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Sonntag, 14. August 2016

343 »Tempel auf dem Meeresgrund«

Teil 343 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein

Fotos 1 und 2: Der Küstentempel bei Tag und bei Nacht

Meinen ersten Besuch stattete ich Mahabalipuram bei Nacht ab. Es war nach einem glühend heißen Tag immer noch schwül warm. Doch eine sanfte nach Tang und Fisch riechende Briese machte die Temperatur erträglich. Das Meeresrauschen, die spritzende Gischt, die Sterne am pechschwarzen Himmel und der gespenstisch wirkende, mit Scheinwerfern angestrahlte Tempel direkt am Meer, all das ergab eine surreal wirkende Atmosphäre. Ich fühlte mich wie auf einen fernen, fremden Planeten versetzt, als staunender Erdenwicht, der nicht begreifen konnte, in was für eine Welt er geraten war.

Kleine Tempel – so es denn Tempel waren – aus Stein wuchsen aus dem gewachsenen Fels der Erde. Da und dort waren vage Pilger zu erkennen. Einige trugen Fackeln, andere Taschenlampen und wieder andere waren mit Öllampen ausgestattet. Manche trugen Blumen bei sich, die sie im Tempel an der Küste ablegten. Wieder andere blieben scheu vor dem Eingang stehen, blickten ins Innere des »Gotteshauses«, murmelten etwas leise vor sich hin. Beteten sie? Baten sie um Beistand einer Göttin? Bedankten sie sich bei einem Gott? Weit über 100.000.000 Göttinnen und Götter sind den Hindus Indiens bekannt.

Foto 3: Kleine Tempel wachsen aus dem Stein

Mein zweiter Besuch fand bei Tageslicht statt. Ich meinte erkennen zu können, dass der Küstentempel quasi auf einer steinernen »Landzunge« stand. Der Eindruck täuscht. Der Küstentempel war weit mehr als ein Jahrtausend den Gewalten des Meeres direkt ausgesetzt und drohte beschädigt, ja zerstört zu werden. Vermutlich hätte das sakrale Bauwerk dem Tsunami vom 26. Dezember 2004 nicht standhalten können, wenn nicht im Auftrag von Indira Gandhi rechtzeitig Schutzmaßnahmen ergriffen werden wären. Mit erheblichem technischen Aufwand wurde dem uralten Bauwerk zum Meer hin ein massiver Schutz verabreicht : Vor allem massive Wellenbrecher aus teils gewaltigen Felsbrocken und eine zusätzliche Mauer.

Foto 4: Das gigantische Steinrelief

Ich marschierte den Weg vom gigantischen Steinrelief mit der vom Himmel kommenden Göttin, vorbei an den fünf steinernen Rathas bis hin zum Küstentempel. Die Landschaft war bizarr. Aus dem staubigen Boden wölbten sich Steinstrukturen, kleine und große. Am ehesten erinnerten sie mich an die Buckel von Walen. Die Rücken der Meeressäuger freilich waren aus Stein. Aus Granit, wie man mir vor Ort versicherte.

Foto 5: Blick aufs Meer
Vom Inneren des Tempels aus blickt man auf das tosende, peitschende Meer. Da draußen, so hieß es bei meinem Besuch, ruhen sechs weitere Tempel auf dem Meeresgrund. Derlei lebende Legenden wurden gern als märchenhafte Erfindungen fantasiebegabter Menschen belächelt und abgetan. Immerhin  erhielt die Hafenstadt Mahabalipuram den Beinamen »Sieben Pagoden«, weil es sechs weitere Tempel wie den Küstentempel gegeben haben soll. Unklar ist, seit wann man von den sechs Tempeln auf dem Meeresgrund spricht. D.R. Fyson, ein Engländer, lebte lange Jahre in Madras, verfasste ein sachkundiges, fundiertes Werk über Mahabalipuram. Er schreibt (1):

