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Sonntag, 9. Dezember 2018

464 »Drachen, Jungfrauen und ein himmlischer Fluss«

Foto 1: Drachentöter von Marienmünster.
Teil 464 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein

Meine Urgroßmutter Hedwig Welsch, sie verstarb am 9.12.1971 im Alter von 90 Jahren, las mir als ich noch ein kleines Kind war, Märchen und gruselige Geschichten von Drachen vor. Edle Helden kämpften todesmutig gegen feuerspeiende Drachen, töteten sie und befreiten holde Jungfrauen aus ihren Klauen. Das Volk jubelte dann lautstark, wo die siegreichen Kämpfer auftauchten. Und natürlich bekam jeder Drachentöter die befreite Jungfrau, die sonst das Monster gefressen hätte, zur Frau. Manche bekamen dann noch zusätzlich vom königlichen Schwiegervater das halbe Königreich dazu.

Als ich in Erlangen Theologie studierte, erzählte mir ein arabischer Kommilitone ein Märchen. Ein König hatte drei Söhne, die in die Welt reisten, um sich zu bewähren. Einer der drei Männer gelangte in eine Stadt. Jeden Tag musste ein unschuldiges Mädchen einem siebenköpfigen Drachen ausgeliefert werden, damit die Bestie die Stadt verschonte. Das Untier hauste auf einem Berg nah bei einer Kapelle. Nun sollte des Königs Töchterlein dem Drachen ausgeliefert werden. Der wandernde Königssohn freilich wusste das zu verhindern, tötete den Drachen. Als Lohn bekam der Prinz die Tochter des Königs und wurde, als der König starb, selbst König.

In der Schweiz hörte ich von einem Märchen, das angeblich eine wahre Begebenheit aus dem Jahr 1420 schildert. Zwei riesige Drachen, so überliefert es das Märchen, hausten in unterirdischen Höhlen, in die man über einen Brunnenschacht gelangte. Die Drachen verbrachten dort den Winter, dann flogen sie wieder in die Welt hinaus.

In der Krypta der Kathedrale von Metz, Frankreich, ist eine Statuette eines Drachens zu sehen. Das Tier hat einen Namen: »Graoully«. Die Kreatur soll einst in einem römischen Amphitheater gehaust haben. Der Name »Graoully«, ursprünglich »Grauli«, soll auf das deutsche Wort »gräulich« zurückgehen. Braungräulich, so wird überliefert, waren die Schuppen des Monsters. Sie waren härter als jedes Schwert, heißt es, und so konnte der Drachen »Graoully« lange Zeit nicht besiegt werden. Erst im dritten Jahrhundert gelang es, so wird heute noch erzählt, dem Heiligen Clemens von Metz die Stadt vom Drachen zu befreien. Es gelang dem Kirchenmann, dem Untier eine Stola umzubinden und auf eine Insel im Fluss Seille zu bringen. Da tat sich die Erde auf, verschluckte den Drachen »Graoully«. Der Heilige Clemens wälzte auf das Loch einen mächtigen Felsbrocken, so dass der Drachen bis zum heutigen Tage nicht mehr ans Tageslicht zurückkehren konnte.

Foto 2: Drache Graoully von Horace Castelli

Noch im 19. Jahrhundert erinnerten sich die Bürger von Metz an den Bischof, der den Drachen besiegte. Zu Ehren des Kirchenmannes wurde Jahr für Jahr eine Prozession durchgeführt, bei der Nachbildungen von »Graoully« durch die Straßen getragen wurden. Horace Castelli (*1825;†1889) war wohl Augenzeuge einer solcher »Drachenprozession«. Bei ausgelassener Jahrmarkstimmung wurde eine Drachenfigur mit Flügeln von beachtlicher Größe durch die Straßen geschleppt, begleitet von Trommlern und Verkäufern von Lebensmitteln. Das Schauspiel lockte natürlich auch viele Neugierige an.

Ein behelmter Soldat reitet in der detailreichen Darstellung von Horace Castelli das Untier, das sein furchteinflößendes Maul aufreißt. Ein umsichtiger Mann besänftigt den Drachen, indem er ihm Backwaren in den Rachen kippt. Das Bild vom Drachen mit mächtigen Flügeln ist sehr alt. Es war schon in biblischen Zeiten bekannt. Was wenige wissen: Die biblische Schlange, die Eva zum Ungehorsam verleitet und das göttliche Verbot missachten lässt, war womöglich ein Drachen mit Flügeln. Nach dem biblischen Schöpfungsbericht verfügte die Schlange vom Paradies ursprünglich über Beine, heißt es doch ausdrücklich im Buch Genesis, zitiert nach der Lutherbibel von 2017 (1):

»Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht vor allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang.« Nur wenn die Schlange ursprünglich Beine hatte und »Gott der HERR« ihr die Beine nahm, macht dieser Vers Sinn. Denn ohne Beine hätte sie auch vor der Strafaktion auf dem Bauch kriechen müssen.


Foto 3: Ein geflügelter Drache

Sehr viel ausführlicher ist die apokryphe Schrift »Apokalypse des Moses« (2): »Nachdem er mir dieses gesagt, sprach er in großem Zorn zur Schlange: Weil du dieses tatest als unerfreulich Werkzeug, indem du Arglose betörtest, so sei verflucht vor allem Vieh! Der Speise, die du aßest, sei beraubt! Friss Staub dein Leben lang! Kriech auf der Brust und auf dem Bauch, beraubt der Hände und Füße! Nicht Ohr, noch Flügel bleibe dir, nicht irgend eines deiner Glieder! In deiner Bosheit hast du sie damit berückt und es dahin gebracht, daß sie das Paradies verlassen müssen.«

Paul Rießler hat die »Apokalypse des Moses« in sein Standardwerk »Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel« (3) aufgenommen. Auch hier wird die Verwandlung der Schlange als Strafe Gottes beschrieben. Paul Rießler übersetzt (4): »Nicht Ohr, noch Flügel bleibe dir, nicht irgend eines deiner Glieder.«

Die Schlange hatte also nach der »Apokalypse des Moses« vor der Bestrafung durch Gott noch Hände, Füße und Flügel oder vier Beine und Flügel, danach nicht mehr. Hände, Füße und Flügel wurden ihr von Gott genommen. Mit anderen Worten: Vorher war die Schlange ein drachenartiges Wesen.

