Montag, 1. März 2010

Nicht fassbar und dennoch real

Wer mich ein wenig kennt weiß, dass ich mich gern mit Themen befasse, die zwischen den Zeilen geschrieben stehen, mit Themen, die sich nicht so offen präsentieren, die im Verborgenen wirken und die oftmals schwer zu fassen oder erklärbar sind. Das können unausgesprochene Gedanken sein, die sich hinter verschleierten Worten verstecken, individuelle Erfahrungen mit Vorausahnungen, scheinbar unerklärliche „Zufälle“ und Begegnungen mit Menschen oder Situationen, in die man gerät, die einen in großes Erstaunen versetzen, weil sie Schlüsselfunktionen im Leben haben. Begegnungen und Ereignisse, die Türen mit Leichtigkeit öffnen, um deren Öffnung man vielleicht schon vergeblich viele Jahre mit allen erdenklichen Strategien gekämpft hat. Sie kommen scheinbar aus dem Nichts, völlig unerwartet und dann aus einer Richtung, aus der man sie niemals vermutet hat.

Die größte Faszination geht oft von Träumen aus. Jeder kennt das, wenn Träume am Morgen noch in Erinnerung sind und man das Bedürfnis hat, von ihnen zu erzählen. „Heute Nacht habe ich komische Sachen geträumt.“ Oder: „Ich war die ganze Nacht auf der Flucht. Dann konnte ich plötzlich fliegen.“ Diese Träume stehen in der Regel dafür, dass emotionale Belastungen im Traumgeschehen aufgearbeitet werden. Wer sich selbst nicht ganz fremd ist, ist ohne Hilfe in der Lage, sie zu deuten und herauszufinden, welche Problematik sich da meldet und geklärt werden will. Hilfreich sind sie und wer ihnen Aufmerksamkeit schenkt, kann durch sie herausfinden, wo er in seinem Leben Korrekturen vornehmen kann.

Es gibt noch andere Traumarten. Einer der sehr viel intensiver ist und der in keiner Weise verschlüsselt oder verwirrend daherkommt, ist der sogenannte Klartraum. Er ist sehr viel mehr als eine Verarbeitung bereits erlebter Situationen und präsentiert sich nach dem Aufwachen nicht als verschwommene Erinnerung, dessen Fetzen man sich nur mit Mühe wieder in Erinnerung rufen kann. Klarträume sind nicht an Tages- oder Nachtzeiten gebunden und sie sind schon gar keine Erlebnisse, die man als normalen Traum empfindet.

Die Erinnerung an Klarträume ist von der Qualität her, wie die Erinnerung an reale Geschehnisse. Klarträume enthalten unverschlüsselte Aussagen, die den Träumer während des Träumens nicht emotional belasten. Er ist neutraler Beobachter. Und so mancher Klartraum enthält Bilder und Aussagen, die künftige Ereignisse vorwegnehmen. Das kann bis zum Voraussehen von Todesfällen gehen. Ebenso können aber kleinere, scheinbar banale Dinge im Traum, einige Tage bevor sie geschehen, vorweg erlebt werden. Man bezeichnet diese Art des Träumens als luzides Träumen.

Menschen, die derartige Klarträume haben, ohne sie bewusst hervorzurufen, haben es nicht leicht. Denn sie stellen schnell fest, dass sie, sobald sie von diesen Träumen erzählen, in die Schublade „kleiner Spinner“, gesteckt werden. Tatsächlich aber hat das Klarträumen weder etwas mit Spinnerei noch mit esoterischem Klamauk zu tun. Im Gegenteil, Klarträumen ist eine uralte Technik, die sich gut trainieren lässt. Da diese Träume mit etwas Übung steuerbar sind, können sie zur Leistungssteigerung genutzt werden. Auch Psychotherapeuten nutzen diese Technik des Träumens, um bei Klienten Prozesse in Gang zu bringen, die es erleichtern Probleme und Verhaltensmuster aufzuschlüsseln.

Wer unwillentlich Klarträume hat, empfindet sie erstaunlicherweise nicht als beängstigend, wie man vermuten könnte. Das Erstaunen steht im Vordergrund, wenn man Klarträume erkennt. Während des Klarträumens weiß der Träumer sehr genau, dass er träumt, und ist sich auch bewusst, dass er in dem Augenblick Bilder und Informationen bekommt, die eine Bedeutung für sein reales Leben haben. Ich habe keine Ahnung, wie es möglich ist, dass man zukünftige Geschehnisse vorausträumen kann. Es ist auch müßig, darüber zu theoretisieren oder zu glauben, dass man irgendwelche geheimnisvollen Mächte beherrscht, zu denen nur Auserwählte berufen sind. Im Gegenteil, das Klarträumen ist ein wunderbares reales Werkzeug, mit dessen Hilfe man sich, ohne weitere Hilfsmittel wie Räucherwaren, Zaubersteinen und geheimnisvollen Ritualen, auf schwierige Lebenssituationen vorbereiten kann.

Spontane Klarträume, in denen der Tod von Angehörigen oder Freunden vorausgeträumt wird, treten immer wieder auf. Wer jetzt glaubt, dass man mit diesem Wissen, das Ereignis verhindern kann, muss enttäuscht werden. Denn umgehen oder verhindern, kann man das vorausgeträumte Ereignis nicht. Das wäre ein Widerspruch in sich.