»Die Überlieferung versichert, dass der Küstentempel als einzige von sieben Pagoden übrig geblieben ist, die einst eine schöne Stadt (Mahabalipuram) zierten. Es heißt, dass die Kronen der anderen Pagoden gelegentlich unter den Wellen glänzen. Nach der Legende konnte der König dank der Hilfe einer Nymphe den Hof von Indra im Himmel besuchen. Nach seiner Rückkehr (zur Erde) gelobte er, seine Stadt (Mahabalipuram) genauso prachtvoll zu gestalten. Das erweckte Indras Eifersucht und Indra stieg in einem großen Sturm herab und ließ den Ozean ansteigen und die Stadt überfluten.«

Vorsichtig formulieren Dr. Robert M. Schoch und Robert Aquinas McNally (2): »Die Stätte besteht aus großen überfluteten Strukturen, in denen manche Betrachter das Werk menschlicher Hände zu erkennen meinen. Mahabalipuram mag eine verlorene Stadt der Pyramidenbauer gewesen sein, vielleicht aber auch eine nicht richtig erkannte geologische Formation.« Dr. Schoch und McNally fordern eine gründliche wissenschaftliche Untersuchung.

Foto 6: Zentrum des Riesenreliefs

Vor (vielen?) Jahrtausenden sollen – auch in Mahabalipuram –  erste »primitive« Tempel aus Holz entstanden sein. Es mögen einfache Holzhütten gewesen sein, in denen Begräbniszeremonien abgehalten wurden. Man wechselte – wann auch immer – zum Granit als Material und legte »Höhlentempel« an.  Die Bearbeitung des harten Gesteins setzt fortgeschrittene Steinmetzkunst und entsprechende Werkzeuge voraus. Ursprünglich mögen von der Natur geschaffene Höhlen als sakrale Orte für religiöse Zeremonien genutzt worden sein. Wo es aber keine natürlichen Höhlen gab, wurden welche künstlich geschaffen. Das geschah auch in Mahabalipuram. Diese »Höhlen« waren anfangs freilich allenfalls kleine Kammern, die man in Granitbrocke hinein meißelte.

Im fünften, sechsten und siebten Jahrhundert begnügte man sich nicht mehr mit derlei Kammern. Aus Granitfelsen modellierte man kleine Tempel, die man Rathas nannte. Andere Bezeichnungen: Vimanas, Karren oder Tempelwagen. Fünf solche Rathas sind neben dem riesigen Steinrelief Hauptanziehungspunkte für einheimische Pilger wie für Touristen aus aller Welt.

Was mir schnell auffiel: Sowohl das riesige Steinrelief als auch die Rathas wurden nicht vollendet. Irgendwann müssen die Steinmetze von heute auf morgen ihr unvollendetes Werk seinem Schicksal überlassen haben. Warum?

Das Steinrelief zeigt in der Mitte, in einem von der Natur geschaffenen Felsspalt, den vom Himmel zur Erde herabströmenden Fluss. Rechts davon fallen vor allem zwei riesige Elefanten auf, die – wie auch die kleinen Elefanten darunter – sehr realistisch und naturgetreu verewigt wurden. Links vom Himmelsfluss wurde nur ein Teil der steinernen Fläche bearbeitet. Man erkennt klar, dass Vorbereitungen für das Einmeißeln weiterer Figuren getroffen wurden. Dazu kam es aber nicht. Die Arbeiten wurden – warum auch immer – abgebrochen.

Foto 7: Das Riesenrelief blieb unvollendet

Löst man den Blick von den Darstellungen von Tänzern, Zwergen, Elefanten, die zu Hunderten im Relief verewigt wurden, fällt eine fast kahle Stelle größeren Ausmaßes links vom Himmelsfluss auf. Unten, direkt links neben dem Fluss, erkennen wir die Darstellung eines Tempelchens. Davon links wurden einige wenige Tiere, wiederum sehr naturalistisch, in den Stein gemeißelt. Sie wurden allerdings zum Teil offenbar nicht vollendet. Es sieht so aus, als hätten die Künstler unvermittelt Hammer und Meißel zur Seite gelegt, um nie mehr ihr Werk fortzuführen. Und weiter links kann man erste rudimentäre Anfänge neuer Reliefbilder erkennen (Foto 8).

