»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
Foto 1: Walter-Jörg Langbein als »Prediger« in der Kirche von Kirchbrak |
Vor wenigen Tagen wurde ich 63. Ein Studienkollege rief mich an, um mir zu gratulieren. »Vielleicht hättest Du doch Pfarrer werden sollen!«, meinte er beiläufig. »Vielleicht hättest Du doch Dein Studium so kurz vor dem Examen nicht abbrechen sollen! In ein paar Jahren würdest Du als Rentner aus dem Kirchendienst austreten… Bereust Du Deinen Schritt?«
Seit Jahrzehnten werde ich immer wieder gefragt, wieso ich denn nicht Pfarrer geworden sei. Es mag sich vielleicht pathetisch anhören, aber das geschah aus dem Respekt vor dem christlichen Glauben. Ich bin der Meinung, dass sich jeder Kirchgänger darauf verlassen können muss, dass ›sein‹ Pfarrer voll und ganz hinter den Worten steht, die er von der Kanzel predigt. Ich bin der Überzeugung, dass jeder Kirchgänger davon ausgehen können muss, dass Gottesdienst nicht als eine Art »Theateraufführung« dargeboten wird. Vielmehr muss jeder Gläubige die Wahrhaftigkeit »seines« Geistlichen in Glaubensfragen voraussetzen können.
Es mag sein, dass meine Anforderungen an die Geistlichkeit zu hoch sind. Während meines Studiums der evangelischen Theologie habe ich so manchen Mitstudenten kennengelernt, der nicht nur zweifelte, sondern der alles andere als ein gläubiger Christ war. Ich jedenfalls wusste, dass ich nicht in den Dienst der Kirche treten konnte, ja meiner Überzeugung nach nicht durfte. Mir war klar, dass ich nicht predigen wollte und konnte, wovon ich nicht vollkommen überzeugt war.
Foto 2: Evangelische Johannes Kirche Michelau |
Ich gebe es ja zu, in Gedanken stelle ich mir manchmal vor, als Pfarrer vor einer Gemeinde zu stehen, zum Beispiel in der »Johannes Kirche« in meinem fränkischen Heimatdorf Michelau. Als Geistlicher würde ich vielleicht dem einen oder dem anderen Geheimnis manches Gotteshauses intensiver auf den Grund gehen können. Ich hätte Zugang zu Krypten, die der Öffentlichkeit womöglich nicht zugänglich sind. Vielleicht würde ich unterirdische Gänge erforschen können, in die man von Krypten oder Kellern aus gelangt. Tatsächlich gibt es auch heute noch geheimnisvolle Gangsysteme unter Gotteshäusern, von denen wir so gut wie nichts wissen.
Die eigentliche Aufgabe eines Geistlichen freilich ist die Seelsorge. Ich weiß, ich würde den Menschen, die sich hilfesuchend an mich wenden, keinen überzeugenden Trost in schweren Lebenslagen spenden können. Den Trost des Glaubens kann nur vermitteln, wer selbst wirklich glaubt. Alles andere ist Lüge.
Foto 3: Piscator Bibel 1684. |
Vor wenigen Tagen wurde ich 63. Mein Leben wäre vermutlich einfacher verlaufen, wäre ich evangelischer Geistlicher geworden. Aber ich habe keinerlei Zweifel: Der Lebensweg, den ich für mich gewählt habe, war der richtige. Mein Studium der evangelischen Theologie war alles andere als vergebens. Ich denke dabei vor allem an die diversen Seminare mit Prof. Ernst Bammel (1923-1996). Prof. Bammel wurde anno 1953 Privatdozent an der Universität Erlangen und 1984 Professor an der Universität Münster (»Wissenschaft des Judentums und neutestamentliche Theologie«). Der sympathische Gelehrte war auch im europäischen Ausland tätig. In den 1960er und 1970er Jahren nahm er mehrere Gastprofessuren in Cambridge wahr.
Sehr gern denke ich an mehrere Seminare, die ich bei Professor Bammel besuchen durfte. Was ich bis heute nicht verstehe: Seine Veranstaltungen waren alles andere als überfüllt. Wer sich wissenschaftlich mit Jesus und seiner Welt auseinandersetzen will, der kommt doch nicht an außerbiblischen jüdischen Quellen vorbei. Bei Prof. Bammel übersetzten wir Ende der 1970er Texte aus der »Qumran-Bibliothek« ins Deutsche, und zwar aus dem Hebräischen. In kleiner Runde erörterten wir interessante Themen. Intensiv beschäftigten wir uns zum Beispiel mit der Frage, ob Jesus in rabbinischen Texten erwähnt wird. Prof. Bammel übersetzte mit uns auch Texte des Propheten Hesekiel, in Sachen »Herrlichkeit des Herrn« Und siehe da: Eine möglichst wortgetreue, möglichst wortwörtliche Übersetzung von Hesekiels Schilderungen seiner Begegnungen mit dem »Herrn« muten noch technischer an als die gängigen Übersetzungen.
