Samstag, 6. März 2010

Samstagsrezension: Helga König

Rita Hajak: Tränen der Verzweiflung. Mord und andere Tragödien
(Kurzgeschichten)

Gedanklich ist alles erlaubt. Besonders wohltuend sind schnelle und endgültige Lösungen.:-))

Die Autorin Rita Hajak stellt in diesem Buch 10 Kurzgeschichten vor. Dabei handelt es sich inhaltlich, wie sie im Untertitel bereits andeutet, um Mord und andere Tragödien. Sie textet gleich zu Anfang:

Angst, Schrecken und Tyrannen
begleiten deinen Weg.
Viele Tränen wirst du weinen
Es gibt immer eine Lösung.
Ist es jedoch die richtige
Darüber solltest du nachdenken!

Dieser kleine Text mutet wie ein Orakelspruch an. Liest man in der Folge das Vorwort, beginnt man zu ahnen, was die Autorin umgetrieben hat, die Geschichten zu schreiben: ganz offenbar tiefes Mitempfinden für ihre Geschlechtsgenossinnen, die als Opfer sich irgendwelcher tyrannischen Männer entledigten und auf diese Weise selbst zu "Täterinnen" wurden. Das, was in den Geschichten nachzulesen ist, so Hajak, sind keine Lösungen. So dürfe man nicht handeln, denn "Selbstjustiz ist strafbar". Schreckt die Autorin vor ihren eigenen Gedanken zurück? Ihr Vorwort irritierte mich, machte mich jedoch zeitgleich neugierig.

Hier schreibt keine supercoole Ingrid Noll, sondern eine Autorin, die von den Folgen ihrer erdachten Tat zurückschreckt, die ihre Protagonistinnen nicht hinter Gittern sehen möchte. Doch was wäre, wenn man die Täterinnen für ihre Taten nicht bestrafen würde und ein fiktiver Richter ihr Tun großzügig als Notwehrhandlungen rechtfertigen würde? Wären dann alle Handlungen in Ordnung? Dürfte man sich dann sogar über das Ableben eines alten Zausels freuen, der ungewollt das Zeitliche segnete? Dürfte man dann ohne Bauchschmerzen denken, dem geschieht es Recht? Auch ein Zausel und ein Tyrann sind Menschen und zwar solche, um die um man am besten einen großen Bogen macht, wenn man sich seine Hände nicht schmutzig machen möchte. Gedanklich darf man sie killen, im realen Leben schickt man sie besser in die Wüste.

Liest man Hajaks Geschichten freut man sich über ihren Einfallsreichtum, wenn es darum geht der Gerechtigkeit nachzuhelfen. Es macht Vergnügen zu sehen, wie weit sie in ihrer Fantasie geht und wo sie zurückschreckt. Ihre Protagonistinnen sind keine Teufelsbratenweiber, wie Nolls Kopfgeburten, sondern wohlerzogene, gefühlvolle Mittelschichtsfrauen, die keine Zweifel aufkommen lassen, wer hier Opfer und wer Täter ist.


Coverentwurf »Tränen der Verzweiflung«: Satzstudio Roth

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