Foto 8: Rudimentäre Anfänge von neuen Reliefbildern

Warum wurden diverse Steinmetzarbeiten in Mahabalipuram nicht beendet? Starb der Auftraggeber? Wurde er abgesetzt? Oder ereignete sich eine Naturkatastrophe, die so gravieren war, dass alle Arbeiten an Pagoden, Tempeln und Reliefs abrupt abgebrochen wurden? Gab es dank eines gravierenden Klimawandels einen erheblichen Anstieg des Meeresspiegels, so dass sechs der sieben Pagoden von Mahabalipuram in den Fluten versanken?

Zu diesem spannenden Thema schreiben John und Mary Gribbin (3): »Die eiszeitlichen Menschen waren aber auch Küstenbewohner, die mit Sicherheit an den Rändern von Mittelmeer und Nordsee, aber auch entlang der Großen Australischen Buch und anderen Meeresufern lebten. Manche Forscher vermuten, dass die Hauptzentren dieser frühmenschlichen Besiedlungen in Gebieten lagen, die heute vollständig vom Meer überschwemmt sind. Vermutlich war der primäre Effekt von Klimawechseln und Überschwemmungen im Küstenbereich, dass die damalige Bevölkerungszahl drastisch reduziert wurde. Die katastrophalen Begleiterscheinungen dieser Geschehnisse bilden daher den Ursprung jener Legenden von der großen Flut (Sintflut), die seit Urzeiten überliefert werden. Zwischen 15.000 und 10.000 v.Chr. stieg der Meeresspiegel weltweit um mindestens 50 Meter und bis 5.000 v.Chr. hatte er weitere 40 Meter zugenommen.«

Foto 9: Waren die Inseln immer Inseln?
Das Phänomen von Bauten auf dem Meeresgrund ist bis heute viel zu wenig erforscht. Mir scheint, man hat lange Zeit so gut wie gar nicht nach versunkenen Bauwerken gesucht, weil man entsprechende Überlieferungen gern als frei erfundene Phantastereien abtat. Neuerdings aber scheint sich das Blatt zu wenden.

Ich erinnere mich sehr gern an meine Reisen nach Nan Madol, Pohnpei, Archipel der Karolinen, Föderierte Staaten von Mikronesien. Nan Madol wird als das »Venedig der Südsee« bezeichnet. Die Bezeichnung passt, heute zumindest. Da gibt es Miniinseln mit steinernen Bauten oder zumindest Ruinen, dazwischen oft schmale Wasserwege. Rund 90 künstlich geschaffene kleine Inseln trugen einst alle massive Steinbauten aus Basaltsäulen. Doch waren die Inseln immer schon Inseln?

Mein Eindruck: Der Komplex von Nan Madol bestand einst aus einem zusammenhängenden, geschlossenen Areal von mindestens 80 Hektar Größe.  Auf alle Fälle wurde der recht große Komplex wie auf dem Reißbrett geplant und gebaut. Von Anfang an wurde alles im Ganzen geplant. Zum Meer hin wurde eine massive Mauer, ebenfalls aus Basaltsäulen aufgetürmt. Offensichtlich war man sich der Gefahr bewusst. Viel geholfen hat der Schutzwall nicht. Nan Madol wurde überflutet.

Foto 10: Unterwegs auf einem der »Kanäle«

Als der Meeresspiegel stieg, wurden die Straßen zwischen den »Tempeln« zu Kanälen, die steinernen Bauten auf ihren massiven Fundamenten zu Inseln. Bei einigen der »Kanäle« konnte ich feststellen, dass sie – heute unter Wasser – gepflastert sind. Taucher beteuern: Es gibt ähnliche Bauten aus Basaltsäulen vor Nan Madol, auf dem Meeresgrund.


Foto 11: Autor Langbein unterwegs zu den Ruinen
Fußnoten

(1) Fyson, D.R.: »Mahabalipuram or Seven Pagodas«, Madras 1949, Seite 28,
Übersetzung aus dem Englischen durch Walter-Jörg Langbein
(2) Schoch, Dr. Robert M. und McNally, Robert Aquinas: »Voyages of the Pyramid Builders«, eBook-Version, Pos. 844 und Pos 845
(3) Gribbin, John und Mary: »Kinder der Eiszeit – Beeinflußt das Klima die Evolution der Menschen?«, Frankfurt am Main 1994, S. 162