Wenn wir an die Gebrüder Jacob (*1785; †1863) und Wilhelm Grimm (*1786; †1859) denken, so fallen uns ihre »Kinder- und Hausmärchen« ein, die beide weltberühmt machten. Die Märchen erschienen von 1812 bis 1858. Die beiden Grimms waren aber auch, und das ist weniger bekannt, Sprachwissenschaftler und Volkskundler. Jacob Grimm, der als Begründer der deutschen Philologie und Altertumswissenschaft gilt, veröffentlichte anno 1835 einen wahren Meilenstein der Mythenforschung (5). Das Werk »Deutsche Mythologie« wurde 2007 erneut und komplett publiziert (6).

Foto 4: Darstellung eines Drachen, Künstler Lucas Jennis, frühes 17. Jahrhundert.

Jacob Grimm geht in seinem Werk über deutsche Mythologie (7) auch auf das Thema Drachen ausführlich ein. Er schreibt (8): »Die schlange kriecht oder ringelt sich auf dem boden, stehn ihr flügel zu gebot, so heißt sie drache, was ein undeutsches aus dem lat(einischen) draco, gr(iechischen) Δράκος (Drákos) stammendes, schon früh eingeführtes wort ist.« (Jacob Grimm bezeichnet Drachen als »undeutsches Wort«, damit meint er aus einer fremden Sprache entlehntes Fremdwort.)

Mit anderen Worten: Jacob Grimm entdeckte bei seinem Studium deutscher Mythologie einen direkten Zusammenhang zwischen Schlange und Drachen, der ja bereits im Schöpfungsbericht des Alten Testaments und ausführlicher in den Apokryphen des Alten Testaments beschrieben wurde. Leider findet sich im umfangreichen grimmschen Werk kein Hinweis auf die Drachen in der Krypta der Abdinghofkirche. Auf der Homepage »paderborn.de« (9) findet sich ein interessanter Hinweis (10):»Diese mythischen Drachen waren seit der Antike bis ins hohe Mittelalter Sinnbild für Naturkräfte, die hier vermutlich die Wasserquellen der Pader schützen sollten. Diese Schlangendrachen sind hier eine kunstgeschichtliche Kostbarkeit.«

Foto 5: Schlangendrachen, 17. Jahrhundert

Branko Čanak hat sich wie kaum ein anderer Zeitgenosse intensiv mit den geheimnisvollen Wesen in der Krypta der Abdinghofkirche beschäftigt. Er bezeichnet sie als (11) »Wasserdrachen, Hüter der Paderquellen und älteste Bewohner der Gegend«. Auch der lwl., der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, geht auf die geheimnisvollen Tiere in der Krypta ein (12) »Die Drachen sind, obgleich man sie als vermutete Hüter der Paderquellen an verschiedensten Orten der Stadt immer wieder findet, ein oft übersehenes Symboltier.« In der Tat: Es wird die Vermutung angestellt, dass die acht Drachen an dem Säulenkapitell die unterirdischen Paderquellen schützen sollen. Auch die Bezeichnung »Wasserdrachen« ist spekulativ, lässt sich nicht mit alten Dokumenten aus der Entstehungszeit der Krypta belegen. Wasserdrachen sind in China bekannt, werden in uralten Mythen beschrieben.

Foto 6: Chinesische Wasserdrachen.

Die chinesische Mythologie kennt den Wasserdrachen nicht als Behüter von Quellen oder Flüssen, sie repräsentieren vielmehr die Gottheiten von Gewässern. Kurios: Auch im alten Indien repräsentieren Götter Flüsse. So wird die Flussgöttin Ganga mit dem gewaltigen Fluss Ganges gleichgesetzt. In Reliefs wie jenem von Mahalipuram (12m hoch, 33 m breit!) sieht man Ganga als schlangenartiges Wesen im himmlischen Fluss, zusammen mit ihrem ebenso schlangenartigen Partner, zur Erde kommen. Ganga schwimmt nicht im Fluss, sie ist der personifizierte Fluss. Die chinesischen Wasserdrachen haben wie die acht Drachen in der Krypta der Abdinghofkirche Bärte. Wohl ein Zufall…

Meine Urgroßmutter Hedwig Welsch, sie verstarb am 9.12.1971 im Alter von 90 Jahren, las mir als ich noch ein kleines Kind war, Märchen und gruselige Geschichten von Drachen vor. Bis heute beschäftigen mich die Drachen. Sind es reine Fantasiewesen, die es nie gegeben hat? Oder schlummern in unseren Genen Erinnerungen an geheimnisvolle, furchteinflößende Kreaturen, die vor langer Zeit ausgestorben sind? Waren Drachen gut oder böse, göttlich oder teuflisch?

Foto 7: Mysteriöses Steinrelief mit Göttin Ganga


Fußnoten
(1) 1. Buch Mose Kapitel 3, Vers 14
(2) »Apokalypse des Moses« Vers 26, zitiert nach Weidinger, Erich: »Die Apokryphen/ Verborgene Bücher der Bibel«, Augsburg 1999, Seite 43
(Rechtschreibung wurde unverändert übernommen!)
(3) Rießler, Paul: »Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel übersetzt und erläutert von Paul Rießler«, Augsburg 1928, Seiten 138-155: »Apokalypse des Moses/ Adam und Eva«
(Rechtschreibung wurde unverändert übernommen!)
(4) ebenda, Kapitel 26, Seite 148 Mitte
(Rechtschreibung wurde unverändert übernommen!)
(5) Grimm, Jacob: »Deutsche Mythologie«, Göttingen 1835
(6) Grimm, Jacob: »Deutsche Mythologie«, Wiesbaden 2007
(7) Grimm, Jacob: »Deutsche Mythologie«, Akademische Druck- und Verlagsanstalt Graz 1968, dreibändige Faksimile-Ausgabe der 4. Auflage, Berlin 1875-78
(8) ebenda, Band II, S. 573, Zeilen 15-18 von oben
(Rechtschreibung wie durchgehende Kleinschreibung wurde unverändert übernommen!)
(9) https://www.paderborn.de/index.php (Stand 10.10.2018)
(10) https://www.paderborn.de/tourismus-kultur/sehenswuerdigkeiten/Abdinghofkirche_Sehensw.php (Stand 10.10.2018)
(11) http://wasserdrachen-podcast.de/ (Stand 10.10.2018)
(12) https://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=31724 (Stand 10.10.2018)

