooperation des Mandanten mit seiner Verteidigung es dem Gericht wahrscheinlich nicht gelungen wäre, wenigstens einen von drei Anklagevorwürfen irgendwie noch zu halten.

    Dieser Chance hat er sich mit seiner Teileinlassung zur Sache selber begeben. So ist das nun mal, wenn man laienhafter Beratung eher vertraut als dem Rat einer hochprofessionellen engagierten Verteidigung. Daß Gustl Mollath sich Sympathien verscherzt hat, die seinen berechtigten Anliegen hätten dienlich sein können, kommt erschwerend hinzu. Beifall aus Piratenkreisen wegen eines "authentischen" Auftretens, das strafprozessual so irrelevant wie für ihn persönlich negativ war, wird wohl nicht ausreichen, um der Sache Schub zu verleihen.
    Guter Stoff allerdings für ein Anwaltsdrama. ;-)

    Herzliche Grüße,

    Gabriele Wolff

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    1. Liebe Frau Wolff,

      haben Sie vielen Dank für Ihren Kommentar. Es freut mich, aus berufenem Munde zu vernehmen, dass ich instinktiv richtig lag mit meiner Einschätzung, dass der Verzicht auf das Aussageverweigerungsrecht mit anschließender Nicht-Einlassung ("Damit will ich Sie jetzt gar nicht groß belasten") ein entscheidender Baustein dazu gewesen ist, dass das Urteil nun einen Wermutstropfen enthält. Dass dies mit Sicherheit gegen den Rat der Verteidigung geschah, die nun aber für das Ergebnis verantwortlich gemacht werden soll, ist die konsequente Fortführung dieser Logik.

      Und was das "authentische Auftreten" angeht: Authentischer wäre es wohl gewesen, einen Anwalt, dem man nicht traut, konsequent und schon viel früher zu entpflichten und einen anderen zu wählen. Vorausgesetzt, man findet einen Ernstzunehmenden, der pro bono seine gesamte Arbeitskraft und Reputation in die Waagschale wirft, und das unter erschwerten Arbeitsbedingungen. Ein reines Anwaltsdrama, in der Tat. ;-)

      Liebe Grüße

      Ursula Prem

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  6. Liebe Ursula,
    Herr Mollath wird vielleicht eines Tages erkennen, dass er einigen seiner Begleiter in die Freiheit Unrecht getan hat. Vielleicht aber auch nicht, denn zu Unrecht verlorene Lebenszeit kann keine Wiedergutmachung. Deshalb musstest Du nicht nur für das Ziel ‚gerechtes Urteil für Herrn Mollath‘ kämpfen, sondern auch gegen den Anspruch des Herrn Mollath, der etwas zurück haben möchte, was ihm niemand auf der Welt zurückgeben kann. Er wird mit seinem Schicksal Frieden schließen müssen, um seine restliche Zukunft in Zufriedenheit gestalten zu können.

    Es ging schon früh nicht ausschließlich um Herrn Mollath allein, sondern um das Unrecht, das durch die Justiz im Namen des Volkes ausgeübt worden ist. So konntest Du gar nicht anders, als „am Fall“ dranbleiben, ungeachtet der Widrigkeiten, die auch Dein persönliches Leben betroffen haben.

    Auch wenn ich einerseits froh bin, dass (nach fast zwei Jahren Unermüdlichkeit) Dein heutiger Artikel ein Schlusswort ist, so bleibt das Bedauern über die Entwicklung. Herr Strate hat mit dem Fall Mollath einen Stein ins Rollen gebracht, der mit einem vorrausschauenden Mandanten große Veränderungen in der Kontrolle und Verquickung von Justiz und Psychiatrie auf den Weg gebracht hätte. Das hätte aber vorausgesetzt, dass Herr Mollath die Größe gehabt hätte, neben seinem berechtigten persönlichen Interesse eines Freispruchs, ein größeres Ziel als persönliche Rache und Genugtuung im Sinn gehabt hätte. So wie Herr Strate, der ungeachtet der Kosten, der Erschwernisse und der möglichen eigenen Beschädigung durch seinen Mandanten, bis zum Schluss fair und nachsichtig blieb und schon lange vorher den Weg für weitere Schritte zur Veränderung bereitet hatte.

    Ich ziehe meinen Hut vor Deiner Klarheit, Deiner Hartnäckigkeit und Deiner Zivilcourage. Menschen mit diesen Eigenschaften, machen Mut und geben anderen Hoffnung, Kraft und Zuversicht, sich unbeugsam gegen Unrecht zu stellen.

    Es galt, das Ziel: „Gerechtigkeit und Freiheit“ zu erreichen. Ungeachtet aller Widrigkeiten. Das ist gelungen. Für mich ein persönliches Lehrstück vom Feinsten! Das wird manch anderem Leser ähnlich ergangen sein, vielleicht ganz ohne, dass Du es bemerkt hast.

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  7. Als interessierter Beobachter seit 2012 bin ich doch etwas verwundert über die einseitige Darstellung, wer die einzig wahren Helfer für Mollath waren. Soweit ich das in Erinnerung habe, wäre z.B. ohne den hartnäckigen Einsatz von W.Schlötterer null komma michts in Bewegung geraten. Und dann gabs da noch verschiedenste zivilgesellschaftliche Gruppen und Grüppchen...
    Und verwundert bin ich auch von der arroganten Erwartungshaltung genüber M., dass er nach 7 J. Psychiatrie sich so auf Anhieb mit den modernen Kommunikationsmitteln anfreunden können müsse, die sich ja in diesen 7 Jahren rasant entwickelt haben, so dass er intensive vertrauenswürdige Hilfestellung benötigt hätte. Und auch sonst scheint das Vertrauensverhältnis ja von Anfang an nicht zum besten gewesen zu sein, was aber bei der Materie dringend notwendig gewesen wäre. So wirft das ganze für mich einen schalen Beigeschmack auf die zweifellos erstklassige Leistung von Strathe als Strafverteidiger.

