Mittwoch, 14. April 2010

"Klimawechsel"

Wer kennt sie (noch) nicht, die Lebensphase einer Frau, die unweigerlich kommt, das eigene und manchmal auch das Leben des Partners auf den Kopf stellt und nach der nichts mehr ist, wie es einmal war?
Manche Frauen merken nichts davon, andere verstehen die Welt nicht mehr und kommen aus der Achterbahnfahrt der Gefühle und Befindlichkeiten kaum raus.
Männer erleben die Wechseljahre angeblich auch, aber anders, nur wie?

Die ZDF-Serie „Klimawechsel“ ist derzeit in aller Munde, von höchst amüsant , witzig und frech bis unter die Gürtellinie, gelobt und beschimpft. Mache sich jeder ein eigenes Bild.

Die Wechseljahre einer Frau, noch immer ein Tabuthema, wird in der Serie von Doris Dörrie von Frauen für Frauen satirisch und provokativ in Szene gesetzt. Schamlos, mit klaren Worten und viel Witz flimmert das, was Frau sonst meist nur mit der besten Freundin bespricht, durch deutsche Wohnzimmer.

Vier Lehrerinnen an einer normalen Schule, deren Aufgabe es ist, pubertierende Schülerinnen und Schüler durch diese schwierige Zeit zu bringen, kämpfen mit sich und ihren hormonellen Katastrophen.
Maria Happel als Deutschlehrerin Angelika geht in die Breite wie ein Pfannkuchen und schwitzt sich die Seele aus dem Leib. Ulrike Kriener, die sonst eher emotionslose Komissarin Luca, fühlt sich nicht mehr begehrenswert, hat panische Angst vor dem Älterwerden und stürzt sich in eine Affaire mit einem Yoga-Lehrer, der der Lebensgefährte der überlasteten Kunstlehrerin Desiree, glänzend gespielt von Andrea Sawaztki, ist. Sie, als Mutter, Lehrerin und verhuschte Künstlerin ist in ihrer Dreifachrolle völlig überfordert.
Die von Heulattacken gebeutelte Biolehrerin Cornelia (Juliane Köhler) hat Angst vor ihren Schülern und steht keine Unterrichtsstunde ohne Tränen durch. Bei Panikattacken atmet sie verzweifelt in ihre geöffnete Schultasche.
Alle vier stürzen sich in die unterschiedlichen Unternehmungen gegen den Hormonwandel.
Putzsucht, Hormon-Yoga, geklaute Anti-Age-Cremes, Diäten und Squash gegen die Pfunde verfehlen letztendlich ihre Wirkung.

Deutschlehrerin Angelika sucht mit Hilfe ihres moslemischen Kollegen Heil im Sufismus und überlegt, dem Islam beizutreten, Angelika färbt sich die ergrauenden Schamhaare und läßt sich von der Frauenärztin Dr. Evelyn Bach (gespielt von Maren Kroymann) zur Vaginalstraffung und Botoxspritzen überreden, mit fatalen Folgen.
Kunstlehrerin Desiree bemüht sich erfolglos, ihre aus Haushaltsgegenständen liebevoll erstellten Kunstobjekte mit einem häufig schreienden Baby im Schlepptau in Kunstgalerien unterzubringen und die Biologielehrerin Cornelia kommt nicht gegen die Verführungskünste ihres Schülers aus der zwölften Klasse an und befindet sich im permanenten Liebesrausch, bis sie erfährt, dass sie schwanger ist.

Ihr langjähriger neurotischer Therapeut (genial gespielt von August Zirner) , von ihr stets mit Schokolade beschenkt, muss ihr tränenreiches Klagen nicht mehr ertragen und verbündet sich statt dessen mit der zynischen Gynäkologin Dr. Bach.

Für mich ist diese Serie ein filmischer Leckerbissen, der kein Tabu scheut und mit viel Witz meine Lachmuskeln und auch die meines Gatten schon mehrfach arg strapaziert hat
Die nächste Folge kommt am Donnerstag um 21 Uhr im ZDF.
Ich freue mich schon darauf.

Gaby Bessen

4 Kommentare:

  1. Hallo Gaby, habe Ihren Beitrag soeben mit Interesse gelesen. Die Sendung kenne ich nicht, da ich fast nie in den Kasten schaue, aber Ihr Tipp macht micht neugierig.

    Ein lockerer Umgang mit dem Thema Klimakterium halte ich für sinnvoll, da viele Frauen - auch vermeintlich selbstbewusste- geradezu in Scham versinken, wenn sie in Anwesenheit von Männern über ihren "Klimawechsel" reden sollen.

    Die Ursache liegt wohl in der Vorstellung für das andere Geschlecht nicht mehr attraktiv zu sein, sobald die Blutungen aussetzen, nicht mehr Frau zu sein, sondern stattdessen etwas Drittes.

    Der Jungendwahn in unserer Gesellschaft, der zum Lifting- und Botox-Hype geführt hat, spricht eine klare Sprache.

    Dass Dörrie sich satirisch und damit offensiv des Themas annimmt, finde ich lobenswert. Oft hilft Satire und Komik ein ungezwungeneres Verhältnis zur Realität einzunehmen und Einstellungen neu zu überdenken.

    Liebe Grüße Helga

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  2. Hallo Gaby,

    ich habe die Sendung gesehen bzw. heute Abend kommt der letzte Teil.
    Trotz mancher amüsanten Szenen fand ich es doch übertrieben, wie sich diese Frauen aufführten.
    Ich selbst habe alle Qualen des "Klimawechsels" durchlebt, hätte mich aber nie so auffällig benommen, wie diese Frauen.
    Ich stehe diesen Dingen offen gegeüber und habe auch viel mit anderen Frauen darüber gesprochen. Aber so dargestellt, wie in diesem Film, halte ich dieses Thema für überdreht und peinlich.

    LG.Rita

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  3. Liebe Helga,

    ein offener Umgang mit diesem Thema fehlt leider immer noch in unserer Gesellschaft. Die Serie ist voller Satire und Komik, sicherlich auch überspitzt, aber das ist auch das Erheiternde daran.

    Liebe Rita,

    es kommen insgesamt mit heute noch drei Folgen.
    Ich habe selbst noch mit den Endfolgen dieser Phase zu tun, die manchmal alles andere als einfach war.
    Aber wenn man es akzeptiert, dass es eine natürliche Phase im Leben einer Frau ist, kann man gut damit klarkommen.

    Auch ich hätte mich nie so benommen, hatte auch regen Austausch mit ebenfalls Betroffenen.

    Dass das Thema überspitzt und sehr drastisch dargestellt ist, war von Doris Dörrie beabsichtigt und das ist ihr meines Erachtens gut gelungen.

    Lieben Gruß
    Gaby

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