Wenn
je eine von Karl Mays Fantasiegestalten im Film lebendig wurde... dann
Nscho-tschi, Winnetous Schwester. Marie Versini verkörperte im Film (»Winnetou I«
und »Winnetou und sein Freund Old Firehand«) die schöne Indianerin in
idealer Weise ... Sie war glaubhaft. Marie Versini war Nscho-tschi.
Geradezu schwärmerisch beschreibt Karl May die junge Frau (1): Sie »war
schön, sogar sehr schön. Europäisch gekleidet, hätte sie gewiss in jedem
Salon Bewunderung erregt... Ihr einziger Schmuck bestand aus ihrem
langen, herrlichen Haare, welches in zwei starken, bläulich schwarzen
Zöpfen ihr weit über die Hüften herabreichte.«
Karl Mays »Alter Ego« spart nicht mit Komplimenten (2): »›Nscho-tschi
ist dein Name?‹ sagte ich. ›Ja.‹ - ›So danke dem, der ihn dir gegeben
hat. Du konntest keinen passenderen bekommen, denn du bist wie ein
schöner Frühlingstag, an welchem die ersten Blumen des Jahres zu duften
beginnen.‹«
Karl Mays Romanwelt wird von starken Männern dominiert: im Orient ebenso
wie im »Wilden Westen«. Mit Nscho-tschi schuf aber Karl May eine
Gestalt, die so ganz und gar nicht in seine Zeit passte. Gewiss,
Nscho-tschi pflegte den schwer verwundeten Old Shatterhand aufopfernd.
Gewiss, Nscho-tschi verliebte sich in den Mann aus dem fernen Europa.
Nscho-tschi war aber nicht ein hübsches Heimchen am Herd, sondern eine
Gleichberechtigte in einer »Männerwelt«. Sie ritt mit den Kriegern,
beherrschte den Umgang mit den Waffen wie die besten Krieger, war an den
bedeutsamsten Entscheidungen beteiligt und diskutierte lebenswichtige
Fragen.
Nscho-tschi erweist sich Old Shatterhand sogar überlegen: Karl Mays
»Alter Ego«, der Europäer, vertritt mit einem Hauch von Arroganz das
»überlegene Abendland«. Nscho-tschi aber macht ihm klar, dass die
vermeintlichen »Wilden« Amerikas oftmals kultivierter als die
»zivilisierten« Europäer und weißen Nordamerikaner sind.
Marie Versini spielte schon als kleines Mädchen Nscho-tschi... die sie
als junge Frau im Film verkörperte. Gewiss, es gab Zeiten, da war Marie
Versini nicht so glücklich, von ihren Fans nur als Nscho-tschi gesehen
zu werden. Im Exklusiv-Interview für »Ein Buch lesen«
sagte sie: »Das hat mich vor einigen Jahren schon ein bisschen
geärgert. Schließlich habe ich ja noch viel mehr gespielt... auf der
Bühne fast acht Jahre in der ›Comédie française‹ in Paris wo ich den
klassischen Part der Naiven gespielt habe, von Molière bis zu
Shakespeare. Und ich habe viele andere Filme gedreht wie zum Beispiel
›Zwei Städte‹ mit Dirk Bogarde, ›Paris Blues‹ mit Paul Newman und Luis
Armstrong, ›Junge mach dein Testament‹ mit Eddie Constantine, ›Brennt
Paris?‹ mit Jean Paul Belmondo, Alain Delon, Gert Fröbe, etc...«
Marie Versini weiter: »Später wurde mir bewusst: Es war eine große
Chance mit einem Charakter identifiziert zu werden. In dieser Zeit, die
so ein kurzes Gedächtnis hat, und so viele und vieles vergisst - da ist
es schön, Nscho-tschi zu sein. Aber ich bin nicht nur Nscho-tschi...«
Es stimmt: Marie Versini triumphierte schon mit 17 (sie ist Jahrgang
1940) als jüngstes Mitglied der »Comédie Francaise« in Paris. Sie war
die Cosette in Victor Hugos »Les Misérables«, die Agnés in Molieréres
»L’Ecole des femmes« und Julia in Shakespeares »Romeo und Julia«, um nur
einige ihrer großen Bühnenrollen zu nennen.
Sie stand – um einige ihrer prominenten Kollegen zu erwähnen – mit Louis
Armstrong, Paul Belmondo, Dirk Bogarde, Eddi Constantine, Alain Delon,
Gert Fröbe, Curd Jürgens und Christopher Lee vor der Kamera.
Vor mehr als 40 Jahren engagierte der französische Regisseur Pierre
Viallet Marie Versini für die Rolle der Pianistin Clara Schumann. Marie
Versini verliebte sich bei den Dreharbeiten in Pierre Viallet.. Die
beiden heirateten. Kein Wunder, dass Clara Schumann neben Nscho-tschi
ihre liebste Rolle ist!
In die Herzen von Millionen von Zuschauern hat sich Marie Versini als Nscho-tschi gespielt.
Karl-May-Leser wissen: Die blutjunge Nscho-tschi wurde vom Unhold Santer
feige ermordet. Marie Versini aber lässt die edle Indianerin weiter
leben... in ihren vorzüglichen Büchern »Rätsel um N.T.« und »N.T. geht zum Film«. Wer mehr über das Leben von Marie Versini erfahren möchte, lese ihr Buch »Ich war Winnetous Schwester«.
Zu Marie Versinis heutigem Geburtstag gratuliere ich, auch im Namen von »Ein Buch lesen«,
von ganzem Herzen!
Liebe Marie, alles, alles Liebe und Gute Zum Geburtstag....
und überhaupt!
Und herzlichen Dank für Deine Nscho-tschi.
Ich bin sicher: Karl May hätte Dich lieb gewonnen!
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