Foto 8
Zu den Fotos
Foto 1: Der Drachentöter von Marienmünster. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 2: Drache Graoully von Horace Castelli, 1872. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Ein geflügelter Drache, Darstellung etwa 1565.  Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 4: Darstellung eines Drachen, Künstler Lucas Jennis, frühes 17. Jahrhundert. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 5: Schlangendrachen, 17. Jahrhundert, Künstler eventuell Athanasius Kircher, ca. 1666. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Chinesische Wasserdrachen. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 7: Mysteriöses Steinrelief mit Göttin Ganga. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 8: Götting Ganga kommt vom Himmel herab. Foto Walter-Jörg Langbein

465 »Monster im Meer?«,
Teil 465 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 16.12.2018



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Sonntag, 26. Februar 2017

371 »Von Monstern und Götterwagen«

Teil  371 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein

Foto 1: Das Münster um 1926
Wir haben gründlich die fischschwänzige »Monsterfamilie« studiert. Direkt daneben wurde vor etwa einem Jahrtausend ein Szenario wie aus einem Fantasy-Film unserer Tage in den Stein geritzt: Da kämpfen Fabelwesen! Ich muss noch einmal Eusebius zitieren, der ganz ähnliche Monster beschrieben hat:

»Menschen mit Schenkeln von Ziegen und Hörnern am Kopfe, noch andere, pferdefüßige, und andere von Pferdegestalt an der Hinterseite und Menschengestalt an der Vorderseite. Erzeugt hätten sie (die Götter) auch Stiere, menschenköpfige, und Hunde, vierleibige, deren Schweife nach Art der Fischschwänze rückseits an den Hinterteilen hervorliefen, auch Pferde mit Hundeköpfen...sowie andere Ungeheuer, pferdeköpfige und menschenleibige und nach Art der Fische beschwänzte, dazu weiter auch allerlei drachenförmige Unwesen und Fische und Reptilien und Schlangen und eine Menge von Wunderwesen, mannigfaltig gearteten und untereinander verschieden geformten.«

Es ist endlich an der Zeit, dass ein Katalog erstellt wird mit all‘ den Kreaturen, den Monstern, die immer wieder weltweit dargestellt wurden! Man möchte gern diese Horrorkreationen ins Reich der Märchen verbannen, möchte hoffen, dass es sie nie gegeben hat...doch in fast allen Museen der Erde finden sich Abbildungen, präzise Darstellungen jener Wesen. So werden im französischen Louvre Miniaturen aufbewahrt, etwa 4200 Jahre alt, die menschenköpfige Stiere darstellen.

Im Eingangsbereich des Ägyptischen Museums von Kairo sah ich in einer Glasvitrine das in Stein gearbeitete Halbrelief fremdartiger Monster. Ihre Leiber erinnern an Pferde , sie haben Löwenfüße, auf unnatürlich langen Hälsen sitzen verhältnismäßig kleine Köpfe, die an Löwenhäupter erinnern. Angriffslustig stehen die beiden Wesen einander gegenüber, scheinen gleich einander angreifen zu wollen. Noch hindern sie kleine, sehr naturgetreu dargestellte Wesen daran, zerren an Stricken...

Monstermischwesen sind auch auf der Osterinsel dargestellt, und zwar in Halbreliefs in Stein, halb Vogel, halb Mensch. Und Monsterwesen wurden vor fast einem Jahrtausend in den Eingang zur einstigen Nikolauskapelle eingearbeitet. Wurden diese rätselhaften Kunstwerke eigenes für das Freiburger Münster gefertigt? Oder wurden sie von einem älteren Bauwerk – etwa einem Tempel – übernommen? Detlef Zinke schreibt in seinem Beitrag zum opulenten Band »Das Freiburger Münster« (1):

Fotos 2-4:  Links die Monsterfamilie, rechts Duellanten

»Dass der aktuelle Versatz der Werkstücke kaum der ursprünglich beabsichtigte ist und einiges wohl erst baulich passend gemacht werden musste – unmotiviert erscheinende Schnittkanten sprächen dafür -, dürfte ohnehin ein übergreifendes Verständnis erschweren.« Wurden also die rätselhaften Reliefs tatsächlich aus einem älteren Bauwerk übernommen und für den Eingang zur einstigen Nikolauskapelle erst passend gemacht? In Südamerika hat man häufig erstaunlich präzise zugeschnittene Steine aus Inkatempeln in christliche Kirchen eingebaut. Auch hier fehlt ein wissenschaftlicher Katalog mit präzisen Auflistungen, in welchen christlichen Kirchen (etwa in Peru!) wo wie viel Inka-Mauerwerk eingebaut wurde. Die Inkas haben ihrerseits ältere Bausubstanz übernommen.

Foto 5: Die zwei Paare von Duellanten von Freiburg

Die sorgsam gearbeiteten Reliefs kommen mir jedenfalls wie Fremdkörper vor, die nicht so recht in den Kontext des Portals zur einstigen Nikolauskapelle passen. Es will mir so scheinen, als habe man diese Elemente irgendwo heraus gesägt, passend gemacht und neu eingesetzt. Glatte, flach polierte Schnittflächen könnten darauf hinweisen, dass nur Teile der Reliefs übernommen wurden. Womöglich erschien die Originalsubstanz der Reliefs den Steinmetzen vielleicht zu unchristlich und wurde in Teilen bewusst zerstört? Haben die mysteriösen Reliefs also womöglich einen heidnischen Hintergrund? Detlef Zinke jedenfalls konstatiert (2): »Eine Art magischer Wirkung geht noch immer von ihnen aus.«

Foto 6: Die zwei Kampfszenen von Freiburg

Kurz und bündig merkt »Das Münster zu Freiburg im Breisgau« (3) an: »Am Kapitell … eine fischgeschwänzte Sirenenfamilie, daneben zwei Kampfszenen zwischen einem Menschen und einem Greifen und zwei geflügelten Kentauren.« Biblisch ist die Darstellung auf keinen Fall, mir ist auch kein mythologischer Stoff bekannt, der hier in Stein verewigt sein könnte. Insgesamt sind zwei Paare von Duellanten zu erkennen: 

Foto 7: Greif contra Mensch
 Da ist einerseits ein mächtiger Vogel Greif, der sich mit einem Menschen duelliert. Der Vogel Greif: ein Mischwesen, eine Mixtur aus Löwe und Greifvogel. Der Mensch hält zur Verteidigung ein Schild vor sich und hebt gleichzeitig sein Schwert hoch über den Kopf. Offenbar fühlt er sich seinem Gegner gewachsen, ja vielleicht überlegen. Wird es ihm gleich gelingen, den Greif – das Untier dürfte in etwa Pferdegröße haben – zu töten?