    Medienjunki

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    1. " Und verwundert bin ich auch von der arroganten Erwartungshaltung genüber M., dass er nach 7 J. Psychiatrie sich so auf Anhieb mit den modernen Kommunikationsmitteln anfreunden können müsse, ..::"

      Soso, "verwundert" "arrogante Erwartungshaltung", für mich neu das man telefonieren verlernen kann... Ach mehr hab ich Ihrem post nicht hinzuzufügen.

      GM hat sich im übrigen die Tage beim SWR selbst der Lüge überführt, beim Rest des bekannten verhält es sich sicher wie mit einem Eisberg.

      Vielen Dank Fr. Prem für die wahsinnige Arbeit die Sie hier geleistet haben. Nirgends wurde so vernünftig und übersichtlich berichtet wie von Ihnen


      @Fr. Prem persönlich (kann editiert werden, falls dieser Beitrag auch ´wieder nicht "freischaltenswert" sein sollte verzweifle ich doch schön langsam

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    2. @Anonym: Ich habe gerade die Moderationsseite gecheckt, da hingen noch zwei Sachen in der Warteschlange, die allerdings nicht diesen Beitrag betrafen. Ansonsten wüsste ich nicht, wo mir etwas "durch die Lappen" gegangen sein sollte. Könnte es sein, dass Sie die Seite nach dem Absenden Ihrer Kommentare zu schnell verlassen haben und die Übertragung noch nicht abgeschlossen war?

      Herzliche Grüße

      Ursula Prem

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    3. Nene, das ging über Wochen so.
      Denke es liegt dann an meinem Firefox und dessen striktem Sicherheitsbedürfniss ;) Mit Chrome scheint es ja zu gehen, schade um die vielen vielen Kommentare ohne die sich die Welt trotzdem noch dreht....

      Bleibt nur noch mal ein herzliches Vergelt´s Gott

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    4. @Medienjunki
      Zitat: „Als interessierter Beobachter seit 2012 bin ich doch etwas verwundert über die einseitige Darstellung, wer die einzig wahren Helfer für Mollath waren. Soweit ich das in Erinnerung habe, wäre z.B. ohne den hartnäckigen Einsatz von W.Schlötterer null komma michts in Bewegung geraten. Und dann gabs da noch verschiedenste zivilgesellschaftliche Gruppen und Grüppchen...“ Zitatende

      Interessiert beobachten ist eine Sache, Informationen aufnehmen eine andere. In diesem Blog jedenfalls wurden immer wieder in den Artikeln echte Helfer und Unterstützer mit Namen genannt und ihre Leistung gewürdigt.

      Zitat: „Und verwundert bin ich auch von der arroganten Erwartungshaltung genüber M., dass er nach 7 J. Psychiatrie sich so auf Anhieb mit den modernen Kommunikationsmitteln anfreunden können müsse, die sich ja in diesen 7 Jahren rasant entwickelt haben, so dass er intensive vertrauenswürdige Hilfestellung benötigt hätte. ...“ Zitatende

      Wer hatte denn diese arrogante Erwartungshaltung? Frau Prem sicher nicht, sie hatte das Wissen, die Geduld sowie sich auch die Zeit genommen, um Herrn Mollath den Umgang mit den Kommunikationsmitteln zu vermitteln.

      Zitat: „Und auch sonst scheint das Vertrauensverhältnis ja von Anfang an nicht zum besten gewesen zu sein, was aber bei der Materie dringend notwendig gewesen wäre. ...“ Zitatende

      Hier bleibt in Ihrer Vermutung offen, wer kein Vertrauen zu wem gehabt haben soll.

      Zitat: „So wirft das ganze für mich einen schalen Beigeschmack auf die zweifellos erstklassige Leistung von Strathe als Strafverteidiger. ...“ Zitatende

      Den schalen Geschmack, den Sie auf der Zunge spüren, haben Sie mit ihren falschen Vermutungen beigemischt. Nehmen Sie einfach die Zutaten wieder heraus, dann werden Sie merken: Das ‚Ganze‘ schmeckt immer noch nicht richtig gut, aber es liegt nicht mehr an Ihren Zutaten.

      Gruß Medienlümmel

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  8. Wir alle erkannten irgendwann im Fall Mollath ein unfassbares Unrecht.
    Das ließ uns dranbleiben.

    Aus gesundem Selbstschutz wischten wir meistens zur Seite, dass man selbst an seinem Platz der Rechtlosigkeit gelandet sein könnte, beinahe ohne Anlass.

    Als Herr Mollath sich als Kämpfer gegen seinen Anwalt zeigte, rief er in uns heftige Emotionen hervor, wir erkannten uns in ihm gar nicht mehr, und standen vor der Frage, wie wir im schlimmsten Fall mit hinterfotzigen Mitmenschen umgehen wollten.

    Wären wir bereit, jemanden in die Psychiatrie zu verfrachten, um vor ihm verschont zu sein?

    Werte geradlinige Frau Prem, sie schrieben aus guten Gründen ein letztes Wort über Mollath, man vergeudet sich ja sinnlos an ihn.

