Mittwoch, 25. März 2015

Bürgerforum »Wohin mit dem Atommüll?«

»Ein Buch lesen!« ist schließlich AUCH ein Literaturblog, darum bietet es sich an, dass ich meinen Beitrag mit einem Zitat aus dem Zauberlehrling von Johann Wolfgang von Goethe beginne:

»Die ich rief, die Geister,
Werd’ ich nun nicht los

Ein Bild mit Symbolkraft:
Teilnehmer des Bürgerforums
im Spiegel der Weltkugel
auf dem Markplatz Wittenberg
Ende November 2014 erreichte mich ein Anruf von »uzbonn – Gesellschaft für empirische Sozialforschung und Evaluation«, und ich wurde freundlich eingeladen, am ENTRIA - Bürgerforum zum Thema »Wohin mit unserem Atommüll?« teilzunehmen. 

»Wohin mit dem Atommüll?« - eine gute Frage und einem Zufallsprinzip ist es zu verdanken, dass ausgerechnet ich zu den Bürgerinnen und Bürger gehöre, die auf diese Frage eine Antwort finden soll. Für mich gibt es keine Zufälle, für mich hat alles was geschieht einen tiefen Sinn, ist Bestandteil meines Lebensweges. 

Erinnerungen wurden wach. Es war in den 1980er Jahren. Damals wohnte ich näher an der Stadt Ahaus, als ich heute lebe. Das BZA war in der Bauphase, gegenüber auf der anderen Straßenseite hatte die Bürgerinitiative »Kein Atommüll in Ahaus e.V.« einen Bauwagen geparkt und Mahnwachen wurden abgehalten. Ich erinnere mich, wie ich an einem Abend dort ausharrte, es war kalt und der Fieselregen suchte sich seinen Weg durch meine Kleidung. Autos fuhren vorbei. Manche Fahrer hupten, um Protest kundzutun, andere fuhren vorbei, ohne nach rechts oder links zu blicken, als würde es sie nichts angehen. Aber ich bekam auch den einen oder anderen Vogel zu sehen (Stinkefinger waren zu der Zeit noch nicht so gebräuchlich!).

Arbeitsgruppe Bürgerforum
Und ich erinnere mich an einen anderen Tag, an dem das Wetter angenehmer war und das BZA zum Tag der offenen Tür eingeladen hatte. Es gab Erbsensuppe kostenlos und Völkerstämme waren in Bewegung. Nicht in Richtung des Bauwagens! Wobei diese Volksfeststimmung kippte im Laufe der folgenden Zeit, die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl dürfte dazu beigetragen haben.

Ich kann mich nicht erinnern, dass ich gefragt worden bin, als AKWs Thema wurden. Wäre ich denn damals von den Verantwortlichen auch klar informiert worden? Ich denke nicht! Sicher möchte auch ich billigen Strom, ich bin doch meinem Geld nicht böse. Nur mittlerweile dürfte es sich herumgesprochen haben, dass wir uns aus Kernspaltung gewonnene Energie nie hätten leisten können. Was kostet ein Menschenleben? Diese Frage ist berechtigt, nach Tschernobyl, spätestens nach Fukushima. Die Kosten der Sicherheitstransporte, nicht zu vergessen diese möglichen Folgekosten, Kosten der Polizeieinsätze. Dann die Verletzten auf beiden Seiten und wir wissen nicht, wohin mit dem Müll. Was gewiss sicher sein dürfte, es wird der Hexenmeister dem Zauberlehrling nicht zu Hilfe eilen: 
»In die Ecke,
Besen! Besen!
Seid’s gewesen«.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden
vorgestellt und besprochen
Genug der persönlichen Anmerkungen! Natürlich bin ich nach Wittenberg gefahren, ich bin schließlich kein nachtragender Mensch und ich habe es nicht bereut!

