Sonntag, 11. Dezember 2011

99 »Engel aus dem All?«

Teil 99 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein



Die Universität, Gesamtansicht Foto W-J.Langbein
Ich lasse mich auf der höchsten Treppenstufe des Tempels der Inschriften nieder ... und blicke zur Universität der Kachinas. Sie liegt von mir aus gesehen rechts. Die Spanier nannten das verschachtelte Bauwerk »Palacio«, also »Palast«. Der Begriff ist willkürlich gewählt und ... falsch. Ein Palast war der Gebäudekomplex nur in der Fantasie der ahnungslosen Spanier. Gut ein Dutzend von Gebäuden unterschiedlicher Größe ist rund um einen stolzen Turm angeordnet. Er erinnert ein wenig an den Glockenturm einer Kirche, was er natürlich niemals war.

Die einzelnen Gebäude gehen ineinander über, sind teilweise durch Gänge miteinander verbunden. Zum Teil sind unterirdische Gemächer erhalten. Alle Räume bieten Schutz vor der gnadenlosen Hitze. So manches Mal habe ich diese mysteriöse Welt erkundet. Und jedes Mal habe ich die angenehme Atmosphäre genossen, die fast wohl temperierten Gemächer aus Stein. Ob den Studierenden zu Zeiten der Mayas in ihrer Universität deshalb das Lernen leichter fiel?

Da und dort sind Mauern eingestürzt und notdürftig wieder restauriert worden. Da und dort hat man Steinhaufen aufgetürmt, die irgendwann einmal bei Restaurierungsarbeiten eingesetzt werden sollen. Die finanziellen Mittel sind aber knapp bemessen. Und das, obwohl Palenque die touristische Perle Mexikos sein dürfte!

Insgesamt befindet sich die einstige Universität von Palenque – oder Palátquapi, wie die Stadt bei den Hopi hieß – in einem erstaunlich guten Zustand. Welchem Zweck die einzelnen Räume dienten ... wir wissen es nicht. Und die von den Spaniern willkürlich gewählten Titulierungen sind reine Fantasiegebilde ohne Belang.

Im Inneren der Universität
Foto: W-J.Langbein
Alle Gebäude des großen Komplexes stehen auf einer künstlich angelegten Plattform, die immerhin etwa 100 mal 80 Meter misst. Der Sockel ist etwa zehn Meter hoch! Überragt werden die Bauten von einem vierstöckigen Turm von selten schöner Eleganz. Er ist in der Welt der Mayas ein Unikat. Meines Wissens nach gibt es keinen zweiten! In diesem Turm wurden, so überliefern es die Hopi, mehrere Kurse gleichzeitig unterrichtet.

Wie die Kachinas aussahen ... wir wissen es! Seit Jahrhunderten fertigen die Hopi kleine Püppchen an, die die unterschiedlichen Kachinas zeigen. Von Generation zu Generation wird weitergereicht, wie diese Püppchen anzufertigen sind. Es handelt sich dabei nicht um Spielzeug, sondern um Lehrmaterial. Auf keinen Fall darf vergessen werden, wie die Kachina-Lehrmeister ausgesehen haben. Haben diese mysteriösen Wesen doch versprochen, dereinst wieder zu kommen. Und damit sie dann auch erkannt werden, werden seit Jahrhunderten ihre Ebenbilder in Püppchenform angefertigt.

So soll erreicht werden, dass auch künftige Generation sofort wissen, mit wem sie es zu tun haben ... wenn dereinst einmal Kachinas wieder auftauchen. Mir scheint: So ein Besuch ist dringend erforderlich, wenn ich mir vergegenwärtige, wie es in unseren Tagen auf Planet Erde zugeht! Die Hopi-Überlieferung weiß über den Unterricht in Palenque (1):

»Im zweiten Stock wurden die Schüler über den Plan des Lebens belehrt. Sie erfuhren alles über die Natur, die uns umgibt ... Sie lernten auch die chemischen Stoffe kennen, auf denen unser Leben beruht. Der Körper ist aus den Elementen zusammengesetzt, die aus der Erde stammen. Wenn wir den Gesetzen nicht gehorchen und die Erde misshandeln, müssen wir deshalb nicht nur seelisch, sondern auch körperlich leiden.«

Auf einer meiner Reisen durch Nordamerika erwarb ich in Arizona zwei kleine Kachina-Püppchen. Ich fertigte eine Collage an ... und setzte diese beiden Lehrmeister in ein Bild der Universität von Palenque. Ich habe es von der oberen Plattform des Tempels der Inschriften aufgenommen. Wir blicken auf den »Universitäts-Komplex«. Das Gemäuer rechts im Bild gehört zum Tempel der Inschriften.

