Montag, 1. Februar 2010

Zurück zu den Wurzeln

Was bedeutet es »Zuhause« zu sein? Damit meine ich nicht das derzeitiges Heim, sondern die Gegend in der man geboren wurde. Wo man die Jahre seiner Kindheit verbracht hat und später mit der eigenen Familie, den eigenen Kindern, gelebt hat.
Nie brauchte ich mir darüber Gedanken zu machen, denn trotz einiger Umzüge, blieb ich immer in vertrauten Gefilden. Doch es ergab sich, dass ich mit meinem Ehemann auf die Insel Fehmarn an der Ostsee gezogen bin. Dort, in den eigenen vier Wänden, die uns lange Zeit als Urlaubsdomizil gedient hatten, wollten wir zwei, drei Jahre verbringen. Schön war es hier auf der Sonneninsel. Die brummelige Art der Insulaner ignorierten wir. Im Sommer erblühte die Insel zu unermüdlichem Leben und beherbergte während der Ferienzeit 40.000 Menschen mehr als sonst. Die Einheimischen zogen sich, soweit sie nicht gewerblich mit den Gästen zutun hatten, zurück.

Die Winter waren lang, dunkel und einsam. Das verhalf mir dazu, mich nach vielen Jahren Pause, erneut dem Schreiben zu widmen. Die Spaziergänge am Stand mit meinem kleinen Hund erhöhten das Denkvermögen. Unangenehme Gedanken blies der Wind aus dem Kopf. Ich veröffentlichte zwei Bücher.
Die Jahre vergingen. In mir stellte sich ein Gefühl der Trauer ein. Ich sah meine Familie, meine erwachsenen Kinder viel zu wenig. Keiner kam schnell vorbei um einen Kaffee zu trinken oder bei Muttern Mittag zu essen. Das gab mir zu denken. Jedes Mal, wenn ich mit meinem Mann zu Besuch in der Heimat war, wäre ich am liebsten geblieben. Es wurde Zeit. Ich hatte Heimweh. Ich musste zurück zu meinen Wurzeln. Meine Seele litt und manche Tage waren trübsinnige Tage. Immer wieder haben wir es hinausgezögert, bis es kein Halten mehr gab. Wie ich bereits in meinem Beitrag »Neujahrsmorgen - Wünsche werden wahr« erwähnte, sind wir am 06. Januar 2010 in unsere Heimat nach Hessen, in den Taunus, zurückgekehrt.
Doch leider habe ich in den ersten Tagen nicht das verspürt, was ich mir erhoffte. Trotz der vertrauten Umgebung fühlte ich mich fremd. Fasst zehn Jahre waren wir auf der Insel. Das ist eine lange Zeit.

Im neuen Heim gab es viel zutun.. Ich war erschöpft und gestresst. Immer wieder stellten sich Zweifel ein, ob dieser Schritt der richtige war. Allmählich nahm die Wohnung Gestalt an, der Garten war tief verschneit, die Kinder kamen zur Begrüßung, halfen ein wenig mit, und meine Seele kam zur Ruhe. Ich weiß nun, dass es eine gute Entscheidung war. Bei einem Spaziergang, entdeckten mein Mann und ich Wege und Plätze, die wir einst mit der Familie bewandert hatten. Mein Gefühl sagte mir: Ich bin Zuhause angekommen.
Erstaunlich, dass mir erst jetzt auffällt, wie schön dieses Städtchen im Taunus ist. Bad Camberg, seit einigen Jahren zum Bad erklärt, hat sich mächtig herausgeputzt. Da gibt es einiges zu erkunden.
Und endlich finde ich auch wieder Zeit, mich dem Lesen und Schreiben zu widmen. Ich hatte es die letzten Wochen vermisst. Alles braucht seine Zeit.

Meine Bücher: Tränen der Verzweiflung - Mord und andere Tragödien
                       Die gläserne Wand - Phantastische Geschichten

4 Kommentare:

  1. Es ist schön wenn man in die Heimat zurückkehren kann und vieles entdeckt, das man vermisst hatte. Du beschreibst es so gefühlvoll, man merkt, du bist wirklich angekommen und das ist wunderbar.Und da du glücklich bist, liebst du das Lesen und Schreiben noch viel mehr. Ich finde es gut, zuhause angekommen zu sein, es ist nicht allen Menschen gegönnt.

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  2. Liebe Ursula,

    vielen Dank, Du verstehst mich. Ich pflichte Dir bei. Wer in seinem Heim sein Zuhause gefunden hat, kann sich glücklich schätzen. Kinder und Familie haben doch noch einen Wert.
    Wer meint, darauf verzichten zu können, belügt sich selbst.

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  3. Liebe Rita!

    Vielen Dank für Deinen schönen Text, der mich mehr als nur angesprochen... der mich berührt hat. Ich selbst bin im Frankenland daheim. Im oberfränkischen Michelau sind meine Wurzeln, auch wenn ich schon seit mehr als 30 Jahren im Weserbergland lebe.

    Ich danke Dir für Deine Offenheit, mit der Du uns in Dein Herz blicken lässt. Und ich freue mich mit Dir, dass Du wieder zuhause angekommen bist.

    Danke für Deinen schönen Text, der von Herzen kommt und zu Herzen geht!

    Walter

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  4. Lieber Walter,
    herzlichen Dank für Deine lieben Worte. Ich finde es schön, dass ich einen kurzen Einblick in mein Herz gewähren durfte. Jeder, der seine Heimat liebt, wird es verstehen.

    LG.Rita

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