Sonntag, 24. Januar 2016

314 »Landung auf Dekehtik«

Teil 314 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein




In Memoriam Jürgen Huthmann

6. Oktober 1937 - 11. Januar 2016
 

Foto 1: Das Idol
Beim Anflug auf den »International Airport« von Pohnpei, vormals Ponape, Mikronesien, verging mir jegliche Lust auf Fotografieren. Er besteht aus einem überschaubaren Gebäude und einer Landebahn. Gebäude und Landebahn nehmen einen großen Teil des Inselchens Dekehtik ein. Die Landebahn beginnt scheinbar im Meer und endet scheinbar im Meer.

Beim Anflug hatte ich das Gefühl, dass wir nur wenige Meter über den schaumenden Wellenkronen auf das kleine Inselchen zurasten. Waren es überhaupt Meter? Punktgenau setzte der Kapitän »unsere« Maschine auf, wir hopsten einige Male auf und hab. Unsere Maschine rollte aus. Sie kam wenige Meter vor dem Meer zum stehen. Weniger Glück hatte ein »727-Frachtflugzeug« (1). Die Maschine setzte wohl einige Meter zu spät auf, rollte über das Ende der Landepiste hinaus… Das heißt von »rollen« konnte nicht mehr die Rede sein, endete die Landebahn doch abrupt im Meer.

Foto 2: Das Idol
Inzwischen hat allerdings die Regierung Japans 30 Millionen Dollar in den Flughafen von Dekehtik investiert und aufwändig die Landebahn verlängert. Nervenaufreibend dürften freilich auch heute noch Landungen und Starts sein! Mich haben die mysteriösen Ruinen von Nan Madol die weite Reise nach Mikronesien antreten lassen. Getrübt wurde meine Vorfreude, als sich bei mir unterwegs auf einem der Langstreckenflüge starke Schmerzen im Bein zu schaffen machten. Ich diagnostizierte: Thrombose. 

Foto 3: Roboter...
Tatsächlich sollte sich meine Vermutung als richtig herausstellen. So eine Thrombose – verursacht durch ein Blutgerinnsel in einem Blutgefäß – kann lebensbedrohlich sein. Was war zu tun? Ein blutverdünnendes Mittel musste her, und das so schnell wie möglich. Eine Apotheke, von einem Arzt ganz zu schweigen, gab es im »International Airport« von Dekehtik freilich nicht. Eine sehr hilfsbereite, freundliche Stewardess verwies mich an einen kleinen Kiosk mit Kaffeausschank und Plätzchenverkauf. »Da gibt es auch Medikamente!« Meine Frage nach einem blutverdünnenden Medikament löste nur ein Achselzucken aus.  »Haben Sie Aspirin?«, erkundigte ich mich. Große Hoffnungen machte ich mir allerdings nicht. »How many do you need?« Wie viele ich benötige? »Ich kaufe alle!«, antwortete ich und erschrak selbst. Ich benötigte schon eine größere Menge von dem Medikament. Meine Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet. »I have two….«, strahlte mich die hübsche Lady vom Kiosk an.

Meinte sie zwei Packungen? Und wie viele Tabletten mochten wohl in jeder Packung sein? Nun, es waren zwei Tabletten, nicht zwei Packungen. Der Kiosk verfügte über einen Vorrat von insgesamt zwei Aspirin-Tabletten! In den folgenden Wochen meiner Südseereise, die mich auch auf die »Osterinsel« führte, fragte ich überall nach Aspirin… und kaufte auf, was an Vorräten vorhanden war. Mehr als fünf (!) Tabletten gab es allerdings nirgendwo. Mag sein, dass man mir nicht überall wirklich alle vorrätigen Pillen verkaufte. Wie dem auch sei… Das Medikament wirkte, die Schmerzen ließen nach. Wochen später, zurück in Deutschland, suchte ich meinen Hausarzt auf. Der war entsetzt ob meiner Schilderungen. Ich kam umgehend ins Krankenhaus, wo man meine Diagnose bestätigte. Ich hatte in der Südsee tatsächlich eine Thrombose. Meine Aspirin-Kur hat mir womöglich das Leben gerettet!