Hinter vorgehaltener Hand machte mich Prof. Bammel 1977 auf die Bibelübersetzung von Johannes Piscator (1546-1625) aufmerksam, die zeitweise in Deutschland verboten war. Die Piscator-Bibel war freilich in Erlangen, wo ich studierte, absolut Tabu. In Erlangen galt nur die Bibel-Version von Martin Luther etwas. Luther wurde damals in Erlangen geradezu wie ein Heiliger verehrt, der nicht kritisiert werden durfte. Professor Bammel ließ keinen Zweifel aufkommen. Für ihn war Piscator, wie er mir unter vier Augen anvertraute, der bessere Bibelübersetzer, sehr viel wortgetreuer als Luther. Hinweis: Abbildungen 4 bis 7 zeigen Ausschnitte aus der Piscator-Bibel aus dem Jahre 1684. Ich habe bewusst Textpassagen aus Hesekiel gewöhlt. Prophet Hesekiel war im Jahre 597 vor Christus mit vielen seiner Landsleute auf Befehl von König Nebukadnezar nach Babylon deportiert worden. Er lebte in Tel-Abib am Flusse Chebar in Chaldea. Er war verheiratet und gehörte zur Oberschicht der Bevölkerung. Dank des Bibeltextes können wir datieren: 593 oder 592 begann er als etwa Dreißigjähriger seine Aufzeichnungen zu notieren. Rund zwanzig Jahre führte er Buch über phantastische Geschehnisse. Detailfreudig beschrieb er seine kosmischen Kontakte.
Foto 4: Piscator Bibel 1684. |
Diese Kontakte mit Außerirdischen waren real. Der Priester beschrieb echte Begebenheiten die er hatte, keine Träume, keine Visionen. Das wird deutlich, wenn man – wie der Verfasser – den Bibeltext im hebräischen Original liest. Offensichtlich wollte Hesekiel in besonderem Maße hervorheben, dass er konkrete Erlebnisse hatte, so phantastisch sie auch erscheinen mussten. Deshalb wandte er einen sprachlichen Trick an und verdoppelte alle wichtigen Zeitwörter. Seine Leserinnen und Leser verstanden, was damit ausgesagt wurde: Hesekiel war Zeuge, nicht Träumer oder Visionär. So heißt es (1): »Da geschah ein Geschehen.« Vers 4: »Und ich sah, und siehe, es kam ein ungestümer Wind von Norden her....«
NASA-Ingenieur Josef Blumrich rekonstruierte anhand der genauen Texte Hesekiels ein Raumschiff. Josef Blumrich, 1913 in Österreich geboren, 1959 in die USA ausgewandert, verstarb 2002. Der Raumfahrt-Ingenieur wurde für seine »außergewöhnlichen Leistungen« für die Raumfahrt ausgezeichnet. Blumrich, »Leiter der Abteilung für Projektkonstruktion«, war von seiner Frau auf Dänikens »Erinnerungen an die Zukunft« aufmerksam gemacht worden. Eher missmutig hatte er in dem Weltbestseller geblättert. Als er bei Däniken las, Hesekiel habe Kontakte mit Außerirdischen gehabt, beschloss er empört den Laien zu widerlegen. Er machte sich als Experte in Sachen Raumfahrt an die Arbeit. Je tiefer er in die Materie einstieg, desto überzeugter wurde er davon, dass Hesekiel tatsächlich kosmische Kontakte hatte.
Der Ingenieur: »Die Hauptmerkmale des Raumschiffes zeigen uns einen Flugkörper von überraschend sinnvollem Aufbau. Wir erkennen in der auffälligen Form des Hauptkörpers die aerodynamischen und gewichtlichen Vorteile. Wir sehen, wie sehr sie für die Anbringung von Hubschraubern geeignet ist. All diese Eigenschaften fügen sich lückenlos und widerspruchsfrei an- und ineinander. Sie sind unverkennbare Anzeichen für eine sehr überlegte und gekonnte Planung und Entwicklungsarbeit.«
Hesekiel rekonstruierte: Hesekiel sah und beschrieb ein Zubringer-Raumschiff, das zwischen einer Weltraumstation in der Erdumlaufbahn und der Erde hin- und herpendelte. Es hatte in etwa die Form eines Brummkreisels. Nach unten lief es spitz zu und endete in einem atomar betriebenen Raketenmotor. An der Oberseite befand sich eine durchsichtige Kuppel. Von hier aus steuerte der Kommandant das Vehikel. Besagte Kuppel konnte aber, versehen mit eigenem Antrieb, vom Hauptkörper losgelöst und zu Naherkundungsflügen verwendet werden. Zusätzlich waren an der Unterseite vier Hubschraubereinheiten angebracht.