Foto 8: Greif gegen Greif
Und da sind andererseits – Paarung Nummer 2 – zwei Kentauren. Auch sie tragen einen mörderischen Zweikampf aus. Sie haben Pferdeleiber mit spitz zulaufenden Flügeln und menschliche Oberkörper. Beide sind mit runden Schilden ausgestattet – und mit Schwertern. Eine der beiden Kreaturen holt mit der Waffe zum Schlag aus, die andere zum Stich. Es gelingt ihm, am Schild vorbei zu stoßen. Der linke Kentaur, scheint mir, wird den Kampf gewinnen. (Foto 8!)

Mischwesen sind mir auf meinen Reisen immer wieder begegnet, zum Beispiel in Indien. Der mächtigste Gott Indiens war – und ist – Shiva. Shiva hatte einen göttlichen Sohn, Ganesha. Ganesha wird schon seit »ewigen Zeiten« als Vermittler zwischen seinem Vater Shiva und den Menschen angesehen. Er wird als Mischwesen dargestellt: auf dem Körper eines Menschen sitzt der Kopf eines Elefanten. Wer Shivas göttlichen Beistand sucht, bittet Ganesha um Hilfe als Kontaktler zwischen einem Irdischen und dem Höchsten. Als besonders glücksbringend gilt es, von einem Elefanten »gesegnet« zu werden. Es ist ein ganz besonderes Gefühl, diese huldvolle Geste zu empfangen, die schon kleine Elefanten spenden. Sanft legte so ein jugendlicher Repräsentant Ganeshas seinen geschmeidigen Rüssel auf mein Haupt.

Noch ein Beispiel: Auch wenn die Einzelheiten auch in der Bevölkerung der Osterinsel umstritten sind: Es wurde ein »Vogelmensch-Kult« zelebriert, dessen Ursprung in Vergessenheit geraten ist. Bei Orongo stellte man die geheimnisvollen »Vogelmenschen« dar: Seltsame, fast monströs wirkende Mischwesen aus Mensch und Vogel wurden in den Stein geritzt, oft direkt neben Darstellungen des fliegenden Gottes Make Make. Wer waren diese »Vogelmenschen«? Hatten sie einen Bezug zum fliegenden Gott Make Make und den gigantischen Statuen der Osterinsel? Und wann wurden die monströsen Figuren und kuriosen Ritzzeichnungen geschaffen? Und warum finden sich derlei Fabelwesen im Münster zu Freiburg?

Fotos 9 und 10: Der Küstentempel von Mahabalipuram. Göttervehikel in Stein

Die Kentauren der griechischen Mythologie gelten als unbeherrschte, lüsterne Wesen. Zur Begrüßung der Gläubigen am Eingang einer Kapelle in einem christlichen Gotteshaus sind sie denkbar ungeeignet. Die Kentauren Griechenlands gehen auf hinduistische »ashvins« zurück. Und das waren göttliche Wesen, die zwischen Himmel und Erde pendelten. Ausgiebig werden sie im altindischen Epos »Rig Veda« beschrieben. 

Die meiner Meinung nach beste Übersetzung stammt von Hermann Grassmann (Foto 11). Im uralten Epos erfahren wie viel über die Götter uralter Zeiten. Wann sich – zum Beispiel – die geschilderten Himmelsschlachten ereigneten, ist in der Welt der Wissenschaft umstritten und wird heftig diskutiert.

Foto 11: Übersetzung Grassmann
Sehnsüchtig hoffen die Menschen damals darauf, dass die Himmlischen zu ihnen kommen. Die (5) »Götterverlangenden«, so heißt es, warten auf den »Götterwagen«.  Der »Götterwagen« transportiert die Himmlischen zur Erde. Und die Götter halten sich gewöhnlich (6) im »weiten Luftraum« oder im »Lichtraum des Himmels« auf. Zur großen Schar der himmlischen Götter gehören die göttlichen Ashvin-Zwillinge Dasra und Nasatya. Mit ihrem goldenen Wagen fahren sie durch die Luft (7). Das darf nicht verwundern, sind die beiden doch »Herren des Himmels«, die auf ihren Reisen aus himmlischen Gefilden zu den Menschen durch die Lüfte den »Glanz ihres Wagens leuchten« lassen (9). Keinen Zweifel lassen die Hymnen an Götter wie die Ashvin-Zwillinge an der Fortbewegungsart der Götter aufkommen: Sie fliegen! Ihr (10) dreiteiliger Wagen ist »schneller als der Gedanke«, mit ihm fliegen die Götter durch die Lüfte, nach der Landung aber rollt er »wenn er zur Erde kommt«.

So führen uns die Fabelwesen im Münster zu Freiburg in die mythische Vergangenheit Indiens. Steinerne Tempel Indiens, wie die von Mahabalipuram, sollen die fliegenden Göttervehikel darstellen. Wie und warum die Kentauren als kunstvolles Relief in ein altehrwürdiges, christliches Gotteshaus gelangten, wir wissen es nicht.

Foto 12: Übersetzung Geldner
Fußnoten
1) Freiburger Münsterbauverein (Hrsg.): 
»Das Freiburger Münster«, 2. Auflage, 
Regensburg 2011, S. 186
2) ebenda
3) Freiburger Münsterbauverein (Hrsg.): »Das Münster zu Freiburg im Breisgau«, bearbeitet von Heike Mittmann, 4., überarbeitete Auflage, Lindenberg 2007
Anmerkung: Achten Sie beim Quellenstudium darauf, dass Sie mit
einer Übersetzung des Rig Veda arbeiten und nicht mit einer Nacherzählung.
Wenn es um Details geht, sind Nacherzählungen wenig hilfreich. Ich persönlich ziehe ältere Übersetzungen vor. Es ist aber an der Zeit, dass ein technisch versierter Übersetzer eine Neuübersetzung wagt.
4) »RIG VEDA. Übersetzt und mit kritischen und erläuternden Anmerkungen
     versehen von Hermann Grassmann in zwei Theilen«, Band 1 Leipzig 1876
(5) Liedkreis 7, Hymnus 2, Vers 5 (Verkürzt 7, 2, 5)
(6) Liedkreis 3, Hymnus 6, Vers 8 (Verkürzt 3, 6, 8)
(7) Liedkreis 1, Hymnus 139, Vers 4 (Verkürzt 1, 139, 4)
(8) Liedkreis 6, Hymnus 62, Vers 1 (Verkürzt 6, 62, 1)
(9) Liedkreis 6, Hymnus 62, Vers 2 (Verkürzt 6, 62, 2)
(10) Liedkreis 1, Hymnus 183, Verse 1 und 2 (Verkürzt 1, 183, 1 und 2)