    Ich bitte sie, lassen sie uns über die Grenzen, an die wir durch sein scheinbar irrationales Vorgehen geführt wurden, dennoch weiter schreiben, und jetzt erst recht:

    Welche friedlichen Strategeien des Umganges mit derlei Situationen und Menschen bieten sich uns an?

    Pechvogel

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    1. Lieber "Pechvogel", meiner Erfahrung nach hilft hier nur absolute Geradlinigkeit und sich nicht instrumentalisieren zu lassen. Da kann nur das eigene Gerechtigkeitsgefühl als Richtschnur dienen, denn jedes Gesetzbuch oder sonstiges Regelwerk muss zu diesen Fragen stumm bleiben. Wer es versäumt, eine konsequente Grenze zu ziehen, wird unweigerlich mit hineingezogen. Irgendwann, wenn er als bedingungsloser Unterstützer dann aufwacht, bemerkt er, dass er selbst schweres Unrecht begangen hat, um das andere Unrecht abzustellen. Das kann keinesfalls Sinn der Sache sein.

      Herzliche Grüße

      Ursula Prem

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  9. @Medienjunkie

    Aus gesundheitlichen Einschränkungen heraus war ich über weite Strecken an der Nutzung aller modernen Kommunikationsmittel gehindert.
    Ich kann daher aus Erfahrung sagen, es gibt Möglichkeiten zum intensiven Kontakt mit der Außenwelt auch dann.

    Jedenfalls darf man in einen Prozess der Dimension nur reingehen, wenn man von sich aus garantieren kann, den Kontakt zum Anwalt, dem man vertraut, halten zu wollen.

    Ich gehe aber von einer anderen Version als die Mehrheit aus, nämlich, dass Herr Mollath von sich aus, aber nicht selbst verschuldet, tatsächlich nicht die Chance hatte, in Verbindung treten zu können. Harte Indizien dafür sah ich mit eigenen Augen.

    Pechvogel


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    1. @ Anonym - Pechvogel

      "Ich gehe aber von einer anderen Version als die Mehrheit aus, nämlich, dass Herr Mollath von sich aus, aber nicht selbst verschuldet, tatsächlich nicht die Chance hatte, in Verbindung treten zu können. Harte Indizien dafür sah ich mit eigenen Augen."

      Wenn die Frage nach Konkreterem gestattet ist, dann möchte ich sie hiermit stellen. Oder gibt es gute Gründe, nur eine Andeutung zu machen?

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  10. Hatte verschiedene Texte verfasst, dann doch nicht abgeschickt, zu verschieden sind die Leser, zu verschieden sind Ansätze eines Verstehens aller Beteiligten. Viele Menschen warfen ihre Projektionen auf Herrn Mollath, sehen jetzt ihre eigenen Bilder zerstört, das ist auch gut so. Für mich blieb es von Anfang an offen, ob Herr Mollath seine Ehefrau schlug, oder seine Mutter (hierzu äußerte sich Herr Mollath nicht im Prozeß). Es blieb auch offen, warum ein Fernsehmoderator ihm während einer Sendung ein Zeichen gab, Einverständnis, Zeichen eines Wahnes?! Lauter unglückliche Umstände?! Herr Mollath hat tatsächlich am Ende des Prozesses selbst den Urteilsspruch zu verantworten, da er auf wiederholte Nachfrage von Frau Escher sich nicht zu der "Notwehr" äußerte, obwohl er uns allen im Gerichtssaal angekündigte hatte, er werde sich zur Sache äußern. All die Ungereimtheiten, auch die Frage nach einem Wahn, hätten ausgeräumt werden können, da der Vorwurf des Schlagens der Mutter im Untergrund gärt.
    Insofern trägt alleine er die Verantwortung für die Folgen seiner Tat. Es bleibt offen, ob er sich falsch beraten ließ, ob er sich selbst falsch entschied. Eine ganz andere Nachricht zeigt Wahn und Wirklichkeit und knüpft an das Schreiben von Herrn Mollath an den Papst inhaltlich an. Die heutige Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz:

    "Die deutschen Bischöfe schließen sich dem Aufruf von Papst Franziskus an, den Terror im Irak zu stoppen. Waffenlieferungen sind aus ihrer Sicht in einer Lage wie dieser nicht unzulässig. In den Herrschaftsgebieten des „Islamischen Staates“ stünden die Christen und die Jesiden heute „vor der Auslöschung“, so die Deutsche Bischofskonferenz in einer Stellungnahme von diesem Dienstag. Militärische Maßnahmen einschließlich Waffenlieferungen dürften zwar „niemals ein selbstverständliches und unhinterfragtes Mittel der Friedens- und Sicherheitspolitik“ sein. Sie könnten aber „in bestimmten Situationen auch nicht ausgeschlossen werden, sofern keine anderen – gewaltfreien oder gewaltärmeren – Handlungsoptionen vorhanden sind, um die Ausrottung ganzer Volksgruppen und massenhafte schwerste Menschenrechtsverletzungen zu verhindern“.

