Mittwoch, 23. September 2009

"Ein Buch lesen"


„Ein Buch lesen“ – das nahm ich mir schon als kleiner Junge vor, als ich den kühnen Plan verwirklichte, mein erstes Buch zu lesen. „Hans und Fritz in Argentinien“ sollte es heißen. Es war ein recht dickes Buch, was etwas von einer Erstbesteigung eines hohen Berges hatte. Ich las „Hans und Fritz in Argentinien“, als ich wegen irgendwas das Bett hüten musste, auf einmal durch, so spannend war das. Und noch stolzer war ich, den ganzen Berg auf einmal bestiegen zu haben. Auch während des Studiums kaufte ich ständig Bücher. Soziologische, politische, psychologische. Als wir (meine Frau und ich) zwei wunderbare Kinder hatten, hatten wir eines nicht. Einen Fernsehapparat. Stattdessen las ich vor. Jeden Abend vor dem Schlafengehen der Kinder. Mindestens eine Stunde lang. Meine Frau saß mit den Kindern, eines links und eines rechts an sich geschmiegt auf dem Sofa. Die Katze Sofie lag ebenso dicht daneben und ich gegenüber im Sessel – vorlesend. Auf dem Couchtisch brannte immer eine Kerze. Die Kinder hatten noch lange ihre Nuggelflaschen mit Apfelsaft und Fencheltee im Mundwinkel. Viel zu lange. Diesen Genuss konnte ich wahrlich nicht nachvollziehen. So las ich Jahre hinweg sämtliche Bilder- Kinderbücher, welche wir vorher eingekauft hatten. Von den Wurzelkindern bis Petterson und Janosch, war alles dabei.
Parallel dazu las ich anschließend ein spirituelles Buch nach dem Anderen. Von Castaneda bis Baird Spalting, um in meinem Erdendasein die blaue Blume zu finden.
Durch viele Erkenntnisse und Krisen hindurch waren Bücher meine ständigen Begleiter und vor allen Dingen auch eine sinnliche Erfahrung. Ein neues Buch aufschlagen war wie das Eintauchen in eine noch verborgene Welt, mit all ihren Realitäten, fast wie ein Ritus und es gab nichts Schlimmeres als mit anzusehen, wie manche Menschen beim ersten Aufschlagen des Buches die Seiten grob auseinander legten und um ein evt. Zuklappen zu verhindern, über den Falzteil noch mit aller Kraft, die Hand zur Faust geballt darüber fuhren.
Als dann im Jahre 2000 durch jahrzehntelange Überbeanspruchung des poliogeschädigten Körpers dieser extrem eingeschränkt wurde, entdeckte ich das Schreiben und begann meinen ersten autobiographischen Roman „Augenblicke im Leben eines Menschen“ Klärus - Band I. Der zweite Band „Hinterm Horizont - Klärus Band II“ soll im Oktober gedruckt werden.
www.rolandstickel.de
www.youtube.com/watch?v=tkdlE9TdugA
Heute möchte ich gewagt behaupten, die blaue Blume gefunden zu haben. Allerdings muss sie be-lebt und gewässert werden – und das kommt nach dem Finden – Hinterm Horizont und ist der noch schwierigere Teil des Lebens.
„Ein Buch lesen“ ist mit seinen Autoren ein Ort der Wärme und des Miteinanders, was sich mit Fühlen bewahrheitet.

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