Zu den Fotos
Foto 13: Rekonstruktion eines Göttervehikels.
Foto 1: Das Münster um 1926. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein 
Fotos 2-4:  Links die Monsterfamilie, rechts Duellanten. Fotos Walter-Jörg Langbein
Foto 5: Die zwei Paare von Duellanten von Freiburg. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Die zwei Kampfszenen von Freiburg. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 7: Greif contra Mensch. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 8: Greif gegen Greif. Foto Walter-Jörg Langbein
Fotos 9 und 10: Der Küstentempel von Mahabalipuram. Göttervehikel in Stein. Fotos Walter-Jörg Langbein 
Foto 11: Rig Veda in der Übersetzung von Hermann Grassmann. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 12: Eine weitere Übersetzung des »Rig Veda«. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 13: Rekonstruktion eines Göttervehikels. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein






372 »Vom Mönch, vom Wolf und von einem Sonnengott«,
Teil  372 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 05.03.2017

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Sonntag, 25. September 2016

349 »Kosmische Besucher und ihre irdischen Spuren (I)«,

Teil 349 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Foto 1: Rekonstruktion eines Himmelsschiffs

»Sie interessieren sich für die Spuren von kosmischen Besuchern, die vor Jahrtausenden auf der Erde waren?«, wollte ein junger Student von mir nach kurzem Gespräch am Strand von Mahabalipuram wissen. »Dann sind Sie in Indien richtig!« Er gehöre zur Forschungsgemeinschaft »Global Hinduism« und durchforste mit seinen Kollegen Jahrtausende alte Schriften auf Beschreibungen von Himmelsschiffen und sonstigen Flugvehikeln. Mein Gesprächspartner: »Wenn such Sanskrit-Experten in Indien über die uralten Texte unterhalten, die hier vor Jahrtausenden entstanden, reden sie ganz offen über UFOs in den heiligen Texten des Hinduismus. In Europa ist das anders. Da gelten solche Gedanken als ketzerisch und unwissenschaftlich.«

Fotos 2-4: Das »Feuerross«
Die Sachlage ist unklar, wirklich verlässliche Dokumente fehlen. Wir sind auf legendenhafte Überlieferungen angewiesen. Wir stellen Vermutungen an, wir wissen nichts wirklich genau. Man geht davon aus, dass König Narasimhavarman I. um das Jahr 630 nach Christus »seine« Hafenstadt gegründet hat. Weil der Regent – so heißt es –  ein kraftstrotzender Kämpfer war, erhielt er den Beinamen »großer Ringer«, in der Landessprache »Mamalla«.  Deshalb erhielt »seine« Metropole den Namen »Mamallapuram«, zu Deutsch »Stadt des Mamalla«, sagen die einen. Falsch, wenden andere ein. Wie soll denn aus Mamallapuram Mahabalipuram geworden sein? Die schöne Geschichte von der Namensgebung »Mamallapuram« sei frei erfunden. Die Stadt habe vielmehr von Anfang an »Mahabalipuram«, nämlich »Stadt des Mahabali«, geheißen. »Mahabali« oder auch nur »Bali« soll ein mächtiger Dämon gewesen sein, der einst alle drei Reiche – Unterwelt, Menschenwelt und Oberwelt – regierte. Erst Gott Vishnu (1) konnte ihn besiegen. Reicht also die Geschichte der Stadt am Meer viel weiter zurück in die Vergangenheit Indiens?

Ich habe mit strenggläubigen Juden diskutiert, für die war Vishnu ein fremder Gott, dem auf keinen Fall Verehrung zuteilwerden darf. Ich habe mit strenggläubigen Moslems diskutiert, die verachteten Vishnu als Götzen. Derlei Statuen und Statuetten müssten unbedingt zerschlagen werden. Und ich habe mit strenggläubigen Christen diskutiert, die wiederum jeglichen Glauben an Vishnu als »teuflischen Aberglauben« verdammten. Wie würden diese drei großen Religionsgemeinschaften darauf reagieren, wenn Vishnu sich als außerirdischer Besucher aus einem fernen Sonnensystem »outen« würde? Gibt es Hinweise in den alten Überlieferungen auf Besucher aus dem All, die als Götter in den Rig Veda eingegangen sind?

Foto 5: Tempel von Mahabalipuram
Wie es zu verstehen, wenn der Rig Veda über Vishnu aussagt, er habe (2) »die Erde ausgeschritten, um Wohnräume zu schaffen«? Der Rig Veda preist Vishnu als (3) »mächtigen Behüter, der … die irdischen Räume … weit abgeschritten hat zu weiterer Bewegung, zum Leben.«

Vishnu wohnt im Himmel und andere Götter folgen ihm (4). Vishnu untergeordnet sind, darauf verweist der Rig Veda ausdrücklich, die göttlichen Asvin-Zwillinge Dasra und Nasatya. Auf diese himmlischen Gesellen trifft man im Rig Veda immer wieder. 

Ihnen wurde große Verehrung zuteil. Sie wurden in poetischen Hymnen gepriesen und geradezu unterwürfig angefleht. Die Asvin-Götter, so erfahren wir aus dem Rig Veda, sind vom Himmel geboren und sausen als »himmlische Vögel« (5) herbei, um den Menschen zu helfen. Allerdings waren die Asvin-Brüder wohl keine gefiederten Vögel im herkömmlichen Sinn, keine Flattermänner, die sich mit der Kraft ihrer Muskeln in die Lüfte erhoben.

Wenn die »Indianer« Nordamerikas ehrfürchtig vom  »Feuerross« (Fotos 2-4) sprachen, meinten sie ja auch kein herkömmliches Reittier, sondern eine Lokomotive, also eine Maschine. Besonders eindrucksvoll war für mich das qualmende, schnaubende »Feuerross«, das bei den Karl-May-Festspielen 2016 leibhaftig in Erscheinung trat. Das Monster aus Eisen gehörte zu den »Hauptakteuren« von Karl Mays »Der Schatz im Silbersee«. Doch zurück nach Indien: Die Asvin-Brüder nutzen einen Wagen (6) und der »umfährt in einem Tage Himmel und Erde«. Die englische Übersetzung, so wurde mir in Mahabalipuram gesagt, kommt dem Originaltext deutlich näher. Da heißt es nämlich (7): 

»Your car ... goes round the earth and heaven in one brief moment«.
Zu Deutsch: »Euer Wagen … geht um Himmel und Erde in einem kurzen Moment.«

Im Stichwortregister der meiner Meinung nach besten Übersetzung der Rig Veda ins Deutsche,  heißt es klipp und klar: Die Asvin »fliegen in einem Tage um den Himmel«. Immer wieder wird im Rig Veda darauf hingewiesen, dass die Asvin-Götter in ihrem Wagen fliegen – um die ganze Welt (8): »Denn ihr, die Meister, flieget mit den eiligen (?) vollständig um die ganze Welt.« In der englischen Übersetzung (9) werden die Asvin-Brüder als »Wunder-Wirker« oder »Wunder Bewirker« gepriesen.