    Christus sprach von dem Bild mit der "Wange". Gewalt, Wahn der Religionen, Frage nach Leben und Tod, sie überschatten die Fragen eines Einzelschicksales, wie das von Herrn Mollath. Wir betrügen uns alle, mehr oder weniger, mit unseren Projektionen, sei es auf Menschen, oder Religionsstifter. Deshalb passt zeitgleich das mahnende Wort des Dalai Lama, eine "säkulare Ethik" zu begründen. Herr Mollath empörte sich, als Bischof Lehmann Bomben in Jugoslawien irgendwie befürwortete, nun wiederholt sich alles wieder. Rudolf Steiner, der Begründer der Waldorfschulen (Herr Mollath ging in Nürnberg auf eine solche) sprach nach dem ersten Weltkrieg davon, solche Kriege werden sich alle 50 bis 70 Jahre wiederholen, solange die Menschen nicht ihr Denken ändern. Worte sind machtvoll, das schimmert zwischen den "letzten Worten" von Frau Prem hindurch.
    Am Sonntag rief mich Herr Manfred Riebe an, ich erfuhr noch mehr Einzelheiten. Es ist ein Schicksalsdrama, welches sich um und mit Herrn Mollath vollführte, rechtliche, juristische, menschliche Ebenen, Tragödien, Verkettungen, Verknüpfungen von Schicksalen. Als ich Frau Prem während des Prozesses persönlich kennenlernte, meinte ich, vielleicht soll-t-e sie eine Arie im Prozeß singen, das würde mehr zur Wahrheitsklärung beitragen, als der Prozess juristisch kann.
    Das "letzte Wort" in dem Drama ist noch nicht gefallen..... .

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    1. Nachdem obige Worte formuliert wurden, findet sich ein Hinweis zur Fortsetzung:

      http://www.newswalk.info/neuer-mollathanwalt-ein-hoffnungsloser-fall-aber-nicht-zu-verlieren-72260.html

      Durch einen Hinweis von Manfred Riebe habe ich die Fehler der Kammer in Regensburg vorerst nicht formuliert und verbreitet, Fehler welche im Wortprotokoll der Urteilsbegründung zu finden sind. Ich warte, bis die offizielle Urteilsbegründung veröffentlicht wird.

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  11. Liebe Frau Prem!
    Vielen Dank für all Ihre Bemühungen um die Causa Mollath. Man kann nur hoffen, er (Mollath) wird nicht doch noch zur traurigen Gestalt.

    Sie jedenfalls haben Grossartiges geleistet. Ich wünsche Ihnen jetzt gute und erfolgreiche Erholung in jeder Beziehung!

    LG
    R.E.N

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    1. Liebe Frau Neeser,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. So dramatisch sehe ich das gar nicht. Gustl Mollath hat nun ein Urteil, das zwar nicht lupenrein ist, das den in meinen Augen wichtigsten Punkt jedoch enthält: Das Unrecht seiner siebeneinhalbjährigen Zwangsunterbringung wurde gerichtlich festgestellt und ihm dafür eine Entschädigung zuerkannt. Auch wenn die hierfür gültigen Sätze in Deutschland ein Witz sind: Schon der symbolische Charakter dieser Entscheidung wird den Wildwuchs der forensischen Psychiatrie in Zukunft zurückstutzen, auch im Sinne anderer Betroffener. Es kann uns nicht egal sein, ob Menschen für angebliche oder tatsächliche Taten, die im Normalfall eine Geld-, Bewährungs- oder moderate Freiheitsstrafe nach sich zögen, im Rechtsstaat Deutschland unter Umständen lebenslang in der Psychiatrie verschwinden. Hierbei darf es auch keine Rolle spielen, ob sie vor Gericht vielleicht ungeschickt agieren oder irgendwelchen Entscheidungsträgern unsympathisch sind: Die Blindheit der Justizia hat auch Herausforderungen standzuhalten und nicht nur für den braven Durchschnittsbürger zu gelten, andernfalls sind der Willkür Tür und Tor geöffnet.

      Die Leistung Gustl Mollaths war es, sich in dieser Zeit nicht unterkriegen zu lassen. Das für mich nicht nachvollziehbare Unrecht Mollaths war es, nun ausgerechnet den Anwalt öffentlich zu brüskieren, der ihn aus seiner Lage befreit hat. Wenn ich mit diesem Schlussbeitrag zur Sache dazu beitragen konnte, die Dinge diesbezüglich vom Kopf wieder auf die Füße zu stellen, dann hat er seinen Zweck erfüllt.

      Herzliche Grüße

      Ursula Prem

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  12. Schön, dass Sie sich jetzt aus dem Mediengewitter zurückziehen.
    Unschön, dass gerade Sie, die sich zum harten Kern, gar zum Zentrum der "Mollath-Unterstützer" erklärt hat, dies jetzt in dieser Art und Weise tun.
    Eine sozialarbeiterische oder psychologische Ausbildung haben Sie offenbar nie genossen.
    In Zukunft sollten Sie Ihr Engagement für andere, insbesondere, wenn es öffentlich geschieht, besser überdenken, und sich nur dann für Belange anderer Personen stark machen, wenn Sie wirklich wissen, was Sie tun und dahinter stehen.
    Oder eben gegebenenfalls eine Ausbildung im Bereich Ihres Engagements durchlaufen, bevor Sie medial (in diesem Fall als Küchenpsychologin) drauflosschießen.
    Dass dieses jedoch jemandem der im Showbiz beheimatet ist, gelingen könnte, wage ich zu bezweifeln. Immerhin, sicherlich könnten Sie in der Zeit Ihrer Mollathunterstützung viele Blogleser hinzugewinnen, und für jemanden aus dem Showbiz dürfte das allein schon ein Erfolg sein.
    Inwiefern dies für andere Menschen nützlich ist, sei jedoch dahingestellt.

