Sonntag, 7. Januar 2018

416 »Mit dem ›Fahrstuhl‹ oder durchs ›Sternentor‹ ins All? «

Teil  416 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein                       

Foto 1: Projekt Weltraumlift der NASA.

Einer der großen alten Raumfahrtpioniere war Prof. Eugen Sänger,  der mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten den ersten Raumfahrttechnikern konkrete Fortschritte ermöglichte, aber auch Visionen schenkte. Sänger ging davon aus, dass wir Menschen einst interstellare Raumfahrt betreiben werden. In seinem Werk »Raumfahrt« (1)  stellte Prof. Eugen Sänger schon 1958 Überlegungen über Besucher von anderen Sternen auf der Erde in der Vergangenheit an. Er schreibt (2): »Der Wunsch, nach den Sternen zu greifen, ist so alt wie die Menschheit selber ... Der Gedanke der Raumfahrt erscheint daher am frühesten schon in der prähistorischen Menschheitsperiode in den Göttermythen und Sagen.«

Entstand also der Wunsch nach Raumfahrt aus Mythen der Vorzeit und aus alten heiligen Büchern der Völker, weil die Menschen davon träumten, einst in die Tiefen des Alls vorzudringen, so wie man ja auch Seen und Ozeane überqueren konnte? Wurden also schon vor Jahrtausenden fiktive »Raumfahrergeschichten« formuliert? Prof. Sänger hält das für unwahrscheinlich. Er geht vielmehr von Erinnerungen an reale Ereignisse aus (3):

Foto 2: Sängers visionäres Buch.
»Es erscheint uns heute fast wahrscheinlicher, dass unsere Vorfahren diese Vorstellungen aus realen Erfahrungen bei der Begegnung mit prähistorischen Besuchern aus dem Weltraum erwarben, als dass eine ans Unglaubwürdige grenzende Zukunftsschau sie ihnen schon vor Jahrtausenden auf wunderbare Weise geoffenbart hätte.« Der Raumfahrtpionier betonte  vor einem halben Jahrhundert, dass entsprechende Hinweise nicht etwa nur bei einzelnen Völkern oder Religionen vorkommen, »sondern praktisch bei allen Völkern der Erde in sehr ähnlicher Weise auftauchen.«
    
Schließlich benennt Prof. Sänger einige Indizien für Besuche der »Astronautengötter« auf, die Jahre später sozusagen zum Kanon der »Prä-Astronautik« gehören sollten (4):

»Tatsächlich berichtet nicht nur die Bibel vom Propheten Elias, er sei auf einem von Flammenrossen gezogenen Donnerwagen gen Himmel gefahren, nach mexikanischen Mythen erhielt die Maya den Besuch eines Gottes aus dem Weltraum, die Begründer der peruanischen Inkadynastie kamen vom Himmel.« Und weiter: »Die bei Ninive gefundene Tontafel Assurbanipals mit der Kunde von dem Himmelsflug des sumerischen Königs Etam um 3200 v. Chr. bis in solche Höhen, dass ihm die Länder und Meere der Erde nicht größer erscheinen als ein Laib Brot, mag auch hierher gehören, ebenso wie die aus der Zeit um 155 v. Chr. stammende bekannte griechische Sage von Ikarus und Dädalos und die entsprechende germanische Sage von Wieland dem Schmied.«
    
Schließlich blickt Raumfahrtpionier Sänger in die Zukunft: Die »Erinnerung an die Fähigkeiten außerirdischer Wesen«  könne sehr wohl im Menschen den Wunsch verstärkt haben, »selbst Raumfahrt zu treiben«.

Foto 3: Oberths visionäres Buch.
Die Sehnsucht der Menschen, in den Himmel emporzusteigen, wird schon sehr früh im »Alten Testament« beschrieben. Dabei wird deutlich, dass im mythischen Text unter Himmel nicht etwa ein Aufenthaltsort für die Seelen Verstorbener gemeint ist, sondern die Gefilde hoch über uns, also das All. Die Menschen wollten in’s All vordringen, nicht in geistige Sphären. Ähnlich wie die »Engel« auf Jakobs Leiter wollten sie hoch, sehr hoch emporsteigen. Und sie bauen zu diesem Zweck einen gewaltigen Turm. Lassen wir die Bibel selbst zu Wort kommen (5):

»Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache.
Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten daselbst.

Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde.

Da fuhr der JAHWE hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. Und der JAHWE sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun.

Fotos 4-6: Turm zu Babel Kupferstich von Jacob Andreas Fridrich

Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! So zerstreute sie der JAHWE von dort über die ganze Erde, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen. Daher heißt ihr Name Babel, weil der JAHWE daselbst verwirrt hat aller Welt Sprache und sie von dort zerstreut hat über die ganze Erde.«

Menschen bauen also einen riesigen Turm, um in den Himmel empor zu steigen, wie das »Alte Testament« berichtet. Hermann Oberth, Vater der Weltraumfahrt dazu: »Die Raketentechnik bietet in unseren Tagen schnellste Möglichkeit, Material ins Weltall zu schaffen, das aber kostet Unmengen an Energie!« Der Gelehrte erklärte mir weiter, dass es theoretisch andere Methoden gebe, die nur einen Bruchteil der Energie erfordern, die Raketen verbrauchen. Prof. Oberth: »Wenn man einen riesigen, unvorstellbar hohen Turm bauen würde mit Treppen darin, dann könnte man zu Fuß ins All klettern.«

Fotos 7 + 8: Via Himmelsleiter ins All. Kupferstich von Küsel, 1679.