Zu den Fotos

Fotos 1 und 2: Der Küstentempel bei Tag und bei Nacht. Fotos W-J.Langbein
Foto 3: Kleine Tempel wachsen aus dem Stein. Foto um 1910 entstanden. Archiv W-J.Langbein
Foto 4: Das gigantische Steinrelief. Foto wikimedia commons/  Bernard Gagnon
Foto 5: Blick aufs Meer. Foto um 1910 entstanden. Archiv W-J.Langbein
Foto 6: Zentrum des Riesenreliefs. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 7: Das Riesenrelief blieb unvollendet. Foto wikimedia commons/  Bernard Gagnon
Foto 8: Rudimentären Anfänge von neuen Reliefbildern. Foto wikimedia commons/  Bernard Gagnon 
Foto 9: Waren die Inseln immer Inseln? Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 10: Unterwegs auf einem der »Kanäle«. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 11:  Autor Langbein unterwegs zu den Ruinen. Foto Marianne Schartner


344 »Legende aus Stein«,
Teil 344 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 21.08.2016


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Sonntag, 12. Januar 2014

208 »Glas und Waffen«

208 Glas und Waffen,
Teil 208 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Cheopspyramide und Sphinx - Historische Aufnahme um 1910

»Ich kann dir zeigen, wo Cheops wirklich bestattet wurde. Ich habe sein Grab gefunden!«,  raunt mir mit Verschwörermiene der bärtige Guide zu. Zehn Dollar will er für die Sensation haben, die mir als allererstem Besucher überhaupt gezeigt werden soll. Die Idee finde ich amüsant. Sie ist mir zehn Dollar wert. Ich zahle und schon weist mir der Nachkomme Ali Babas den Weg.

Erst musste ich unter einem Stacheldrahtzaun kriechen, dann ging's an einem kniehohen steinernen Mäuerchen entlang bis zu einem unscheinbaren Loch in der Erde. Eine wenig vertrauenerweckende hölzerne Leiter soll mich dann in die wahre Grabkammer des Cheops bringen. Angesichts der zu erwartenden grandiosen Entdeckungen klettere ich in das düstere Loch. Es riecht muffig nach Urin. Ein paar Schritte weiter erkenne ich eine Tür. Ich gehe hindurch und stehe im Dunkeln. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Umgebung.

Ist quadratisch, misst etwa drei mal drei Meter. In einer Ecke liegen einige Stofffetzen. »Das sind Reste der Mumie von Cheops!«, raunt mir mein Guide zu. Ob ich den kostbaren Stoff erwerben wolle? Weil ich so sympathisch sei, würden mir die Kostbarkeiten für 1000 Dollar überlassen. Als ich zögere, sinkt der Preis rapide auf zehn, schließlich auf fünf Dollar. Als ich mich immer noch weigere, das kartoffelsackartige »Gewebe« zu erstehen, wird mein Guide plötzlich unfreundlich. Mir habe er vertraut. Mir habe er das Geheimnis des wahren Grabes von Cheops offenbart. Und nun diese Enttäuschung!

»Diese Kostbarkeiten müssen in einem Museum ausgestellt werden!«, erkläre ich meine Weigerung zu kaufen. »Wenden Sie sich an das Museum in Kairo, man wird Sie fürstlich entlohnen!« Bevor mein Guide etwas antworten kann, klettere ich über die wackelige Holzleiter flugs wieder in die geradezu höllische Sonne Ägyptens. So durchschaubar der Guide mit der falschen Sensation war, es mehren sich Zweifel an Cheops als dem Erbauer der »Großen Pyramide«.

Cheops, der
 angebliche Erbauer
der Cheopspyramide
Foto: Archiv
Walter-Jörg Langbein
Seit Jahrtausenden suchen Grabräuber in Ägypten nach verborgenen Schätzen. Schon vor drei Jahrtausenden wurde im Land am Nil ein reger Handel mit Kostbarkeiten getrieben, die aus Gräbern im Tal der Könige oder dem Tal der Königinnen stammten. Oftmals warteten Plünderer nur auf den Abschluss von Zeremonien. Kaum war der vornehme Verstorbene bestattet, waren sie auch schon zur Stelle, um so schnell wie möglich Grabbeigaben zu stehlen. Angeblich halfen ihnen auch Priester, die genau wussten, wo etwas zu holen war. Die Geistlichen vollzogen ja die letzten Todesriten in den Grabstätten. Sie kannten die geheimen Wege in unterirdische Grabkammern oder den Verlauf der Gänge in Pyramiden.