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    1. Wo hätte ich mich zum Zentrum der Mollath-Unterstützer erklärt? Im Übrigen gibt es kaum einen größeren Akt der Diskriminierung eines Menschen, als für den ganz normalen Umgang mit ihm eine sozialarbeiterische oder psychologische Ausbildung einzufordern. Das hieße, dieselben Strukturen über die Hintertür wieder einzuführen, denen er nach siebeneinhalb Jahren glücklicherweise entkommen konnte. Seinen vielfach deutlich und verständlich artikulierten Wunsch, vom prekären Netz der Gutmenschen verschont zu werden, gilt es zu respektieren. Dass mein Beitrag einige Dinge richtigstellt, die Mollath zum Prozessende öffentlich vom Stapel gelassen hat, wird er schon verkraften. Es gehört schlicht zur Gesamtheit dieses Falls. Weiterhin und erneut vom sozialpädagogischen Filz umsponnen zu werden, ihn mit beleidigenden Samthandschuhen anzufassen, weil er ja vielleicht "doch irgendwie und wer weiß", das allerdings würde ihm in keiner Weise gerecht werden.

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    2. Sie haben sich nicht zum "Zentrum der Mollath-Unterstützung erklärt", aber Sie haben sich so verhalten, dass Ihnen diese Rolle zugeschrieben wurde. Wie wirkungsvoll das war, konnte ich schon bemerken, als ich, selbst bei vielen Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Mollath-Unterstützung anwesend und von daher ein "bekanntes Gesicht", gelegentlich mit Ihnen verwechselt wurde. So habe ich in etwa ein Bild davon, welche Hoffnungen Verzweifelte in Sie gesetzt haben, welche Post Sie erreicht haben dürfte. Nun haben Sie ja in der Einleitung klar gemacht, dass Sie primär ein politisches Ziel verfolgten. Ob Sie damit auch sagen wollten, dass Ihre Begegnung mit Mollath eher zufälliger Natur war, ist mir nicht recht klar geworden. Auch nicht, welche Art von Unterstützung Mollath sich von Ihnen erhoffte, wie Sie ihm hätten konkret helfen können. Sie befanden sich jedenfalls aus der Sicht der gewöhnlichen Unterstützer – darunter viele "Gutmenschen", für deren waschkörbeweise eingetroffene Post, für deren Zuspruch Mollath sich mehr als einmal öffentlich bedankt hatte - in einer privilegierten Situation. Auch dass Mollath nach der Entlassung bei Ihnen untergekommen ist, wurde registriert, hatte doch der BR bereits im Vorfeld der Entlassung Fotos des bei der Familie Lindner für Mollath bereitstehenden Gästezimmers veröffentlicht. Und die kleine, exklusive Foto-Reportage über seine "ersten Schritte in Freiheit", bei denen Sie ihn begleiten durften, hat eine gewisse Bekanntheit erreicht, einzelne Fotos schafften es sogar in die großen Medien. Man muss sich noch gar nicht den Konflikt um die Spendengelder vergegenwärtigen, der letztlich den Rückzug langjähriger, verdienter Unterstützer zur Folge hatte, um zu erkennen, wie zentral Ihre Rolle war. Sie war es auch wegen Ihrer Nähe zu Dr. Strate, dem wegen seines Engagements viel Anerkennung, ja Bewunderung zuteil wurde und den Sie ja auch, wie von Ihnen selbst beschrieben und veröffentlicht, in mancher Hinsicht unterstützten. Und natürlich wegen Ihrer eigenen Texte, die von außerordentlichem Engagement zeugten. Dieses Engagement muss aber immer – egal ob innerhalb des offiziellen Support-Systems (Anwälte, Ärzte, Psychologen) oder ehrenamtlich – von Verantwortung getragen sein. Insofern ist es müßig, einen Gegensatz zu konstruieren zwischen "sozialpädagogischem Filz" und dem eigenen Handeln. Geradlinigkeit ist ebensowenig eine Tugend per se wie Transparenz immer die Methode der Wahl ist, es besteht vielmehr die Gefahr, dass sie zerstörerisch wirken und ins Gegenteil der behaupteten Absicht verkehrt werden, wenn sie sich nicht auf Verantwortung und Augenmaß stützen können.

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    3. Ach, wenn es sich so verhält, wie Sie schreiben, dann weiß ich, wer Sie sind, denn auch ich wurde mit Ihnen verwechselt. Und jetzt?

      Abgesehen davon begehen Sie meiner Ansicht nach den Fehler, Mollath-Unterstützer und die von ihm (und auch mir) kritisch gesehenen Umtriebe des sogenannten "Hilfesystems" gleichzusetzen. Viele Unterstützer, die ich im Laufe der Zeit kennengelernt habe, sind einfach aufrechte Bürger mit einem intakten Rechtsempfinden, für die es nicht angehen konnte, wie mit Mollath justiziell und psychiatrisch verfahren wurde. Dass man ein intaktes, nicht durch Psychosprech verschwurbeltes Rechtsempfinden jedoch nicht einfach ablegen und durch bedingungslose Anhängerschaft ersetzen kann, ist auch klar. Ich würde darin auch keinen Sinn sehen, denn dies würde niemandem etwas nützen, am allerwenigsten Mollath.

      Im Übrigen sollte man auch nicht in den Fehler verfallen, den gesamten Fall nur aus einem einzigen Blickwinkel zu betrachten. Hier verweben sich viele Geschichten, auch beispielsweise die eines engagierten Anwalts, dem Mollath unendlich viel zu verdanken hat. Wie hoch dessen Leidensdruck gewesen sein dürfte, lässt seine jüngst veröffentlichte "Erklärung der (früheren) Verteidigung" erahnen. Geschichten, die nicht erzählt werden dürfen, weil es sie nicht geben darf?