Wie hätten Sie eigentlich reagiert? Immerhin hätte der Zufallsgenerator auch Sie auswählen können. Hätten Sie drei Urlaubstage geopfert? Hätte Ihnen Ihr Arbeitgeber frei gegeben? Was hätten Ihre Familienangehörigen gesagt, wenn Sie drei Wochenenden lieber über Atommüll und dessen Entsorgung debattieren wollten, statt im Kreis Ihrer Lieben Ihre kostbare Zeit zu verbringen? Wie hätten Sie das Ihren Kindern erklärt? Denken Sie mal darüber nach, denn außer Unterbringung, Verpflegung und Erstattung der Fahrtkosten war mit nicht mehr als einem »Danke für die Teilnahme« zu rechnen.

Eine Bürgerin und ein Bürger
übergeben das Gutachten
an Michael Müller, SPD 

Und wenn Sie sich entschlossen hätten, an dem Bürgerforum »Wohin mit dem Atommüll?« teilzunehmen, welche Argumente hätten Sie beigetragen? Wäre das Bürgergutachten dann anders ausgefallen? Die Formulierungen schärfer oder weichgespülter? Ich denke, Sie sollten sich darüber Gedanken machen und sich die Frage stellen: Wie hätte ich mich verhalten?

Hier der Link PDF Bürgergutachten.
Auf die Diskussion mit Ihnen freue ich mich.

Sylvia B.




Fotos: Sylvia B.

Lesen Sie zu diesem Thema auch: Bürgerbeteiligung: das Feigenblatt für die Atomlobby? Atommüll: Bürgergutachten, quo vadis? …

Zwei Filmbeiträge möchte ich Ihnen empfehlen:
ARTE »Albtraum Atommüll«

und:



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3 Kommentare:

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag! Eigentlich wollte ich hier kurz etwas schreiben zum Thema alternativer Entsorgungsmöglichkeiten, die den Autoren den Bürgergutachtens ja wichtig sind. Dann ist es doch länger und ein eigener Blogbeitrag geworden: https://rainerklute.wordpress.com/2015/03/27/atommuell-buergergutachten-fordert-offenheit-gegenueber-alternativen-endsorgungsoptionen/.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Herzlichen Dank für Kommentar und Blogbeitrag.
      Sie schreiben Zitat: »Schließlich noch der Hinweis darauf, daß wir beim Atommüll nicht unter Zeitdruck stehen. Hier irrt das Bürgergutachten. Lieber eine gut durchdachte als eine überhastete Lösung!« Zitatende

      Das scheint irgendwie Missverstanden worden zu sein. Auf Seite 3 des Bürgergutachtens ist vermerkt: Zitat »Keine Zeit vergeuden: Unsere Generation trägt die Verantwortung für die sichere Lagerung unserer atomaren Abfälle. Keinesfalls dürfen weitere 50 Jahre mit ergebnislosen Diskussionen vergeudetet werden. Eine Lösung muss unter dem Primat der Sicherheit schnellstmöglich gefunden werden. Auch Zwischenlösungen müssen deutlich sicherer gestaltet werden.« Zitatende

      Wir haben deutlich machen wollen, dass keine Zeit vergeudet werden darf.

      Liebe Grüße

      Sylvia B.

      Löschen
  2. Ich denke, ich habe das schon richtig verstanden.

    Solange wir den Atommüll als politisches Problem sehen und nicht als technisches, werden wir leider weiterhin Zeit vergeuden. Nicht jeder will eine Lösung, weswegen immer neue, immer höhere, immer kostspieligere und immer praxisfernere Anforderungen gestellt werden.

    Ich mache es mir leicht und argumentiere rein von Physik und Technik her. Und da ist der Atommüll gar nicht dieses riesige Problem, als das es oft dargestellt wird. Er liegt ja nicht in der Gegend herum und wird auch nicht wie die Abgase von Kohlekraftwerken in die Luft geblasen. Vielmehr steht er in Castor-Behältern gut verpackt und von der Umwelt abgeschottet in Zwischenlagern. Da hält er es gut noch eine ganze Weile aus.

    AntwortenLöschen

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