Herrmann Grassmann übersetzt, dem Original auch in Reim und Rhythmus so nah wie möglich kommend (10):
»Denn, hehre, ihr umfliegt das All
mit raschen Rossen rings herum,
Gebet erregend, honigfarbene Glanzesherrn.«

Fotos 6 und 7: Tempel oder Mythologie in Stein?

Vergleicht man verschiedene Übersetzungen des Rig Veda miteinander, erkennt man, wie geradezu verzweifelt die Wissenschaftler bemüht sind zu verstehen, was sie aus einer altehrwürdigen Sprache ins Deutsche oder Englische übertragen. Heutige Übersetzer haben ein Problem: Selbst wenn sie erkennen würden, dass altehrwürdige Texte modernste Raumfahrttechnologie beschreiben, müssten sie einem überholten Weltbild treu bleiben. Müssten? Müssen? Außenseiter haben es im Wissenschaftsbetrieb schwer. Das fängt schon im Studium an. Der Student gibt bei einer Prüfung zum Besten, was der Professor von ihm erwartet. Da der Student bestehen möchte, wird er den Professor bestätigen und ihm nicht widersprechen. Steigt er zum Assistenten des Professors auf, wird er wiederum die »Erkenntnisse« des Professors nicht anzweifeln, sondern untermauern.

Konkret: »Ketzerische« Interpretationen altindischer Texte im Sinne von »Astronautengötter-Besuchen in grauer Vorzeit« können sich nur sehr schwer durchsetzen. Ja derlei Themen sind derartig tabuisiert, dass in der Welt der Wissenschaft kaum jemand über derlei Fragen auch nur diskutieren mag. Vor Jahrtausenden darf es nun einmal keine Außerirdischen gegeben haben, deren gigantische Mutterschiffe zur Erde kamen und die in Zubringerschiffen zwischen All und Erde pendelten. Dann müssen eben Außerirdische »Götter« bleiben. Dann müssen Raumschiffe, die an einem Tag die Erde umkreisen Vehikel sein, die von Pferden gezogen werden.

Foto 8: Steinerne Erinnerungen - an was?

Übersetzer des 19. Jahrhunderts hatten einen fragwürdigen »Vorteil«. Weltraumfahrt kannten sie nicht, also gerieten sie erst gar nicht in den Konflikt heutiger Übersetzer: Astronautengötter oder Götter, Weltraumschiffe oder Götterkarren? Man kann nur erkennen und identifizieren, was man kennt oder zumindest für möglich hält. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist aber Raumfahrttechnologie längst schon Realität geworden. Wir können also entsprechende Hinweise – zum Beispiel – altindischer Literatur wie dem Rig Veda erkennen. Wir können, wir könnten, wir sollten …


Fußnoten

(1) Andere Schreibweisen: Visnu oder Wischnu.
(2) Michel, Peter (Hrsg.) »Der Rig-Veda/ Das Heilige Wissen Indiens in der Übersetzung von Karl-Friedrich Geldner«, nach der Ausgabe Göttingen und Leipzig 1923, Wiesbaden 2008, Band 2, Namenindex S. 39
(3) ebenda, Band 1, S. 213. 1, 155, 4 (1. Liedkreis, Hymnus 155, Vers 4)
(4) ebenda, Band 2,  S. 315. 8, 15, 9 (8. Liedkreis, Hymnus 15, Vers 9)
Ebenda, Band 1, S. 214. 1, 156, 4 (1. Liedkreis, Hymnus 156, Vers 4)
(5) Ebenda, Band 1, S. 474. 4, 43, 3 (4. Liedkreis, Hymnus 43, Vers 3)
(6) ebenda, Band 1, S. 406. (3, 58, 8)
(7) »Rig Veda by Ralph T.H. Griffith, Translator«, eBook, Verlag: Leeway Infotech, 30. Januar 2016
(8) Michel, Peter (Hrsg.) »Der Rig-Veda/ Das Heilige Wissen Indiens in der Übersetzung von Karl-Friedrich Geldner«, nach der Ausgabe Göttingen und Leipzig 1923, Wiesbaden 2008, Band 1, Seite 336. 8, 26, 6 (8. Liedkreis, Hymnus 26, Vers 6)
(9) »Rig Veda by Ralph T.H. Griffith, Translator«, eBook, Verlag: Leeway Infotech, 30. Januar 2016
(10) »Rig Veda. Übersetzt und mit kritischen und erläuternden Anmerkungen versehen von Hermann Grassmann«, Leipzig 1876, Band 1, Seite 438

Zu den Fotos
Foto 1: Rekonstruktion eines Himmelsschiffs. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Fotos 2-4: Das »Feuerross« der Indianer Nordamerikas. Fotos Walter-Jörg Langbein
Foto 5: Tempel von Mahabalipuram. Foto Walter-Jörg Langbein
Fotos 6 und 7: Tempel oder Mythologie in Stein? Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 8: Steinerne Erinnerungen - an was? Foto Walter-Jörg Langbein

350 »Kosmische Besucher und ihre irdischen Spuren (II)«,
Teil 350 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 02.10.2016


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Sonntag, 18. September 2016

348 »Riesen, Götter, Astronauten?«

Teil 348 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein

Foto 1: Lageplan der 5 Rathas
Zur Erinnerung: Fünf  »Tempelchen« unweit des Riesenreliefs von  Mahabalipuram bilden ein Ensemble. Vier der fünf »Rathas« sind dicht an dicht in einer Linie aneinandergereiht. Alle vier wurden einem einzigen Felsrücken heraus gemeißelt. Benannt hat man die fünf Rathas nach den legendären fünf Pandava-Brüdern und ihrer gemeinsamen Frau. Die fünf legendären Brüder sind: die Zwillinge Nakula und Shadeva, Yudishthira (1), Bhima und Arjuna. Alle fünf  Brüder hatten mehrere Frauen, Arjuna zum Beispiel deren fünf. Zudem teilten sich  die Fünf aber eine Frau, nämlich Draupadi. König Pandu wünschte sich sehnlichst männlichen Nachwuchs. Als Opfer eines Fluchs, der ihn zeugungsunfähig machte, konnte er nicht selbst dafür sorgen. Diverse Götter vertraten ihn recht erfolgreich.