In Ägypten waren es alteingesessene Grabräuberfamilien, die das Wissen um noch „unentdeckte“ Gräber von Generation zu Generation weiterreichten. Sie wussten oft sehr viel mehr als ihre Konkurrenten von der archäologischen Zunft. Manche arbeiteten mit Archäologen zusammen.

Gräber waren für eingeweihte Wissende so etwas wie Bankdepots. Besonders reich gefüllte Schatzkammern wurden geheim gehalten, die Konkurrenz war groß. Man holte nach und nach Kostbarkeiten, um sie zu verkaufen. Das Mitglied einer »renommierten« Grabräuberfamilie zum Verfasser: »Wir müssen vorsichtig vorgehen. Auf keinen Fall dürfen zu viele kostbare Fundstücke gleichzeitig auf den Markt geworfen werden, das würde den Archäologen und den Behörden schnell bekannt werden. Sie würden mit Recht vermuten, dass da ein reich bestücktes Grab entdeckt worden sein musste. Das erhöht natürlich das Risiko, dass man uns auf die Schliche kommt und die Quelle wäre dann versiegt!«

Wenn im 20. Jahrhundert Archäologen noch unberührte Gräber fanden, galt das schon als Sensation. Archäologen empören sich gern über Grabräuber. Allerdings gibt es aus Sicht der Verstorbenen kaum einen Unterschied zwischen jenen, die Schätze aus den Totengrüften holen und in Museen zur Schau stellen... und jenen, die die Kostbarkeiten verkaufen. Und Pharaonen-Mumien in Vitrinen von Museen als Zuschauermagnet, vergleichbar mit Kuriositäten in Jahrmarkt-Ausstellungen, lassen jegliche Pietät vermissen.

Die Große Pyramide
Foto: Walter-Jörg Langbein
Bis heute, so scheint es, sind die wertvollsten Schätze Ägyptens unentdeckt geblieben. Welche Grabbeigaben mögen wohl dem König Harmais mit auf den letzten Weg mitgegeben worden sein? So lesen wir beim Historiker Cajus Plibnius Secundus im 17. Kapitel seines 36. Buches: »Vor diesen Pyramiden steht die Sphinx, eine Gottheit der dortigen Bewohner, welche noch weit mehr Bewunderung verdient, aber von den Schriftstellern fast mit Stillschweigen behandelt wird. In ihr soll der König Harmais begraben liegen, sie selbst aber anderswoher gebracht worden sein. Sie ist aus einem einzigen natürlichen Steine gearbeitet, und das rote Gesicht dieses Ungeheuers wird göttlich verehrt.«

Nun wird man allerdings einen »König Harmais« vergeblich in den Listen der Ägyptologie suchen. Herodot indes erwähnt einen „Amasis“. Der allerdings, so Herodot, habe zu einer Zeit regiert, als es nach herkömmlicher Ägyptologie im Land am Nil noch lange keine Könige gab.  Herodot aber beteuert: »Nach eigener Angabe der Ägypter waren nämlich bis zur Regierungszeit des Amasis siebzehntausend Jahre verflossen.«

Kühn mutet die Behauptung an, im Kopf der Sphinx befinde sich das Grab von Harmais/ Amasis. Indes, schon vor einem Jahrhundert machte der amerikanische Ägyptologe George Andrew Reisner weltweit Schlagzeilen mit der Behauptung, im Inneren der Sphinx befänden sich »zahlreiche Tunnel« und »Höhlen« und unter den Vorderpfoten des steinernen Riesentieres gebe es einen unterirdischen Raum. Leicht lassen sich derartige Behauptungen ins Reich der Fantasie verbannen, wenn da nicht konkrete Messergebnisse Geheimnisvolles andeuten würden! Wer auch immer das Umfeld der Sphinx durchleuchtete, stieß im Bereich der Vorderpfoten der Sphinx auf »Anomalien«. Mit anderen Worten: Es könnte sich dort sehr wohl ein unterirdischer Raum befinden.