Beim Flug vom Erdorbit zur Erde wurde zunächst der atomare Hauptantrieb benutzt. Dabei waren die vier Hubschraubereinheiten hochgeklappt. Beim Eindringen in die Atmosphäre fungierte der spitz zulaufende untere Teil des Flugvehikels als Hitzeschild. Stand die Landung bevor, dann wurde der Raketenantrieb abgeschaltet. Die Hubschraubereinheiten klappte man die Helikopter nach unten und nahm sie in Betrieb.
Unter diesen Einheiten waren Räder angebracht, auf denen das Shuttle nach der Landung hin- und herrollen konnte (2): »Da stand je ein Rad auf der Erde bei den vier Gestalten. Die Räder waren anzuschauen wie ein Türkis und waren alle gleich, und sie waren so gemacht, dass ein Rad im anderen war. Nach allen vier Seiten konnten sie gehen, sie brauchten sich nicht umzuwenden.«
Hesekiel war keineswegs nur passiver Beobachter. Er wurde auch als Passagier mit an Bord genommen und erlebte Flüge im erdnahen Raum (3): »Und der Geist hob mich empor, und ich hörte hinter mir ein Getöse wie von einem großen Erdbeben, als sich die Herrlichkeit des Herrn erhob von diesem Ort.«
Nach seinem ersten Flug stand er unter Schock. Fast verschämt gibt er zu (4):«Und ich kam zurück zu den Weggefährten, die am Fluss Chebar wohnten, nach Tel-Abib und setzte mich zu denen, die dort wohnten, und blieb unter ihnen sieben Tage ganz verstört.«
Diese Reaktion ist nur zu verständlich. Selbst für einen heutigen Zeitgenossen wäre ein Flug im Raumschiff vom Typ Hesekiel ein überwältigendes Erlebnis. Für Hesekiel indes muss so ein Flug einem unvorstellbaren Mysterium geglichen haben. Er gewöhnte sich aber rasch an Flüge im Raumschiff. Sie wurden erstaunlich schnell zur Routine für ihn (5).
Im Jahre 573/572 vor Christus fand ein dritter Flug statt. Dieser Flug ist - für den heutigen Forscher - zweifelsohne der interessanteste. Hesekiel wurde nämlich in ein unbekanntes Land verfrachtet. Wo auch immer das Raumschiff landete - im Tempelkomplex von Jerusalem war es jedenfalls nicht. Der lag nämlich zu Hesekiels Zeiten noch in Schutt und Asche, wurde erst 538 vor Christus wieder aufgebaut. Und doch erwecken heutige Bibelübersetzungen den falschen Eindruck, Hesekiel sei nach Jerusalem verfrachtet worden - durch die Luft, per Raumschiff-Express. Fakt ist: Hesekiel wusste nicht wo er war. Er schreibt von »einem sehr hohen Berg«, ohne einen Namen zu nennen. Er sah »etwas wie eine Stadt« (6), wieder ohne einen Namen zu nennen. Jerusalem war’s jedenfalls nicht, sonst hätte Hesekiel die Metropole seines Heimatlandes beim Namen genannt!
Fortsetzung zu diesem Text folgt!
Und zwar am 19.11.2017:
Teil 2 von »Von einem, der auszog, um Pfarrer zu werden«,
als Teil 409 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein.
Und zwar am 19.11.2017:
Teil 2 von »Von einem, der auszog, um Pfarrer zu werden«,
als Teil 409 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein.
Die nächste Folge meiner Sonntagsserie
erscheint bereits am 3.9.2017.
Fußnoten
1) Hesekiel, Kapitel 1 Vers 3
2) Hesekiel, Kapitel 1, Verse 15-17
3) Hesekiel Kapitel 3, Verse 12 und 13
4) Hesekiel Kapitel 3, Vers 15
5) Hesekiel Kapitel 8, Verse 1 folgende und Kapitel 40, Verse 1 folgende!
6) Hesekiel, Kapitel 40, Vers 2
Foto 8: So soll Hesekiels Raumschiff nach Blumrich ausgesehen haben. |
Zu den Fotos
Foto 1: Walter-Jörg Langbein als »Prediger« in der Kirche von Kirchbrak
Foto 2: Evangelische Johannes Kirche Michelau/ Foto wikimedia commons Michael Sander
Foto 3: Piscator Bibel 1684. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 4: Piscator Bibel 1684. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 5: Piscator Bibel 1684. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Piscator Bibel 1684. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 7: Piscator Bibel 1684. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 8: So soll Hesekiels Raumschiff nach Blumrich ausgesehen haben. Foto Däniken/ Archiv Langbein
398 »Marias Himmelfahrt und Adams UFO«,
Teil 398 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 03.09.2017
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