Wer ... oder was ... mögen diese Kachinas gewesen sein, die die Hopis und Mayas besuchten? Ein wirklich passendes Wort gibt es nicht. Am ehesten trifft die Bezeichnung »Engel« zu. Die Kachinas waren physische Wesen, keine Geister. Sie waren aber auch keine Götter. Nach Überlieferung der Hopi-Indianer gibt es bei den Kachinas eine klare Hierarchie (2): »Die Gottheiten stehen über den Kachinas, und über allen steht der Schöpfer. Nur die Kachinas stehen in Verbindung mit menschlichen Wesen, aber nicht die Gottheiten. Sie geben den Kachinas ihre Anweisungen.«

Offensichtlich erhielten die Kachinas Befehle von den Gottheiten. Die Gottheiten hielten sich im Himmel auf. Die Kachinas – und nur sie – pendelten zwischen den himmlischen und den irdischen Welten ... ganz so wie die Engel der Bibel!

Wer oder was waren aber diese Pendler zwischen Himmel und Erde? Sollten es gar ... Astronauten gewesen sein? Tatsächlich ähneln viele Kachinas Wesen aus dem All in plumpen Raumanzügen. In der Hopi-Tradition gibt es eine Zeremonie, in der an »die Alten, die vom Himmel kamen« erinnert wird. (3) Unter »Himmel« kann man sich natürlich ein überirdisches Elysium vorstellen, das von holden, lieblich singenden Engeln bevölkert wird. Andere mögen pausbäckige Posaune blasende Engel als himmlische Heerscharen bevorzugen. Biblische Belege für solche Vorstellungen von Engeln gibt es aber keine.

Zwei Kachinas vor der Universität
Fotos W-J.Langbein
Über die Kachinas der Hopi aber heißt es ausdrücklich (4): »Die Kachinas … kommen zu uns aus dem Weltraum. Sie kommen nicht aus unserem eigenen Planetensystem, sondern von anderen, weit entfernten Planeten. Unsere Astronauten würden Generationen, um dorthin zu gelangen. Der Hopi-Name für diese Planeten ist Tóonáotakha; das bedeutet, dass sie eng zusammengehören, nicht im körperlichen, sondern im geistigen Sinne ... Deshalb können wir, glaube ich, das Wort mit ›Bund der Planeten‹ übersetzen. Und da wir wissen, dass es zwölf dieser Planeten gibt, können wir sie auch ›Bund der zwölf Planeten‹ nennen.«

Und weiter lesen wir: »Die Kachinas können sich sehr schnell fortbewegen. Während ich diesen Satz spreche, legen sie weite Strecken zurück, sie brauchen nur Sekunden.« Tatsächlich: Die Kachina-Puppen sehen Astronauten im Schutzanzug sehr ähnlich. Irgendwann verschwanden die himmlischen Lehrmeister wieder in den Tiefen des Alls, nicht ohne ihre Rückkehr auf unseren Planeten zu versprechen. Die Kachina-Puppen sollten die Nachkommen der Hopi-Indianer auf diese Wiederkehr der Wesen aus dem All vorbereiten. Mag sein, dass die heutigen Hopi die Landung von Außerirdischen auf Planet Erde mit Gleichmut hinnehmen. Schließlich hatten ihre Vorfahren ja schon vor Ewigkeiten kosmischen Besuch.

Aber wie werden beispielsweise wir Europäer, Amerikaner, Russen, Chinesen, Afrikaner... auf so ein Ereignis reagieren? Mit Entsetzen ob einer möglichen Bedrohung aus dem All? Mit dem Versucht, die Fremden militärisch zu unterwerfen? Mit opportunistischer Anbiederung?

Fußnoten
1 Blumrich, Josef: »Kasskara und die sieben Welten«, Wien und Düsseldorf 1979, S. 48
2 ebenda, S. 28
3 ebenda, S. 44
4 ebenda, S. 27
5 ebenda, S. 27


Literaturempfehlung
Blumrich, Josef: »Kasskara und die sieben Welten«, Wien und Düsseldorf 1979

»Wir sind eine Insel!«
Teil 100 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 18.12.2011

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