Pohnpei, früher Ponape, gehört zu den Senjawin-Inseln, die dem Archipel der Karolinen im westlichen Pazifik zugerechnet werden. Politisch ist Pohnpei Teil der »Federated States of Micronesia« (»Föderierte Staaten von Mikronesien«). Was bedeutet der Name »Pohnpei« (»Ponape«)? Sprachforscher haben herausgefunden, dass man ihn mit »auf einem steinernen Altar« übersetzen kann. Sollten die steinernen Ruinen von Nan Madol als großer »Altar« angesehen worden sein? Wenn ja: Welche Götter wurden angebetet? Wie wurden sie verehrt?

Foto 4: .. oder Gott?
Anno 1828, so steht es in den Geschichtsbüchern, entdeckte der russische Kapitän Fedor Lütke die geheimnisvolle Inselwelt. Viele heutige Einheimische hören das gar nicht gern. »Was heißt hier, unsere Heimat wurde 1828 von einem Russen entdeckt? Das ist doch Unsinn! Entdeckt wurde unsere Heimat von unseren Vorvätern vor Jahrtausenden!« Woher kamen die ersten Besiedler der mysteriösen Stadt? Waren es die Überlebenden einer gewaltigen Katastrophe?

Vom »Intermational Airport« ging’s mit einem Taxi vom Miniinselchen Dekehtik über einen künstlich angelegten Damm in die Metropole Kolonia. Ich kam mit dem Taxifahrer ins Gespräch, erkundigte mich nach einer Apotheke. Der Mann winkte ab. Er riet mir ein steinernes »Idol« aufzusuchen. Dort werde mir womöglich geholfen. Tatsächlich erstattete ich besagtem Idol, dessen Name nicht in Erfahrung zu bringen war, einen Besuch ab.

Steinerne Idole haben mich ja schon immer fasziniert… und das von Pohnpei erwies sich als interessant, ja mysteriös. Einerseits wirkt es roboterhaft auf mich, andererseits hat es Augen wie ein Rieseninsekt. Stoisch ruhig steht es auf einer »Verkehrsinsel«, den breiten (froschartigen?) Mund leicht geöffnet.

Seltsam muten die Arme an. Sie liegen seitwärts am Körper an, ähnlich wie bei den Kolossen der Osterinsel. Besonders die Schulterpartie und der Ellenbogen-Bereich wirken künstlich, roboterhaft und nicht wie von einem Menschen.

Foto 5: Der Wasserfall
Besuchens- und betrachtenswert ist zweifelsohne der »Kepirohi-Wasserfall«. Die Wassermassen stürzen in ein natürliches Becken. Bevor man ein erquickendes Bad in den Fluten nimmt, sollte man sich allerdings sachkundig machen. Der Fluss, der den Wasserfall speist, führt an einer Schweinefarm vorbei, deren Abwässer im Fluss landen. Sollte diese Abfallbeseitigung auch heute noch praktiziert werden (2), wäre es besser, kein Bad zu nehmen…..

Ich muss zugeben: Die »dicken Steine« der uralten Ruinenstadt von Nan Madol haben mich sowieso mehr gereizt als das Naturschauspiel Wasserfall. Keine Zeit hatte ich für die Besichtigung der Ruine der Kathedrale von Kolonia. Am besten erhalten ist noch der Glockenturm. Eine lange Lebenszeit war dem Gotteshaus nicht gegönnt. 1909 von deutschen Kapuzinern errichtet, wurde es im Zweiten Weltkrieg bombardiert. Wer sich für Militaria interessiert, kann noch Spuren vom Zweiten Weltkrieg finden, zum Beispiel japanische Panzer.

Das eigentliche »Wunder« der Südsee findet sich auf Pohnpei. Es stellt meiner Meinung nach das Mysterium der Osterinselkolosse weit in den Schatten!

Foto 6: Luftaufnahme von Nan Madol


Fußnoten
1) Vermutlich handelte es sich um eine »Boeing 727«
2) Aktuelle Informationen liegen mir leider nicht vor!

Foto 7: Pohnpei im Pazifik
Zu den Fotos:
Foto 1: Das Idol/ Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 2: Das Idol/ Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Roboter.../ Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 4: ... oder Gott?/ Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 5: Der Wasserfall/ Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Luftaufnahme von Nan Madol/ Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 7: Pohnpei im Pazifik/  Pohnpei-Insel. Wikimedia commons Aotearoa from Poland

315 »Die  Hölle unter unseren Füßen«
Teil 315 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 31.01.2016
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