Das freilich würde sehr lange dauern. Oberth weiter: »Ein Lift im Turm, wie in einem Kaufhaus, würde die Sache gewaltig beschleunigen und vergleichsweise sehr wenig Energie verbrauchen, im Verhältnis zum Raketenantrieb jedenfalls.«

Was Prof. Oberth zum Zeitpunkt unserer Gespräche in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren nicht wusste: Schon 1895 dachte der russische Weltraumpionier Konstatin E. Ziolkowski (*1857, †1935) über einen gigantischen »Weltraumturm« nach, dessen »Spitze« in den Weltraum reichen würde. Im Inneren des Turms würde ein Aufzug ins All führen. 1957 war es wieder ein russischer Wissenschaftler, nämlich Juri Nikolajewitsch Arzutanow (*1929) (6), der einen Weltraumlift propagierte. Von einem Satelliten aus, der konstant am Himmel stehen würde, könne ein Seil herabgelassen werden, an dem ein Aufzug zwischen Himmel und Erde pendeln sollte. Arzutanow schwebte ein »Seil« von über 35.000 km Länge vor: zwischen Erde und einer stationär im All stehenden Weltraumstation.

Foto 9: Projekt Weltraumlift der NASA.
Zu optimistisch war wohl Bradley Edwards, als er anno 2004 verkündete, ein Prototyp eines Weltraumlifts könne schon 2019 in Betrieb genommen werden. Die NASA beteiligte sich mit immerhin einer halben Million Dollar an dem Vorhaben.

Die amerikanische Firma »Liftport Group« griff die Idee vom »Weltraumlift« auf und arbeitete seit den frühen 2000er Jahren an einem »Mondprojekt«: Ein Weltraumlift würde nach diesen Plänen eine Raumstation mit dem Mond verbinden. Mehr erdorientiert ist die japanische Firma »Obayashi«, die 2012 ein ehrgeiziges Ziel anpeilte. Anno 2050 will sie eine Weltraumstation in 36.000 km Höhe über dem Erdboden mit einem Weltraumlift verbinden.

Nun stellt sich eine Frage: Beschreibt der biblische Text von Jakobs Himmelsleiter einen Weltraumlift? Liegt der Schilderung vom »Turmbau« zu Babel auch so etwas wie ein Weltraumlift zugrunde? Wenn ja: Was war dann für die Menschen an so einem technischen Großprojekt so schrecklich, so erschreckend? So furchteinflößend? Erinnern wir uns: In der Piscator-Bibel von 1736 lesen wir in Genesis (7):

»Dann er war erschrocken worden und hatte gesagt: Wie schrecklich ist dis ort? Dis ort ist nichts anders dann Gottes hause, und dis ist des himels pfort.« Wirklich interessant ist die Erklärung Piscators: »schrecklich) Nemlich von wegen der herrlichen majestaet Gottes, welche den menschen wegen ihrer bloedigkeit erschroecklich ist.«  Der Mensch ist also erschrocken, weil er – Piscator – zu blöde war um zu verstehen, was sich da vor seinen Augen abspielte.

Übrigens: Auch wenn sich der Ausdruck »Jakobs Leiter« eingeprägt hat: Der biblische Ausdruck kann auch mit »Treppe« übersetzt werden. Die »Heilige Stiege« hoch über Bad Töz in Bayern basiert also auch auf der mysteriösen Geschichte von Jakobs »Vision«.

Foto 10: Die Heilige Stiege von Bad Tölz.

Was aber geschah da vor den Augen des Zeugen Jakob? Beobachtete er »Engel«, die einen »Aufzug« benutzten, um zwischen All und Erde zu pendeln? Noch ist so ein gigantischer Lift reine Utopie, aber doch schon theoretisch zu planen. Es fehlen nur noch die Materialien für so ein »Seil« ins All. Oder wurde Jakob Zeuge eines sensationellen Vorgangs? Sah er, wie Außerirdische via »Sternentor« aus den Tiefen des Alls zur Erde kamen und auf gleichem Wege wieder dorthin verschwanden?


Fußnoten
1) Sänger, Eugen: Raumfahrt – technische Überwindung des Krieges, Hamburg 1958,
2) ebenda, S. 124 und S. 125
3) Sänger, Eugen: »Raumfahrt – technische Überwindung des Krieges«, Hamburg 1958, S.124
4) ebenda, S. 125
5) 1. Buch Mose Kapitel 11, Verse 1-9
6) Ob Juri Nikolajewitsch Arzutanow noch lebt, konnte ich nicht ermitteln.
7) 1. Buch Mose Kapitel 28, Vers 17

Foto11: Handschriftliche Widmung Hermann Oberths für Walter-Jörg Langbein

Foto 12: 3. und 4.3.2018... Seminar in Bremen
Zu den Fotos
Foto 1: Projekt Weltraumlift der NASA. Foto NASA, wikimedia commons, frei verfügbar.
Foto 2: Sängers visionäres Buch. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Oberths visionäres Buch. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Fotos 4-6: Turm zu Babel Kupferstich von Jacob Andreas Fridrich nach Johann Melchior Füssli bei Johann Jakob Scheuchzer im Verlag Johann Andreas Pfeffel, Augsburg, Wagner, 1731. Fotos Archiv Walter-Jörg Langbein
Fotos 7 - 8: Via Himmelsleiter ins All. Kupferstich von Küsel, 1679. Fotos Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 9: Projekt Weltraumlift der NASA. Foto NASA wikimedia commons, frei verfügbar
Foto 10: Die Heilige Stiege von Bad Tölz. Foto Walter-Jörg Langbein. 
Foto 11: Handschriftliche Widmung Hermann Oberths für Walter-Jörg Langbein.
Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 12: 3. und 4.3.2018... Seminar in Bremen. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein


417 »Engel, Götter oder Teufel«,
Teil  417 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                       
von Walter-Jörg Langbein,                     
erscheint am 14.01.2018


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