Betrachtet man die Sphinx heute aus der Nähe, so stellt man zahlreiche Restaurierungsmaßnahmen fest, die man kritisch als Pfusch bezeichnen möchte. Da wurden Steine eingesetzt, dort wurden Mäuerchen errichtet. Hier erkennt man Risse, die womöglich ins Innere des Fabelwesens führen. Mehrfach versuchte ich mich dem unschönen neuzeitlichen Mauerwerk zu nähern. Ich wollte feststellen, ob es die verschiedentlich beschriebenen »Eingänge« in den Leib der Sphinx tatsächlich gibt. Ich wurde allerdings von grimmigen Wächtern daran gehindert. Fast habe ich den Eindruck, als ob das zugefügte Mauerwerk nicht nur Lücken füllen, sondern auch verbergen soll. Meiner Überzeugung nach wird intensiv an und in der Sphinx geforscht... wie auch im Inneren der Pyramide. Archäologen sind da nicht am Werk. Ich vermute, es sind Schatzsucher, die mit Duldung von höchster Stelle nach den mysteriösen Geheimnissen von Pyramide und Sphinx suchen!

Sphinx mit Pyramide im Hintergrund - Foto:Walter-Jörg Langbein

Ist es ein Zufall, dass das amerikanische Medium Edgar Cayce vor einem halben Jahrhundert behauptete, dass sich genau dort der Eingang zu den unterirdischen »Hallen der Aufzeichnungen« befindet? Diese mysteriösen Hallen sollen das gesamte Wissen der Menschheit bewahrt haben – aus der Zeit vor der Sintflut! »Spinnerei!«, ist der Leser zu sagen geneigt. Wirklich? Der arabische Historiker Al-Makrizi, auch Al-Maqeizi oder Muhammad al-Maqriz (1364-1442) hinterließ ein umfangreiches Werk, „Hitat“ genannt. Sprengstoff enthält Al-Makrizis »Pyramidenkapitel«. Erich Graefe übersetzte den Text und veröffentlichte ihn 1911 in Leipzig (1).

Stefan Eggers ist es zu verdanken, dass dieser lange Zeit nur Experten bekannte Text allgemein zugänglich wurde (2). So erfahren wir Rätselhaftes über die »Cheops-Pyramide«.  Im »Hitat« heißt es weitschweifig und trotzdem klar (3): »Der Lehrer Ibrahim b. Wasif Sah al Katib sagt, in den ›Nachrichten von Ägypten und seinen Wundern‹, da, wo er von Saurid erzählt, dem Sohne des Sahluk..., des Sohnes von Husal, einem der Könige Ägyptens vor der Sintflut...: Er (Saurid) war der Erbauer der beiden großen Pyramiden bei Misr (Kairo)...«

Nach Al-Makrizi wurde die sogenannte »Cheops-Pyramide« also nicht von Cheops, sondern von Saurid erbaut... und das schon viele Jahrtausende früher, nämlich vor der Sintflut. Warum? Wollte sich König Saurid ein Denkmal schaffen? Wollte er in einem massiven Grabmal bestattet werden, um ganz sicher allen Katastrophen zum Trotz dereinst wieder aufzuerstehen?

Die Sphinx. Foto links um 1910,
 Zeichnung rechts um 1760 - Archiv: W-J.Langbein

Saurid soll, so heißt es im »Hitat«, »300 Jahre vor der Sintflut« einen schrecklichen Albtraum gehabt haben. Er sah in einer apokalyptischen Vision die Erde in einer gewaltigen Katastrophe untergehen (4): »Die Erde kehrte sich mit ihren Bewohnern um, die Menschen flüchteten in blinder Hast, und die Sterne fielen herab, und einer (gemeint: ein Stern) stieß gegen den andern unter grauenhaftem Krachen.«