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  13. Du beschreibst rückblickend das Verhalten Mollaths und kommst unter dem Eindruck Deiner eigenen Involviertheit zu dem Schluß:
    "... hilft nur der klare, unverstellte Spiegel in Gestalt von Mitmenschen, die frei vom Therapeutensprech imstande sind, eine Lüge eine Lüge zu nennen und eine Sauerei auch als solche zu bezeichnen."
    Hier möchte ich einhaken und versuchen, ein wenig mehr Verständnis zu schaffen.

    Ich selbst habe in meinem direkten Umfeld und sogar bei mir ganz persönlich Erfahrungen gemacht, die eine solche "Geradlinigkeit", wie Du sie anstrebst, als wenig hilfreich erscheinen lassen, und zwar für beide Seiten.
    Sowenig, wie eine Pathologisierung oder gar Psychiatrisierung Gustl Mollath "half", ist aus meiner Sicht das Gegenteil, nämlich die unentschuldbare Verurteilung seines Verhaltens hilfreich, die übrigens - nimmt man den Grundtenor dieses neuen Urteils an - zu einem Schuldspruch in Bezug auf die Körperverletzung führen müßte.
    Du bezeichnest das Urteil als "nicht lupenrein", dem kann ich folgen. Du stellst dann die positiven Aspekte in den Vordergrund, schreibst aber nichts zum nun "fraglichen" Punkt. Geradlinig? ;-)
    Ich will hier nicht spekulieren, ich kann aber der Meinungsbildung des Gerichts in Bezug auf die schwere Körperverletzung stolperfrei folgen, sehe auch keinen Widerspruch zu den zeitlich später gelagerten Vorwürfen, die das Gericht als nicht beweisbar ansah: In einem sich aufschaukelnden Konflikt, der inzwischen über einen Rosenkrieg weit hinausgeht, ist ein Belastungseifer zu jenem späteren Zeitpunkt sehr viel wahrscheinlicher als zum Zeitpunkt der Körperverletzung. Die unterschiedlichen Szenarios, die Mollath entwarf (ich habe mich gewehrt, sie hat sich an Möbeln verletzt, Autosprung), waren sehr deutlich ganz und gar nicht dazu angetan, einen Tatverdacht auszuräumen. Zu schweigen wäre sicher besser für Mollath gewesen, hätte aber möglicherweise im Endeffekt diesen indirekten Blick auf die "Wahrheit" versperrt...

    Der Blick auf die "Wahrheit" ist ja insgesamt so eine Sache.
    Wer je in die Situation einer emotionalen körperlichen Auseinandersetzung geriet, kann vielleicht nachvollziehen, daß "Gegen-Wehr" ein sehr "wahrer" Begriff sein kann, aber er ist von Perspektive geprägt. Aus dieser Perspektive können durchaus auch schwere Verletzungen, die man dem Gegenüber zufügt, als "gerecht", "nicht so schlimm" etc. eingeschätzt werden, was das Gegenüber vermutlich etwas anders sieht. Wer wen wann wohin schlug, drückte oder quetschte - diese Wahrnehmung und damit Erinnerung kann in einer so emotionalen Situation tatsächlich partiell untergehen. Auf beiden Seiten, weil sich ja beide "im Recht" fühlen.

    Ich möchte einen zweiten Blick auf "die Wahrheit" aus meinem persönlichen Blick eröffnen:
    Es gab in meinem Leben eine Phase, in der sich persönliches Erleben und öffentlich bekannte Skandale in einer Weise überschnitten, daß ich zweitweise derartig einem "Verfolgungswahn" (ich nenne es seit ich "aufwachte" für mich persönlich so) unterlegen war, daß ich Pfefferspray im Flur stehen hatte, falls einer meiner "Verfolger" plötzlich vor der Tür stehen würde. Ich hatte kein Korrektiv, im Gegenteil: Via Internet (! Hier die andere Seite der Medaille dazu!) suchte ich mir natürlich eher DIE Artikel und Gesprächspartner, die zu meiner Theorie passten, fühlte mich bestätigt und schraubte mich immer tiefer hinein in meinen - ja! - Wahn!
    Irgendwann fand ich mich an absolut absurder Stelle wieder, längst hatte ich mein Ursprungsthema verlassen, war durch die Angriffe von 9/11 völlig abgedrallert, sah die Weltverschwörung...

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  14. Übrigens: Hätte ich in diesem Zustand einen Partner gehabt, der Schwarzgeld in die Schweiz verschiebt - ich wäre reif für eine Behandlung gewesen... die aber vermutlich nichts bewirkt hätte, denn sie wären ja alle Teil dieser Verschwörung gewesen!
    Ich fand mich also schließlich bei den gefälschten antisemitischen "Protokollen der Weisen von Zion" wieder. Da wußte ich: hier bin ich falsch! Und zwar so richtig fies falsch!
    Ich bin dann also mühsam in meinem Kopf "zurückgelaufen", um den Punkt zu suchen, wo ich irgendwie falsch abgebogen war.
    Ich habe das (ja, via Internet!) alleine mit mir zusammen aufgearbeitet, die meisten meiner damaligen Diskussionspartner konnte ich nicht auf diesem Weg mitnehmen.
    Ich fürchte, sie glauben bis heute sogar an Chemtrails...

