Samstag, 30. Juli 2011

Poesie am Samstag- Roland Stickel: »Katzenhilfe«

Foto: Sylvia B.
All die Jahre, in denen Klara und Klärus in ihrem schönen Häuschen und dem Elfengarten wohnen, gibt es zahlreiche streunende Katzen, die einfach ihren Weg durch den recht ursprünglichen Garten machen.
Eine nette Nachbarskatze zu haben, war eine Selbstverständlichkeit, nachdem die eigene Katze Sofie nach einem Urlaub von Klara und Klärus nicht mehr nach Hause kam.
Immer wieder legte Klärus, der ja schon immer fürs Essenkochen zuständig war, Essensreste vor die Türe, die dann schnell weg waren.

Plötzlich, eines Tages erschien eine rote Katze, die aufdringlich mit ihnen schmusen wollte. Ins Haus drängte sie wie die Kälte, und Klara und Klärus hatten alle Hände voll zu tun, um sich ihrer zu erwehren. Es ist ja erst mal was Schönes, eine Schmusekatze zu haben, aber eine Schmusekatze, welche gelegentlich unmotiviert den Beschmusten eine wischt - und zwar mit Krallen - da ist dann Schluss mit Lustig.
Also wurden keine Essensreste mehr rausgelegt, um das Vieh loszuwerden. Nix da. Das liebe Kätzchen ließ sich nicht lumpen und begann, zu randalieren. Die, wohl gemerkt: geliebte!, Nachbarskatze wurde ständig von der roten Katze verprügelt, denn sie übernahm das Revier. Rings um das Grundstück herum hörten Klara und Klärus ständig die Katzen sich prügeln.

Klärus stieg der Kamm, und er bekam große Aggressionen gegen diese Terrorkatze, denn den Zustand davor hatte er immer schön gefunden. Sein Harmoniebedürfnis wurde aufs Äußerste malträtiert. Das Katzenvieh wollte nicht weichen. Schließlich besorgte Klärus sich eine Wasserpistole mit Druck. So eine von der größeren Sorte, mit extra großem Wassertank. Die tankte er mit Wasser auf und musste dann an einer Vorrichtung pumpen, damit sie sich mit Luftdruck füllte. Erst dann konnte er die Waffe zur Feindabwehr einsetzen.
So konnte er sich das Kätzlein im Radius dieses Strahls vom Leibe halten.
Doch das Tier nahm diese Herausforderung an. Immer wieder lag es auf der Lauer, zeigte sich und beobachtete Klärus. Sie wusste genau, wie sein körperlicher Zustand war, und wie weit sie an ihn herankommen konnte. Klärus war regelrecht verzweifelt und hatte eine Stinkwut.
Monate vergingen, bis sie eines Tages nicht mehr kam.

Als Klärus eines Tages mit seinem Auto von zu Hause wegfährt, sieht er auf der Straße eine tote rote Katze.
Klärus bekommt einen Schreck, denn das will er nun auch wieder nicht. Dann sind plötzlich auf der Straße drei weitere rote lebendige Katzen zu sehen. Tage später sieht er dann „seine“ rote Katze, wie sie bei den Nachbarn, schwer verletzt, deren Gartentreppe herunter läuft. Zu Klärus aber war sie die ganze Zeit nicht gekommen. Sie musste einen Unfall gehabt haben.

Es gibt seitens der Freunde, die dieses Theater zwischen Klärus und Katze miterleben, des Öfteren Hinweise, dass dies mit ihm etwas zu tun haben müsse. Auch Klärus hat gelernt, dass es keine „Zufälle“ im herkömmlichen Sinne gibt, also so ganz ohne Grund, vielmehr hat ein großer Meister gesagt, dass uns kein Blatt auf die Füße fiele, ohne dass es irgendeinen Grund dafür gebe.
Aber Klärus in seiner Rage lehnte dies immer vehement mit starken emotionalen Erregungen ab, was schon wieder ein Zeichen der Bestätigung war.
Die rote Katze kam nie mehr.

Dann etwas später passiert Folgendes:
Foto: Sylvia B.
Klara und Klärus stehen auf der Veranda hinterm Haus in ihrem schnuckeligen Garten. In stakeliger Eile kommt eine fast skelettierte Katze zu ihnen her. Hinten streckt sie einen steckensteifen Schwanz von sich. Sie ist völlig verschmutz und starrt beide mit Todesaugen an. Plötzlich ist ein unbeschreiblicher Gestank wahrzunehmen, der aber nicht von der Katze ausgeht; vielmehr ist die ganze Umgebung erfüllt von einem bestialischen Verwesungsgestank. So wie die Katze kam, ist sie auch wieder weg, und der Gestank verflüchtigt sich.
Klara und Klärus starren sich entsetzt an und fragen sich, was das denn wohl war. Die Katze zeigt sich noch einmal und dann nie mehr. Sie musste wohl innerlich schon verwest gewesen sein. Eine sehr gruselige Begegnung.

Alles, was uns im Außen begegnet, hat auch etwas mit uns zu tun. Wir kreieren die Welt, die uns umgibt!“
Dann eines Tages taucht wieder eine Katze auf. Eine schwarze. Sie ist scheu und rennt vor Klärus davon, als ob die rote ihr von ihm erzählt hätte. Das wäre ja für ihn in Ordnung gewesen, aber auch sie beginnt, alle anderen Katzen, die nun wieder so langsam erschienen sind, zu terrorisieren, natürlich auch wieder die Nachbarskatze. Klärus steigt wieder der Kamm. Der Kampf beginnt von Neuem.

Klärus besucht eine hellsichtige Frau, die auch mit Tieren kommunizieren kann. Die sagt zu Klärus:
Katzen haben einen direkten Draht zum Himmel. Das was sie miteinander machen, regeln sie untereinander, auch das Verprügeln. Der Mensch darf da nicht eingreifen. Sie machen das unter sich aus. Vielleicht sind da Anteile in dir, die du dir anschauen solltest. Wir alle haben versteckte Aggressionen in uns, die wir nicht herauslassen. Dann richten wir sie gegen uns selbst und werden krank“.
Klärus hätte es ja wissen müssen, aber oft hilft der Impuls einer kompetenten Person zur Umsetzung des Wissens.
Wieder zu Hause spürt Klärus in sich hinein, beachtet seinen Körper, dankt ihm und dankt der Katze für ihre Hinweise.
Weiterhin schließt er Frieden mit ihr. Auch emotional. Das klappt auch ausnahmsweise mal bei ihm.

Foto: Sylvia B.
Klärus sitzt eines Abends hinterm Haus im Freien und meditiert mit geschlossenen Augen. Es ist schon dunkel, und er ist alleine. Als Klärus für einen Moment die Augen öffnet, sitzt ihm gegenüber auf der Mauer friedlich die schwarze Katze und schaut ihn an. Jetzt spürt Klärus, seine aggressiven Reaktionen sind verschwunden und beide, Klärus und die Katze, haben das Gefühl, dass nun alles vorbei ist. Klärus schließt wieder die Augen, und als er sie wieder öffnet, ist die Katze weg.

Seit dieser Zeit ist es wieder ruhig im Garten von Klara und Klärus.
Ab und zu kommt mal wieder eine Katze vorbei - friedlich.
Alles, was uns im Außen begegnet, hat auch etwas mit uns zu tun. Wir kreieren die Welt, die uns umgibt!“



Auszug aus dem Buch:
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