Donnerstag, 24. September 2009

Was ist besser?

… zwei Schützen stehen sich gegenüber. Schüsse fallen. Einer der Schützen fällt tödlich getroffen um. Wie es der Zufall oder der Autor oder die Leserschaft wollen, stehen Recht und Gerechtigkeit natürlich auf der Seite des besseren Schützen. Der Sieger schreitet zu seinem Pferd, sitzt auf und reitet in die Abendsonne.

Der Roman war zu Ende. Ich erwachte wie aus einem Traum und musste mich zunächst orientieren. Ich saß auf einer Wiese, den Rücken gegen eine Heu-Hocke gelehnt. Um mich herum zirpte und summte es. Einige leichtsinnige Frösche quakten, und ein Storch stolzierte ganz dicht an mir vorüber.

Wie unschwer zu erkennen, war das ein Wildwest-Roman, ein Roman von der Art, die in meiner Kindheit wohl einen großen Teil der sogenannten Schundliteratur ausmachte.

Sollten Eltern ihre Kinder Schundliteratur lesen lassen, wenn die Alternative bedeutet, dass die Kinder gar nicht lesen?

Dafür spricht, dass die Kinder den Zauber des Lesens erfahren.

Dagegen spricht die Gefahr, dass die Kinder diese Literatur nicht überwinden, sondern auch noch als Erwachsene nach dieser Art von Literatur greifen. Zusätzlich ist es durchaus möglich, dass sich in ihnen ein Bild von der Welt bildet, das dem Schema der von ihnen bevorzugten Literatur entspricht.

Wolf-Gero Bajohr

4 Kommentare:

  1. Was ist besser? Die Frage ist schwer... Ich glaube, es gibt keine allgemein-gültige Antwort. Ich kenne einen Chefarzt einer Klinik, dem wurde in seiner Jugend strikt verboten Krimiheftchen zu lesen... weil Schundliteratur. Mit Nachdruck wurde er an »hohe Literatur« herangeführt. Ergebnis: Auch heute liest er ausschließlich... Krimiheftchen...

    Ich denke, es ist gut, wenn Kinder mit dem Lesen anfangen.. und wenn es Heftchen sind. Sie finden Freude am Lesen. Und wenn ihnen die Heftchen nicht mehr genügen... dann wachsen ihre Ansprüche und sie lesen »anspruchsvoller«. Erzwingen kann man nichts. Mit Zwang erreicht man leicht das Gegenteil... Walter

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  2. "Schundliteratur" hört sich ein bisschen unterbewertet an. Haben wir sie als Kind nicht alle gerne gelesen.
    Ich habe mit acht Jahren Mickymaus Heftchen verschlungen, denn anfangs haben mich die Bildchen darin mehr fasziniert als der Text. Zwei Jahre später las ich dann schon Kinderbücher. Und bereits mit vierzehn interessierte ich mich für ernsthafte Literatur wie:. H. Hesse, H. Heine, P. Härtling.

    Man sollte den Kindern freie Wahl bei ihrer Leselektüre lassen. Ein Auge kann man als Elternteil immer riskieren, ob auch die Schundliteratur vertretbar ist. Es soll den Kindern Freude machen und sie langsam an einen anderen gehobeneren Lesestoff heranführen. Wer gerne liest, wird bald ein Buch lesen, das allen Ansprüchen genügen wird.

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  3. Hallo Walter!
    Danke für deinen Kommentar!
    Du schreibst: "Ich glaube, es gibt keine allgemein-gültige Antwort. "
    Ich fürchte, dass du damit recht hast. Ob die Entscheidungs aus späterer Sicht gut oder weniger gut ist, hängt von zu vielen Bedingungen ab, als dass es vorhergesagt werden könnte: Eltern, Kinder, Freunde, Zwang oder freie Entscheidung. In einem Punkt ähnelt es vielleicht sogar dem Alkoholismus: Wenn Eltern alkoholkrank sind, kann es dazu führen, dass die Kinder ebenfalls alkoholkrank werden. Es kann aber auch das Gegenteil eintreten, dass die Kinder nämlich einen großen Bogen um den Alkohol machen.
    Wie es bereits in meinem Originalpost anklang, gebe ich der Freude am Lesen den Vorrang. Bleibt die Freude, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass später nach anspruchsvollerer Literatur gegriffen wird.
    Viele Grüße
    Wolf-Gero

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  4. Liebe Rita!
    Vielen Dank für deinen Kommentar!
    Du schreibst: ""Schundliteratur" hört sich ein bisschen unterbewertet an."
    Den Begriff "Schundliteratur" habe ich verwendet, weil er mir noch aus meiner Kindheit vertraut ist. Ich bin nicht sicher, ob er heute noch so aktuell ist, wie er es in meiner Kindheit war.
    Du schreibst: "Haben wir sie als Kind nicht alle gerne gelesen."
    Genau das vermute ich auch.
    Du schreibst: "Man sollte den Kindern freie Wahl bei ihrer Leselektüre lassen. Ein Auge kann man als Elternteil immer riskieren, ob auch die Schundliteratur vertretbar ist." Vielleicht wäre "Ein Auge sollte man ..." noch besser als "Ein Auge kann man ..."
    Das scheint mir ein guter Weg für Eltern zu sein. Selbstverständlich sollten wir berücksichtigen, dass es keine Garantie gibt, gleichgültig, welchen Weg Eltern wählen.
    Liebe Grüße
    Wolf-Gero

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