    Ich kenne also möglicherweise ein wenig den Zustand, in den Gustl Mollath geriet, den ich für mich ganz persönlich "danach" als "Wahn" definierte, ohne das abwertend-pathologisch zu meinen. Mein Korrektiv war am Ende ein absurdes Pamphlet, aber ich hatte auch niemand, der versuchte, mich zu "heilen" oder andernfalls aus dem Weg zu schaffen!
    Wenn Mollath also in die Psychiatrie abgeschoben wurde, weil niemand ein echtes Interesse daran hatte ihm zu helfen, weil "Hilfe" in dieser Situation vielleicht wirklich unmöglich ist, weil gar (wegen Mollaths realen Wissens) gegenläufige Interessen wirkten, wie konnte er da "aufwachen", wie differenzieren zwischen der "kleinen Verschwörung von nebenan" (nach Oliver Garcia) und der des "GGG" ("ganz großen Geldes", nach Opa Kranich)?
    Es konnte ihn doch nur tiefer in diesen Kopfsumpf treiben, wo wäre denn der Ausweg gewesen?
    Er wäre nach seiner Freilassung bei Strate gewesen.
    Aber nicht mit Schlötterer, Heindl, Heidingsfelder und anderen in seiner Nähe. (Ich möchte hier Schlötterer oder Heindl nicht qualitativ in eine Reihe, nicht mit anderen zusammen und die dann allesamt unter Verschwörungstheorie-Verdacht stellen, es geht mir um ein fehlendes Korrektiv für Mollath in seiner persönlichen Situation).
    Mollath kann diesen Ausweg bis heute nicht sehen, er KANN es nicht!
    Und nach dem, was ihm geschehen ist, kann ich es verstehen (nicht gutheißen!!).
    Mollath hat tagtäglich rein theoretisch die Möglichkeit, nicht nur "seine" Wahrheit zu sehen, sondern eine andere, er könnte es im Internet nachlesen.
    Er tut es nicht, er will es nicht, er kann es nicht.
    Er müßte seine Sichtweise in Frage stellen, wie ich es tat. ER hat aber anderes erlebt als ich, darum kann ich verstehen, wie schwer das für ihn sein muß.
    Ich kann meinen damaligen Zustand für mich heute freimütig als "Wahn" definieren, kein Wunder, ich war nicht in seiner Situation, niemand fühlte sich durch mich so gestört, daß es zu einer Psychiatrisierungs-Frage jemals kam. Was für ein Glück für mich!

    Ich möchte also Verständnis wecken, ohne zu pathologisieren.
    Allen, die emotional betroffen sind, weil sie sich emotional engagierten (so auch ich), sich gar persönlich engagierten, wie Du, Ursula, und RA Strate möchte ich sagen:
    Mollath lügt, aber er lügt doch wieder nicht, weil er sich selbst belügt.
    Er versteht es wirklich nicht besser. Er glaubt vor allem an SICH - und ohne das hätte er die Psychiatrie wohl auch nicht überstanden!
    Ja, er braucht jetzt dringend emphatische Kritik.
    Das hast Du, Ursula, versucht, das hat auch Strate versucht, soweit er überhaupt an Mollath herankam.
    Es ist nicht Euer Fehler, es nicht geschafft zu haben.
    Es ist aber auch nicht alleine Mollaths Fehler, es nicht zu schaffen, den RICHTIGEN Menschen zu vertrauen.
    Beide extreme Ansichten treffen nicht die "Wahrheit", denn es gibt sie nicht!

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  15. Liebe Fotobiene,

    vielen Dank für Deinen Beitrag. Dass Du es technisch nicht geschafft hast, ihn online zu stellen, lag an dessen Länge. Das Bloggersystem ist auf 4.096 Zeichen pro Kommentar beschränkt. Ich habe ihn deshalb nun wunschgemäß in Deinem Namen gepostet, indem ich ihn in drei Abschnitte unterteilt habe.

    LG

    Ursula

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  16. @Fotobiene

    Ich finde Deinen Beitrag ganz wunderbar. Es gibt nicht die eine Wahrheit, und schon gar nicht ist sie, wenn man sie auf einer Achse zwischen den Polen "krank/nicht verantwortlich" und "gesund/voll verantwortlich" sucht, an einem der Enden dieser Achse zu finden.

    Herzlich
    A. Hirsch

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  17. @Fotobiene
    Sie beschreiben sehr gut, wie man sich in abgedrehte Ideen hineinbohren kann - und abwertend ist auch an der Feststellung eines Wahn nicht mehr als an der Diagnose eines Beinbruchs. In welchem Stadium Gustl Mollath war und heute ist, kann ich nicht beurteilen. Man kann sich auch eine beschönigende Version seines eigenen Verhaltens (ich denke jetzt an den Vorwurf der Körperverletzung) fabrizieren und schließlich selbst dran glauben, das ist aber noch weit von einem Wahn entfernt. Wie dem auch sei - wenn jemand öffentlich manipulierend agiert und ehrenrührige Lügen über andere verbreitet, um sich selbst in ein bestimmtes Licht zu setzen, finde ich eine öffentliche Korrektur von dritter Seite völlig in Ordnung. Auch Empathie heißt nicht, jeden Mist mitzumachen und zu unterstützen.