Die Katastrophe würde über Planet Erde hereinbrechen, darin waren sich alle von Saurid befragten Experten – 130 „oberste Wahrsager –  einig. Was war zu tun? Es wurde eine recht selbstlose Entscheidung getroffen. Nicht persönlicher Egoismus stand im Vordergrund. Es sollte vielmehr das gesamte damalige geheime Wissen in einer Art »Tresor« den Weltuntergang überdauern. In zwei Pyramiden wurden Kammern des Wissens eingebaut. Man verteilte die kostbaren Schätze auf zwei Pyramiden, wohl um auf »Nummer sicher« zu gehen. Selbst wenn eine der Pyramiden-Tesore zerstört werden würde, konnte in der anderen geheimes Wissen überdauern (5):

Welche Geheimnisse mag die/ der Sphinx hüten? Foto:
Archiv Walter-Jörg Langbein
 »Sie begannen den Bau der Pyramiden unter einem günstigen Gestirn... Darauf ließ er in der westlichen Pyramide 30 Schatzkammern aus farbigem Granit anlegen; die wurden angefüllt mit reichen Schätzen, mit Geräten und Bildsäulen aus kostbaren Edelsteinen, mit Geräten aus vortrefflichem Eisen, wie Waffen, die nicht rosten, mit Glas, das sich zusammenfalten lässt, ohne zu zerbrechen, mit seltsamen Talismanen, mit den verschiedenen Arten der einfachen oder der zusammengesetzten Heilmittel und mit tödlichen Giften.«

Sollte es tatsächlich in grauer Vorzeit in Ägypten eine Flutkatastrophe gegeben haben.... in der Wüste? Davon will die schulwissenschaftliche Ägyptologie nichts wissen. Indes, Prof. Robert M. Schoch von der Universität Boston hat nachgewiesen, dass die Sphinx erhebliche Wasserschäden aufweist. Vor Jahrtausenden müssen gewaltige Wassermassen auf die mysteriöse Riesenfigur eingewirkt haben. Sollte es wirklich so etwas wie eine Sintflut gegeben haben, der die Pyramiden von Kairo trotzen?

Drei Pyramiden und Kamele - Foto: W-J.Langbein

Die Sphinx müsste nach Prof. Schoch Jahrtausende älter sein als bislang angenommen. Gleiches gilt dann auch für die »Cheopspyramide« selbst, die ja in etwa gleichzeitig mit der Sphinx entstanden sein soll. Auch die Große Pyramide scheint, nach den äußeren Schäden zu urteilen, so etwas wie eine gewaltige Flut erlebt zu haben. Nach den Aussagen von Prof. Robert M. Schoch – und seine Angaben sind so klar, dass sie keine Zweifel aufkommen lassen – war  Chephren nicht der Erbauer der Sphinx. Demnach ließ der Herrscher das steinerne Fabeltier lediglich restaurieren. Sollte wirklich Saurid und nicht Cheops das Weltwunder in Auftrag gegeben haben, Jahrhunderte vor der Flut?

Gab es eine Katastrophe in Ägypten, die den Pyramiden von Kairo nichts anhaben konnte? Ruhen in den Pyramiden Schätze, die kostbarer als Gold und Edelsteine sind? Es gibt Hinweise, dass bislang unentdeckte Schätze in den Pyramiden ruhen.  Und es sieht ganz so aus, dass intensiv nach ihnen gesucht wird... unter Ausschluss der Öffentlichkeit!

Es wird ganz eindeutig gebohrt und gegraben, vermutlich gegen den Widerstand der Archäologie. Ohne Genehmigung von »ganz oben« ist das nicht möglich. Werden wir je ein Buch lesen könen, das die wahre Geschichte des Alten Ägypten erzählt?


Teilweise kolossale
Steinmonster wurden
zur Pyramide
aufgetürmt
Foto:
Walter-Jörg Langbein
Fußnoten
1 Graefe, Erich: Das Pyramidenkapitel in Al-Makrizis „Hitat“, Leipzig 1911
2 Eggers, Stefan (Hrsg.): Das Pyramidenkapitel in Al-Makrizi’s ›Hitat‹,
     Hamburg 2003 (sehr empfehlenswert!)
3 ebenda, S. 13 und 14
4 ebenda, S. 14
5 ebenda, S. 18

209  Die Straße der Sphingen
Teil 209 der Serie »Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein, erscheint am 19.01.2014                                                                                          



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