Samstag, 10. April 2010

Samstagsrezension Helga König: Was ist Kunst? Positionen der Ästhetik von Platon bis Danto

An diesem Wochenende findet auf meinem Rezensionsblog eine virtuelle Vernisage statt. Sie können Rezensionen zu Postern und Kunstdrucken lesen, die bei Amazon erhältlich sind. Kleine visuelle Eindrücke zu den beschrieben Produkten sind auch vorhanden.  Im Zusammenhang mit der "Vernisage" wird es auf  "Ein Buch lesen" heute zwei Beiträge geben, eine Rezension, die ich 2008 bei Amazon on gebracht  und jetzt um ein Detail erweitert habe und einen  persönlicheren Text.

Zunächst die Rezension  zum Buch" Was ist Kunst", der ich ein Zitat Goethes vorangestellt habe, der darin verdeutlicht, dass Kreativität ein ruhiges Umfeld benötigt.

Die Menge macht den Künstler irr und scheu !" ( Goethe, Tasso)

Dr. Michael Hauskeller befasst sich im vorliegenden Büchlein mit der Frage : " Was ist Kunst ?" und stellt 16 Positionen der Ästhetik vor. Zur Sprache kommen die Kunstbetrachtungen von Platon, Aristoteles, solche des Mittelalters, der Renaissance, von Kant, Schiller, Schopenhauer, Hegel, Rosenkranz, Croce, Heidegger, Adorno, Goodman, Lyotard und Danto.

Hinterfragt wird also was Kunst eigentlich ist und es wird verdeutlicht, dass es nach heutiger Sicht keinen allgemein gültigen Kunstbegriff gibt, der für alle Zeiten und Werke anwendbar ist.

Bei Platon und Aristoteles wurde die "Mimesis", die Nachahmung als Grundproblem der Kunst betrachtet, jedoch nicht als Nachahmung einer Naturerscheinung, sondern vielmehr als Abbildung der Ideen ( Platon) oder als Gestaltung in Richtung der Vollendung der Natur( Aristoteles), weil in der Kunst wie auch in der Natur die Form Prinzip des Werdens sei.

Im Mittelalter meinte man, in der sichtbaren Schönheit, die Schönheit Gottes erahnen zu können. Schön zu sein bedeutete, etwas zu beleuchten oder deutlich zu machen, nämlich das ordnungsstiftende Wirken Gottes. Man begriff die Welt als ein einziges großes Licht, zusammengesetzt aus vielen Lampen, in deren Schein das Göttliche sich zeigte. Im gesamten Mittelalter galt die sichtbare Schönheit als ein Bild der unsichtbaren. Alles Helle, Bunte und Leuchtende, glänzende Materialien und strahlende Farben bringen den Lichtcharakter des göttlich Schönen zu Ausdruck.

In der Renaissance wurde einerseits die Natur Mutter der Kunst genannt, aber auch die Erfindung erhielt diesen Rang, wir der Autor verdeutlicht. Der Entwurf wurde als das ursprünglich Künstlerische betrachtet. Er ist gleichbedeutend mit präexistenten Idee im Geist. Aufgrund dieser Idee ergreift der Künstler die Wirklichkeit in reiner Gestalt. Nur deshalb ist Kunst erst natürlich.

Für Kant ist das Schöne mit dem subjektiv bestimmbaren Angenehmen identisch. Was auch immer uns gut gefällt, muss begrifflich bestimmt sein. Das ästhetische Urteil ist bei Kant ein Geschmacksurteil, weil es unabhängig von der Vernunft getroffen wird.

Die Vertreter der Klassik, beispielsweise Schiller, greifen übrigens die Idee der Renaissance wieder auf und knüpfen hier an. Das Universum schenkt uns kein reines Abbild des Ideals. Kunst möchte das Ideal, sprich die wahre Natur darstellen und zwar in der Aufgabe des Zufälligen und im Ausdruck des Notwendigen. Der Künstler ist in der Lage im Besonderen das Allgemeine zu sehen.

Hegel bestimmte das Schöne als das sinnliche Scheinen der Idee. Im 20. Jahrhundert ist man bestrebt, den hergebrachten Kunstbegriff als zu eng abzuschütteln. Benjamin versteht beispielsweise die Fotografie und den Film als innovative Kunstformen. Die neue Kunst benötigt keine Aura mehr, die Benjamin definiert als " einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie auch sein mag ", beschreibt.

Kunst öffnet sich jetzt, so der Tenor auch von Heidigger und Adorno, jeder nur denkbaren Form in der Hoffnung oder Utopie einer allgemeinen Veränderung der Erlebensweisen.

Für den amerikanischen Philosophen Arthur C. Danto zeigen Warhol und andere Po-Art-Künstler, dass von zwei Gegenständen, die genau gleich aussehen, eines ein Kunstwerk und das andere keines sein kann. Zudem schien nun plötzlich jeder beliebige Alltagsgegenstand, unabhängig von seiner Beschaffenheit und ästhetischen Qualität, kunstfähig zu sein. Ob ein Gegenstand ein Kunstwerk ist, so Danto, hängt nicht von seiner materiellen Beschaffenheit ab, sondern von seiner Aussagefähigkeit. Ein Werk zu begreifen, bedeutet die Metapher zu verstehen, auf welcher es beruhe, also nicht nur die Bedeutung, sondern auch die Gründe, weshalb es gerade auf diese und keine andere Weise zu verkörpern ist (vgl: S.104).

Ein hochinteressantes Büchlein! Sehr zu empfehlen!

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