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  18. - Teil 1 -

    Liebe Ursula Prem,

    Ich schließe mich ohne Einschränkungen - und das ist bei mir wirklich selten - Ihren Ausführungen an. Auch den Kollegen Strate bewundere ich schrankenlos für seinen Einsatz, seine geradezu überirdische Geduld und seine fehlerlose Arbeit im Fall Mollath. Ich bin schon vor etlichen Jahren dazu übergegangen Mandantsverhältnisse zu beenden, wenn die Mandanten nicht in der Lage sind, während des Mandats eine schnelle und zügige Kommunikation mit mir aufrechtzuerhalten. Interessanterweise sind das immer Leute, die auch sonst viele Probleme haben. Ich lasse mich schon lange nicht mehr als Abfalleimer von Leuten benutzen, die versuchen ihre Probleme bei anderen, unter anderem auch bei Rechtsanwälten, abzuladen. Mein Engagement für unseren Rechtsstaat, der bisher leider nur sehr sehr rudimentär besteht, ist jedoch nach wie vor ungebrochen. Man kann dieses Engagement aber auch außerhalb von Mandatsverhältnissen verfolgen.
    Dieses Engagement beruht nicht auf Altruismus, sondern auf einem sehr gesunden Egoismus, denn ich selbst möchte nur in einer Gesellschaft und einem Staat leben, der nach den Wertvorstellungen und der rechtsstaatlichen Struktur funktioniert, wie sie unser Grundgesetz vorsieht. Dass dies leider weitgehend noch nicht der Fall ist, kritisieren auch einzelne mutige Juristen, die im System arbeiten oder gearbeitet haben. Dazu gehören erfreulicherweise auch einige BGH-Richter, z.B. Prof. Thomas Fischer und Dr. Eschelbach, vom 2. Strafsenat, wobei Letzterer beim Dt. Anwaltstag in Stuttgart Ende Juni 2014, eine sehr fundierte Kritik an den gesetzlichen Vorgaben und der Praxis der Gerichte zu den Wiederaufnahmeverfahren geübt hat. Dr. Eschelbach hält beides mit der Rechtsweggarantie des Art 19 IV GG für unvereinbar.
    Wichtig ist, das hat der Mollath Prozess auch wieder sehr intensiv gezeigt, eine intelligente, präzise und auf Empathie beruhende Berichterstattung der vierten Macht, des Journalismus.
    Leider zeichnet sich gerade hier eine sehr ungute Tendenz ab.
    Stichwort Beate Lakotta: Sie ist wohl tatsächlich als Nachfolgerin von Frau Gisela Friedrichsen vorgesehen. Ich halte das für katastrophal, sowohl für die Personen, über die sie sich in Zukunft dann öffentlich sich ausbreiten darf und deren Opferstatus durch Ihre Artikel noch verschärft - siehe "Mollaths Welt", Spiegel , Nr. 33. Wem an einer weiteren Entwicklung unseres Staates in Richtung Grundgesetz liegt, muss Interesse an einer justizkritischen Berichterstattung haben, denn Machtmissbrauch findet vornehmlich immer noch da statt, wo die Macht sitzt, und das ist nicht bei den Angeklagten und ihren Verteidigern, - womit ich nicht sagen will, dass man deren Fehlverhalten nicht kritisieren soll und darf - sondern immer noch bei der Justiz und der Exekutive. Machtausübung, wo immer sie, stattfindet, muss von der vierten Macht im Staate, kritisch begleitet werden, sonst kann man den Rechtsstaat vergessen.

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    1. Jedem, dem an einer weiterhin qualitätvollen Berichterstattung in diesem Sinne auch im Spiegel liegt, sollte an die Chefredaktion und die Verantwortlichen der Deutschlandredaktion des Spiegel schreiben und die diesbezüglichen Defizite von Frau Lakottas Artikeln darlegen. Ich halte sie als Nachfolgerin von Frau Friedrichsen für vollkommen ungeeignet. Empathielos, wie sie ist, passt sie am besten in die Wissenschaftsredaktion, von der sie ursprünglich kommt. Obwohl selbst bei Wissenschaftsthemen eine gewisse Empathiefähigkeit nicht verkehrt ist.

      Wie wenig Verständnis 'im Volk', d. h. in der Rechtsgemeinschaft, für die Wertentscheidungen und Grundvorstellungen des Grundgesetzes zu finden sind, konnte man gestern wieder einmal sehr drastisch bei einer Talkshow erleben. Rechtsanwalt von Schirach hat bei Markus Lanz mit großer Klarheit erklärt, warum Waffenlieferungen an Länder, so wie sie gerade diskutiert werden, mit unserem Grundgesetz weder rechtlich noch ethisch zu vereinbaren sind. (Immer noch in der Mediathek nach zu hören und sehen!) Man hat an der Beifallsstruktur aus dem Publikum und den irritierten Blicken der Mit-Gäste, gemerkt, dass man, außer Herrn Lanz, weder verstanden noch begrüßte, was von Schirach sagte.


      Wir dürfen uns da nichts vormachen: im kollektiven Bewusstsein herrscht immer noch die Auge um Auge Rache-Mentalität vor. Erstaunlicherweise sind es aber gerade diese Leute, die aufs höchste schockiert sind, wenn sie im TV die Folgen vorgeführt bekommen. Die Toten und Flüchtlinge in der Ukraine, in Gaza, im Irak und in Syrien sind nichts anderes als die Folgen dieser Rache-Mentalität.
      Groß wird das Geschrei bei uns erst sein, wenn uns die Folgen auf unserer Insel der Glückseligen etwas direkter treffen als im Moment, entweder dadurch, dass selbst wir erheblich mehr Flüchtlinge aufnehmen müssen oder einen Terroranschlag erleben. Beim ersten größeren Terroranschlag ist Deutschland am nächsten Tagen Polizeistaat - das sollte jedem bewusst sein. Kriege sind Folgen verfehlter Politik, diese Analysen findet man zu Zeit in 1000-Seiten bändigen Analysen zum 1. Weltkrieg. Das gilt aber genauso für die aktuellen Kriege. Wer glaubt, dass man durch die Produktion von Waffen und deren Auslieferung diese Welt befrieden kann, hat Vieles noch gar nicht verstanden. Die Pazifisten sind keine Illusionisten, die an Gebetskreise glauben, wie Herr Fischer sie gerade wieder einmal denunzierte, sondern die einzigen Friedens-Realisten, die es auf dieser Welt gibt.

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