So sprang Indra für den König ein und zeugte Arjuna. Arjunas Tempel  (Nr.3 im Lageplan) soll  von buddhistischen Architekten geschaffen oder beeinflusst worden sein. Steinerne Statuen, die das monolithische Gebäude zieren, könnten historische Personen aus dem 7. Jahrhundert darstellen, vielleicht wichtige Menschen aus der Hafenstadt Mahabalipuram. Bei Ausgrabungen in unmittelbarer Nähe des Arjuna Tempels stießen Archäologen auf einen beschädigten steinernen Kopf Shivas. Indra ist an der Rückseite des sakralen Gebäudes als Halbrelief zu sehen, auf einem Elefanten reitend.

Foto 2: Arjunas Ratha (links), Draupadis Ratha (rechs)

Indra ist in die altindische Mythologie als göttlicher Held eingegangen. Wie der Heilige Georg aus christlichen Gefilden tötet Indra monströse Fabelwesen. Er ist dabei allerdings nicht auf ein schlichtes Schwert angewiesen, sondern bringt wiederholt seinen »Donnerkeil«, »vajra« genannt, zum Einsatz. Auf diese Weise erledigt Indra Vrita, das saurierähnliche Untier, das auch als »Dürredämon« Vrita Angst und Schrecken verbreitet. Indra ist am ehesten mit einem Superhelden des Comiczeitalters vergleichbar, nur dass er sich nicht auf übermenschliche Kräfte verlassen muss, sondern seinen modern anmutenden Waffen vertrauen kann. In Sachen Schöpfung muss ein Vergleich mit dem biblischen Gott erlaubt sein. Indra war ein Sohn von Himmel und Erde. Ursprünglich müssen beide -  »Dyaus« (Himmel) und »Prithivi« (Erde) - verbunden gewesen sein. Indra trennte beide, kaum dass er das Licht des Lebens erblickt hatte. Er muss ein wirklich starkes Baby gewesen sein.

Foto 3: Arjunas Ratha

Auch der biblische Schöpfergott wird als der große »Trenner« beschrieben (2): »Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.«  Hermann Grassmann kommentierte anno 1877 (3), dass Indra eine Art Zaubertrunk einnimmt. Dann, »dadurch gestärkt, vollbringt Indra seine Heldenthaten, zu denen er mit dem Blitze oder Donnerkeil bewaffnet, in einem Wagen.« Um einen herkömmlichen Wagen kann es sich bei Indras Gefährt freilich nicht gehandelt haben. Verweist doch Grassmann ausdrücklich darauf, dass Indra  (4) »gewaltige Kriegsthaten … teils in den Wolken des Himmels, theils auf der Erde ausführt.«

Foto 4: So einen »Donnerkeil« hatte Arjuna

Bei meiner Indienreise wurde mir das Dilemma der Wissenschaften bewusst, die sich mit uralten Texten beschäftigen. Das Problem: Eine Übersetzung eines altehrwürdigen Textes fällt ganz unterschiedlich aus, je nachdem welches Bild der Übersetzer von der Entstehungszeit des Textes hat. Konkreter: Anno 1877 konnte sich Germann Grassmann nicht vorstellen, dass es im Alten Indien einst Kontakte mit außerirdischen Wesen, Götter genannt, gegeben haben könnte. Der kenntnisreiche Forscher war ein Spitzenexperte in Sachen Sanskrit, aber von den Möglichkeiten der Raumfahrt, von Laser-Waffen und der gleichen konnte er nichts wissen. Wenn nun im Rig Veda tatsächlich Kontakte mit Außerirdischen beschrieben wurden, wenn es in dem heiligen Textkonvolut tatsächlich auch um Flugobjekte und modernste Waffen ging, dann musste Grassmann – wie jeder andere Sanskritexperte auch – falsch übersetzen. Es ist an der Zeit, dass Texte wie der Rig Veda neu übersetzt werden, so wie dies Dr. Hermann Burgard im Bereich sumerischer Hymnen getan hat.

Foto 5: Nakula und Sahadeva Ratha
Ich darf noch einmal Hermann Grassmanns Kommentar zitieren (5): »Er (Indra) stürzt die Himmelsstürmer Rauhina und andere von den Höhen herab, und tilgt auch auf der Erde die feindlichen Dämonen. An den Kämpfen der Menschen betheiligt er sich und verschafft Sieg denen, die ihm am treuesten dienen, und lässt sie reiche Beute erlangen.« Eindeutig wird unterschieden zwischen Geschehnissen, die sich »in den Höhen« und anderen, die sich »auf der Erde« ereignen. Selbst die Übersetzung Grassmanns aus dem späten 19. Jahrhundert lässt erahnen, dass der Rig Veda auch Kämpfe im Luftraum, womöglich im All beschreibt. Bevor nicht eine wirklich neue Übersetzung der Originaltexte vorliegt, können wir nur erahnen, was hinter den geheimnisvollen Hymnen der Rig Veda steckt.

Was will der unbekannte Verfasser des Rig Veda ausdrücken, wenn es im 2. Liedkreis heißt (6): »Selbst Himmel und Erde beugen sich ihm; vor seiner Wut fürchten sich selbst die Berge.« Hermann Grassmann kam 1877 zu einem leicht abweichenden Ergebnis: »Ihm beugen sich die Himmel und die Erde, vor seinem Schnaufen beben auch die Berge.«  Eine ähnliche Beschreibung findet sich im Alten Testament unserer Bibel. Als sich der Gott des Alten Testaments auf dem Berg Sinai vom Himmel kommend niederließ, hat er wohl auch »geschnaubt« (8): »Der ganze Berg Sinai aber rauchte, weil der HERR auf den Berg herabfuhr im Feuer; und der Rauch stieg auf wie der Rauch von einem Schmelzofen und der ganze Berg bebte sehr.«