„Wozu dann das Ganze?“, mag man jetzt denken. Das habe ich mich auch lange gefragt, bis mir auffiel, dass zum Beispiel Todesfälle, die das eigene Leben beeinflussen, völlig anders verarbeitet werden und die Wucht des unvorhergesehenen Geschehens, das betroffenen Menschen förmlich den Boden unter den Füßen fortreißt, durch Klarträume abgepuffert wird. Was nicht bedeutet, dass man sich leichten Herzens von lieben Menschen verabschiedet und keine Trauer oder Sehnsucht mehr empfindet. Doch ist der Umgang mit dem Verlust von völlig anderer Qualität. Es gibt viele Beispiele aus der Geschichte, wo Menschen nachweislich ihren eigenen Tod oder den von Freunden und Bekannten vorausgeträumt haben. Abraham Lincoln z.B. hat seine Ermordung vorausgeträumt. Auch die Ermordung John F. Kennedys wurde vorausgeträumt, und noch kurz bevor die Schüsse fielen, warnte eine anonyme Anruferin eindringlich.

Das Band, das das reale Leben zwischen Menschen webt, reißt nach dem Tod nicht ab. Wer die Technik des Klarträumens bewusst anwenden kann, der kann auch mit verstorbenen Freunden und Angehörigen kommunizieren. Dazu benötigt es nicht zwingend spiritistischer Sitzungen oder irgendwelcher Hilfsmittel. Wenngleich bestimmte Zeremonien manchen Menschen helfen können, sich leichter auf die Bewusstseinsebene, auf der Klarträume stattfinden, einzulassen.

Dabei geht es beim Klarträumen durchaus nicht immer um den Tod. In gesteuerten Träumen lassen sich auch positive Ereignisse erkennen und vor allem Lösungen für Alltagsprobleme in Beruf, Schule und Familienleben finden.

Echte Schamanen rufen deshalb seit Menschengedenken die Ahnen als Ratgeber an. Sie sind in der Lage, konkrete Probleme mit ihnen zu „beraten“, indem sie um Hilfe und Hinweise bitten. Ich habe bewusst keine konkreten Beispiele für Klarträume in diesem Artikel aufgeführt, weil ich der Ansicht bin, dass sie lediglich dazu dienen würden, den zweifelhaften Kult um esoterische Geschäftemacherei weiter hochzupuschen. Schamanismus hat leider, dank skrupelloser Scharlatane, die mit zweifelhaften Methoden und Firlefanz, Menschen hinter das Licht führen und ihre Gutgläubigkeit ausnutzen, um sich finanziell an ihnen zu bereichern, einen schlechten Ruf. Das ist sehr bedauerlich, denn tatsächlich ist die Möglichkeit des Klarträumens und des Vorhersehens, einfach ein wunderbares Werkzeug, das Menschen zur Verfügung steht, um ihr Leben besser zu verstehen, mit Schwierigkeiten besser umzugehen und aus ihnen ungeheure Kraft und Zuversicht zu erlangen. Mit dem man Zukunftsängste verlieren kann, Probleme analysieren, Entscheidungen treffen und sich sogar auf Prüfungen und besondere Leistungen vorbereiten kann. Eines aber sind Klarträume nicht: ein Allheilmittel für alles und jeden, und schon gar kein Zaubermittel oder eine magische Technik, die man in teuren Kursen erlernen muss, für die man abtauchen muss, in weltfremde Geistergeschichten und Engelswelten. Im Gegenteil, je selbstverständlicher man die Möglichkeiten des Klarträumens in sein Leben integriert, desto tiefer und müheloser können sie wirken.

Bei kleinen Kindern kann man das Klarträumen sehr oft beobachten. Immer wieder erzählen sie von Begebenheiten, von denen sie eigentlich nichts wissen können, weil sie noch nicht oder auch sehr weit fort stattgefunden haben. Das Erstaunen ist dann bei Eltern oft groß, wenn sich ein oder zwei Tage später genau das Ereignis einstellt, das das Kind zuvor als Traum beschrieben hat. Mit zunehmendem Alter lässt die Anzahl der Klarträume bei den meisten Menschen nach - oder die Erinnerung daran. Dennoch lässt sich diese Fähigkeit jederzeit wieder aktivieren. So kann beispielsweise auch das Autogene Training, sobald man es erlernt hat und regelmäßig praktiziert, in Klarträume und erweiterte Seinszustände führen. Auch andere Entspannungs- und Konzentrationsübungen eignen sich dafür sehr gut. Eine gute Zeit für Übungen, um Klarträume zu haben, ist die Einschlafphase vor einem kurzen Mittagsschlaf oder die Aufwachphase beim morgendlichen Erwachen. Natürlich kann man sich auch abends vor dem Nachtschlaf darin üben, allerdings gleitet man, bedingt durch eventuelle starke Müdigkeit, leicht übergangslos in einen traumlosen Tiefschlaf.

Träume sind ein Bestandteil unseres Daseins. Sie erfüllen einen Zweck und erweitern unsere Handlungsmöglichkeiten. Wer es versteht, sie als Werkzeug einzusetzen, so wie alle anderen körperlichen Fähigkeiten auch, wird schnell spüren, welches Potential in ihnen steckt.

© gcroth
Aktuelles Lesefutter: "Bestatten, mein Name ist Tod!"
und Fluffige und andere Zeiten: Heitere und besinnliche Kurzgeschichten, Fabeln und Gedichte

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