Die Landung des Herrn auf dem Berg Sinai, verbunden mit Schnauben, Feuer und Rauch war alles andere als ungefährlich für die Menschen. So musste ein Schutzzaun um den vorgesehenen Landeplatz errichtet werden, um die Menschen von der Gefahrenzone fernzuhalten (9): »Mose aber sprach zum HERRN: Das Volk kann nicht auf den Berg Sinai steigen, denn du hast uns verwarnt und gesagt: Zieh eine Grenze um den Berg und heilige ihn.«

Foto 6: Nakula und Sahadeva Ratha

Dr. Hermann Burgard hat es vorexerziert: Sumerische Tempelhymnen enthalten glasklare Hinweise auf Besuche von Außerirdischen und Beschreibungen ihrer hypermodernen Technologie – vor mehr als vier Jahrtausenden! Vor Dr. Burgards brisanten Neuübersetzungen sumerischer Tempelhymnen (verfasst von Encheduanna) gab es »nur« vielversprechende Hinweise.  Dr. Burgard (11): »Encheduanna benennt diese Tempelherrschaften jedoch in ihrem Text mehrfach klar mit einer Bezeichnung, die modern als Dingir ausgesprochen wird. Seit den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnte man von Professor Deimel vom Päpstlichen Bibelinstitut in Rom lernen, dass es sich dabei um – wörtlich übersetzt – ›Entscheider aus Flugapparaten‹ handelte.«

Wer waren diese »Entscheider aus Flugapparaten«? Gehörte der biblische Gott des Alten Testaments, der unter gefährlichem Gebraus auf dem Berg Sinai landete, ebenso in diese Gruppe wie die diversen Göttinnen und Götter, über die wir im Rig Veda informiert werden? Provokativ gefragt: Stellen die 5 Rathas von Mahabalipuram Flugvehikel der vorgeschichtlichen kosmischen Besucher dar? Sind die Götter die Besatzung der prähistorischen »UFOs«?

Foto 7: Ratha von Nakula und Sahadeva
Bleiben wir noch beim Ensemble der fünf Tempel von Mahabalipuram, die nach den legendären Pandava-Brüdern und ihrer gemeinsamen Frau benannt wurden. Die Zwillinge Nakula und Sahadeva müssen sich einen Tempel teilen (Nr.1 im Lageplan. Siehe Foto 1!) Natürlich kam auch als Vater für die Zwillinge nicht König  Pandu in Frage. Das machte ja ein böser Fluch unmöglich. Leibliche Väter der Zwillinge waren die göttlichen Ashvin-Zwillinge Dasra und Nasatya.

Dasra und Nasatya waren entweder Riesen oder Astronauten in Indiens mythologischer Vorzeit. Im 19. Jahrhundert waren Astronauten noch nicht einmal Hirngespinste in der Welt der Wissenschaft. Also konnten aus Astronauten, die in ihren Vehikeln zwischen Himmel und Erde pendelten, nur  Götter werden, die in Karren reisten. Und derlei indische Götter, über die Werke wie der Rig Veda berichten, durften nur fiktive Phantasiegestalten sein, zumindest für christlich orientierte Wissenschaftler des späten 19. Jahrhunderts.

Dasra und Nasatya – Riesen oder Astronauten? Das hängt von der Übersetzung ab, für die wir uns entscheiden! Folgt man der Übersetzung von Hermann Grassmann (12), dann waren die beiden Götter Riesen, die »bis zum Himmel ragen auf«. Folgt man freilich der englischen Übersetzung, dann waren die beiden Asvin-Götter die Besten ihrer Zunft, die dank ihrer Flugmaschine die Himmel erreichen (13). 


Fußnoten

Foto 8: Ein sehr wichtiges Buch!
(1) Yudishthira ist auch als Dharmaraja (andere Schreibweise Dharma Raja) bekannt.
(2) 1. Buch Mose Kapitel 1, Verse 6-8
(3) Grassmann, Hermann (Übersetzer): »Rig Veda/ In der Übersetzung von H. Grassmann«, eBook, Pos. 496, Altmünster , 21. Juli 2012, Printausgabe 1877, Rechtschreibung unverändert übernommen
(4) ebenda
(5) ebenda, Pos. 502
(6) 2, 12, 13 (2. Liedkreis, 12. Hymnus, Vers 13) Geldner, Karl F.: »Der Rig Veda«, übersetzt und erläutert von Kerl F. Geldner, Erster Teil, Erster bis vierter Liederkreis, Göttingen 1923, Seite 262
(7) 2, 12, 13 (2. Liedkreis, 12. Hymnus, Vers 13) Grassmann, Hermann (Übersetzer): »Rig Veda/ In der Übersetzung von H. Grassmann«, eBook, Altmünster, 21. Juli 2012, Printausgabe 1877
(8) 2. Buch Mose Kapitel 19, Vers 18
(9) 2. Buch Mose Kapitel 19, Vers 23
(10) Burgard, Dr. Hermann: »Encheduanna/ Geheime Offenbarungen«, Groß-Gerau 2012 (Foto 8)
Burgard, Dr. Hermann: » Encheduanna: Verschlüsselt - Verschollen - Verkannt.Tempelhymnen Nr. 20 - 42 mit neuen Geheimen Offenbarungen«, Groß-Gerau 2014
(11) Grußadresse von Dr. Hermann Burgard für das Seminar »Phantastische Phänomene«, Bremen 2. und 3.3.2013. Ich zitiere aus Dr. Burgards Manuskript.
(12) »Rig Veda. Übersetzt und mit kritischen und erläuternden Anmerkungen versehen von Hermann Grassmann«, Leipzig 1877, Band 2, Seite 19 (1. Liedkreis, Hymnus 22, Vers 2)
(13) »Rig Veda by Ralph T.H. Griffith, Translator«, eBook, Verlag: Leeway Infotech, 30. Januar 2016 (1. Liedkreis, Hymnus 22, Vers 2)
 


Zu den Fotos

Foto 1: Lageplan der 5 Rathas.wiki commons/ Daarznieks
Foto 2: Arjunas Ratha (links), Draupadis Ratha (rechs)
Foto 3: Arjunas Ratha
Foto 4: So einen »Donnerkeil« hatte Arjuna
Foto 5: Nakula und Sahadeva Ratha/ Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Nakula und Sahadeva Ratha/ etwa 1910/ Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 7: Nakula und Sahadeva Ratha/ wiki commons/ Sharda Crishna
Foto 8: Ein sehr wichtiges Buch/ Foto Verlag 

349 »Kosmische Besucher und ihre irdischen Spuren (I)«,
Teil 349 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 25.09.2016

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